Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.scharff/ einer grauen und bräunlichten Farb/ und scheinet inwendig / wenn man sie zerbricht/ wie eine Spinnweb; welche Species von den Bergen Kiloeb und aus den Quartieren von Indien gebracht wird/ und Berkinah genennet wird/ so die beste und vornehmste ist. Die andere Sort/ welche dem Sesami-Kraut, gleichet/ träget auf den Enden der Zweiglein einen Saamen/ wie eine Kicher-Erbse/ so in einem Folliculo oder Bälglein sitzet: aber dieselbe hat keine Schärffe noch Bitterkeit an sich/ und kommt auch aus Indien, ist aber so gut nicht/ wie die andere sc. Hievon ist mir allein die rechte usuale, die andere aber niemahlen zu Gesicht kommen; und kommt also der kleine und glatte Saame/ den Alpinus seinem Kraut beyleget/ gar nicht mit einer Erbsen überein/ welche der Persianer des rechten oder veritablen Saamen vergleichet; anderer Ungleichheit zu geschweige/ so man daran wahrnehmen kan. Damit man aber eine bessere Erkantnuß dieses Gewächses überkommen möge / so wil ich nach Suratto schreiben/ und bey Gelegenheit allen Fleiß anwenden/ daß ich beyde Species mit allen ihren Theilen außspüren möge; und wannich derselben werde theilhafftig seyn / wil M. H. H. eine gewisse Beschreibung und Abbildung davon zuschicken. Ingleichen werde mich umb ein vollkommenes Pfläntzgen der Spica Nardi umbthun/ welches mir auch nicht bey der Hand wächset/ auch deßwegen niemahlen zu Gesichte gekommen ist; Wiewol Bontius vorgiebt/ daß es auf Java zu finden sey. Ich glaube aber es stehe darinnen eben so vest als mit dem Schoenantho, dafür er das Sire oder Gramen melissae odorum hält; wie ich dann befinde/ daß viele der Unserigen eben den Glauben haben/ aber gantz ohne Grund/ indem mir in Persien das rechte und auffrichtige Schoenanthum sehr bekant worden / absonderlich auf der Küste Choromandel, wo ich gantze Felder durchreiset habe/ die mit diesem Graß/ welches mit seinem Stengel ohngefehr drithalb biß drey Fuß hoch ist/ gantz angefüllet waren/ dessen Geruch von weiten zu spüren/ absonderlich bey der Nacht/ wann es thanet/ oder bey Tag wann es regenhafftes Wetter ist/ weilen man bey Sonnenschein und hellem Wetter keinen sonderlichen Geruch spüren kan. In Golkonda brauchen sie dieses Schoenanthum, wann es zuvor zu Pulver gestossen/ ihre Hände damit zu waschen/ wegen des lieblichen Geruchs/ welchen das Wasser davon annimmt; wiewohln solcher nicht länger währet/ als biß sie trucken werden; indessen nimmt das Pulver auch/ wegen seiner truckenen Natur/ die Fettigkeit von den Händen. Es ist wol Jammer und Schad/ daß an dem sehr köstlichen und herrlichen Werck des Herrn van Rheede kein guter Botanicus geholffen hat/ es solte sonsten aus gantz andern Augen sehen: indem der Pater Matthaeus, welcher den ersten Grund davon geleget hat/ im geringsten kein Botanicus ist/ wie ich ihn dann in Persien gekant habe. So hat auch D. Casearius niemahlen in Europa einige Profession von diesem Studio gemacht/ zu geschweigen/ daß/ wie es mir vorkommet/ das gantze Werck allzusehr praecipitiret und übereilet worden/ einige Figuren neben außweichn/ auch die historialien von den Kräutern einmahl außgeschlossen/ auf ein andermahl aber nur mit sehr wenigen berühret worden. Sonsten sind die meisten Risse sehr accurat, auch die Beschreibung darvon complet genug/ daß sie auch alle Theiliger auf das kläreste außlegen. Weßwegen dann dieses herrliche Werck sehr hoch halte/ und ist die gantze gelahrte Welt/ dem edlen Herrn von Rheede, vor solche genommene Müye/ sehr verbunden. Doch muß ich auch bekennen/ daß unter seinem Nahmen viele notable Gewächse verborgen sind/ welche man schon unter andern Rahmen/ die unter den unserigen gehöret/ oder in den Authoribus gelesen habe/ wohl kennet; weßwegen dann einem Botanico noch einige Mühe übrig bleibet/ alles aus der Finsternuß an den Tag zu legen/ und alles unterscheiden zu können; welches einem der den Augenschein und rechte Erkantnuß der inländischen Kräuter genommen hat/ nicht schwer fallen dörffte/ worinnen mein Hochgeehrter Herr bestens geübt und erfahren ist: und darff ich mir wohl einbilden/ daß in einigen Benennungen noch viel zu critisiren finden wolte. Allein es ist zu hoffen/ daß der erfahrne Botanicus