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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das X. Capitel

Von der laxierenden MANNA oder Himmel-Brodt.

[Abbildung]

§. 1.

DIe laxierende MANNA bestehet auß kleinen und weisen Glundern/ wie Zucker/ aber weicher und etwas klebericht anzusehen/ eines süßlichten und fetten Geschmacks: Wird meistens auß Sicilien und Calabrien in Schachteln herauß gebracht/ dahero sie insgemein Manna Calabrina und im Teutschen Himmel-Brod/ Himmel-Thau genennet wird.

§. 2.

Von dem rechten Ursprung dieser Manna haben die Medici biß daher sorgfaltig disputiret/ und widerwärtige Meynungen gehäget. Die Alten (welchen Schroederus P. M. pag. 245. noch Beyfall gibt) vermcyneten gäntzlich es wäre ein Thau/ welcher nächtlicher Weil auff gewisse Bäume falle/ nicht anderst als das Manna, wormit die Kinder Israel in der Wüsten vom Himmel gespeisset worden/ dahero es auch den Nahmen bekommen. Ja es fügten noch einige hinzu/ daß obschon diese Bäume nechst andern stünden/ der Thau doch nicht auff diese/ sondern nur auff jene fallen thäte: Allein eben dieses letztere hätte die gute Alten auff einen andern Wahn bringen können/ weilen es der Vernunfft zu wider/ auch nachgehends ferner in Acht genommen worden/ daß die Manna nicht nur oben auff den Blättern/ (wie der Thau) sondern sich auch unten anhänge/ obschon auch der Baum des Nachts mit einem Tuch bedecket werde/ wie Thomas Cornelius Consentinus, so nicht weit davon gelebet/ selbsten probiret und Doct. Rajo erzehlet hat; Ja sie kommt auch an denen abgehauenen und in einen Keller gelegten Aesten hervor/ wie Lobelius in Acht genommen; zugeschweigen/ daß diese Materia von der Sonnen erhärtet/ der Thau aber davon verzehret wird/ wie Sam. Dale in seiner Pharmacolog. pag. 449. weiter davon raisonniret. Weßwegen dann auch Donatus ab Altomari, ein alter Medicus, schon zu seiner Zeit davor gehalten/ daß die Manna kein Thau seye/ sondern auß den Bäumen schwitze/ welches auch nachgehends die Erfahrung bestättigte/ indem diejenige/ so deswegen in Sicilien und Calabrien gereisset/ selbsten gesehen/ daß die Manna auß denen verletzten Esch-Bäumen und Hainbuchen / wie ein Safft hervor dringe und von der Sonnen alsdann gleichsam zu einem Gummi außgetrocknet werde/ und hat solches Thom. Bartholinus nicht allein mit seinen

Das X. Capitel

Von der laxierenden MANNA oder Himmel-Brodt.

[Abbildung]

§. 1.

DIe laxierende MANNA bestehet auß kleinen und weisen Glundern/ wie Zucker/ aber weicher und etwas klebericht anzusehen/ eines süßlichten und fetten Geschmacks: Wird meistens auß Sicilien und Calabrien in Schachteln herauß gebracht/ dahero sie insgemein Manna Calabrina und im Teutschen Himmel-Brod/ Himmel-Thau genennet wird.

§. 2.

Von dem rechten Ursprung dieser Manna haben die Medici biß daher sorgfaltig disputiret/ und widerwärtige Meynungen gehäget. Die Alten (welchen Schroederus P. M. pag. 245. noch Beyfall gibt) vermcyneten gäntzlich es wäre ein Thau/ welcher nächtlicher Weil auff gewisse Bäume falle/ nicht anderst als das Manna, wormit die Kinder Israel in der Wüsten vom Himmel gespeisset worden/ dahero es auch den Nahmen bekommen. Ja es fügten noch einige hinzu/ daß obschon diese Bäume nechst andern stünden/ der Thau doch nicht auff diese/ sondern nur auff jene fallen thäte: Allein eben dieses letztere hätte die gute Alten auff einen andern Wahn bringen können/ weilen es der Vernunfft zu wider/ auch nachgehends ferner in Acht genommen worden/ daß die Manna nicht nur oben auff den Blättern/ (wie der Thau) sondern sich auch unten anhänge/ obschon auch der Baum des Nachts mit einem Tuch bedecket werde/ wie Thomas Cornelius Consentinus, so nicht weit davon gelebet/ selbsten probiret und Doct. Rajo erzehlet hat; Ja sie kommt auch an denen abgehauenen und in einen Keller gelegten Aesten hervor/ wie Lobelius in Acht genommen; zugeschweigen/ daß diese Materia von der Sonnen erhärtet/ der Thau aber davon verzehret wird/ wie Sam. Dale in seiner Pharmacolog. pag. 449. weiter davon raisonniret. Weßwegen dann auch Donatus ab Altomari, ein alter Medicus, schon zu seiner Zeit davor gehalten/ daß die Manna kein Thau seye/ sondern auß den Bäumen schwitze/ welches auch nachgehends die Erfahrung bestättigte/ indem diejenige/ so deswegen in Sicilien und Calabrien gereisset/ selbsten gesehen/ daß die Manna auß denen verletzten Esch-Bäumen und Hainbuchen / wie ein Safft hervor dringe und von der Sonnen alsdann gleichsam zu einem Gummi außgetrocknet werde/ und hat solches Thom. Bartholinus nicht allein mit seinen

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[378/0424] Das X. Capitel Von der laxierenden MANNA oder Himmel-Brodt. [Abbildung] §. 1. DIe laxierende MANNA bestehet auß kleinen und weisen Glundern/ wie Zucker/ aber weicher und etwas klebericht anzusehen/ eines süßlichten und fetten Geschmacks: Wird meistens auß Sicilien und Calabrien in Schachteln herauß gebracht/ dahero sie insgemein Manna Calabrina und im Teutschen Himmel-Brod/ Himmel-Thau genennet wird. §. 2. Von dem rechten Ursprung dieser Manna haben die Medici biß daher sorgfaltig disputiret/ und widerwärtige Meynungen gehäget. Die Alten (welchen Schroederus P. M. pag. 245. noch Beyfall gibt) vermcyneten gäntzlich es wäre ein Thau/ welcher nächtlicher Weil auff gewisse Bäume falle/ nicht anderst als das Manna, wormit die Kinder Israel in der Wüsten vom Himmel gespeisset worden/ dahero es auch den Nahmen bekommen. Ja es fügten noch einige hinzu/ daß obschon diese Bäume nechst andern stünden/ der Thau doch nicht auff diese/ sondern nur auff jene fallen thäte: Allein eben dieses letztere hätte die gute Alten auff einen andern Wahn bringen können/ weilen es der Vernunfft zu wider/ auch nachgehends ferner in Acht genommen worden/ daß die Manna nicht nur oben auff den Blättern/ (wie der Thau) sondern sich auch unten anhänge/ obschon auch der Baum des Nachts mit einem Tuch bedecket werde/ wie Thomas Cornelius Consentinus, so nicht weit davon gelebet/ selbsten probiret und Doct. Rajo erzehlet hat; Ja sie kommt auch an denen abgehauenen und in einen Keller gelegten Aesten hervor/ wie Lobelius in Acht genommen; zugeschweigen/ daß diese Materia von der Sonnen erhärtet/ der Thau aber davon verzehret wird/ wie Sam. Dale in seiner Pharmacolog. pag. 449. weiter davon raisonniret. Weßwegen dann auch Donatus ab Altomari, ein alter Medicus, schon zu seiner Zeit davor gehalten/ daß die Manna kein Thau seye/ sondern auß den Bäumen schwitze/ welches auch nachgehends die Erfahrung bestättigte/ indem diejenige/ so deswegen in Sicilien und Calabrien gereisset/ selbsten gesehen/ daß die Manna auß denen verletzten Esch-Bäumen und Hainbuchen / wie ein Safft hervor dringe und von der Sonnen alsdann gleichsam zu einem Gummi außgetrocknet werde/ und hat solches Thom. Bartholinus nicht allein mit seinen

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/424>, abgerufen am 22.11.2024.