Paulus Hermanni, welcher nun das munus Professorium auf der Univesität zu Leiden mit grossem Ruhm bekleidet/ und die Malabarische Länder selbsten bettelten hat/ dasjenige/ was an des Herrn van Rheede Wercken noch desideriret wird/ zu eines jeden Vergnügen suppliren werde. Der dritte Theil von gemeldtem Horto Malabarico ist schonlang unter der Presse gewesen/ und hoffe ich/ er werde nun völlig heraus gekommen seyn / wiewohl hier noch nichts davon vernommen habe. Die meiste Kräuter aber/ so im ersten und zweyten Theil begriffen sind/ habe ich hier auf Java auch angetroffen/ und solte man deroselben auf dieser Insul noch wodl mehr finden/ wann ich Zeit und Weil hätte von diesem Studio allein Profession zu machen/ auch einen oder mehr Javanen bey der Hand hätte/ welche mir alles aus dem Wald herben brächten/ wozu diese Leute/ es geschehe dann durch eine höhere Authorität/ nicht wohl zu bringen sind/ ob man ihnen schon/ wie ich offt versuchet habe / einen ehrlichen Lohn anbietet: Zumahlen die Umbschweiffung der Tieger-Thiere hierinnen auch ein grosses Hinternuß giebet/ daß man die Wälder und Felder/ die länge und die quer nicht durchkrichen kan; weßwegen noch im Zweiffel bleibet/ ob und welche von denen anderswo benamten Kräutern aus dem 1. und 2. Tom. alhier noch zu finden seyn/ als nemlich Aroatu, Marotti, Mail-ansclu, Cumelu, Canschu, Curatu-pala, Coda- scharff/ einer grauen und bräunlichten Farb/ und scheinet inwendig / weñ man sie zerbricht/ wie eine Spinnweb; welche Species von den Bergen Kiloeb und aus den Quartieren von Indien gebracht wird/ und Berkinah genennet wird/ so die beste und vornehmste ist. Die andere Sort/ welche dem Sesami-Kraut, gleichet/ träget auf den Enden der Zweiglein einen Saamen/ wie eine Kicher-Erbse/ so in einem Folliculo oder Bälglein sitzet: aber dieselbe hat keine Schärffe noch Bitterkeit an sich/ und kom̃t auch aus Indien, ist aber so gut nicht/ wie die andere sc. Hievon ist mir allein die rechte usuale, die andere aber niemahlen zu Gesicht kommen; und kom̃t also der kleine und glatte Saame/ den Alpinus seinem Kraut beyleget/ gar nicht mit einer Erbsen überein/ welche der Persianer des rechten oder veritablen Saamen vergleichet; anderer Ungleichheit zu geschweige/ so man daran wahrnehmen kan. Damit man aber eine bessere Erkantnuß dieses Gewächses überkom̃en möge / so wil ich nach Suratto schreiben/ und bey Gelegenheit allen Fleiß anwenden/ daß ich beyde Species mit allen ihren Theilen außspüren möge; und wannich derselben werde theilhafftig seyn / wil M. H. H. eine gewisse Beschreibung und Abbildung davon zuschicken. Ingleichen werde mich umb ein vollkommenes Pfläntzgen der Spica Nardi umbthun/ welches mir auch nicht bey der Hand wächset/ auch deßwegen niemahlen zu Gesichte gekom̃en ist; Wiewol Bontius vorgiebt/ daß es auf Java zu finden sey. Ich glaube aber es stehe dariñen eben so vest als mit dem Schoenantho, dafür er das Sirè oder Gramen melissae odorum hält; wie ich dann befinde/ daß viele der Unserigen eben den Glauben haben/ aber gantz ohne Grund/ indem mir in Persien das rechte und auffrichtige Schoenanthum sehr bekant worden / absonderlich auf der Küste Choromandel, wo ich gantze Felder durchreiset habe/ die mit diesem Graß/ welches mit seinem Stengel ohngefehr drithalb biß drey Fuß hoch ist/ gantz angefüllet waren/ dessen Geruch von weiten zu spüren/ absonderlich bey der Nacht/ wann es thanet/ oder bey Tag wann es regenhafftes Wetter ist/ weilen man bey Sonnenschein und hellem Wetter keinen sonderlichen Geruch spüren kan. In Golkonda brauchen sie dieses Schoenanthum, wann es zuvor zu Pulver gestossen/ ihre Hände damit zu waschen/ wegen des lieblichen Geruchs/ welchen das Wasser davon annim̃t; wiewohln solcher nicht länger währet/ als biß sie trucken werden; indessen nimmt das Pulver auch/ wegen seiner truckenen Natur/ die Fettigkeit von den Händen. Es ist wol Jammer und Schad/ daß an dem sehr köstlichen und herrlichen Werck des Herrn van Rheede kein guter Botanicus geholffen hat/ es solte sonsten aus gantz andern Augen sehen: indem der Pater Matthaeus, welcher den ersten Grund davon geleget hat/ im geringsten kein Botanicus ist/ wie ich ihn dann in Persien gekant habe. So hat auch D. Casearius niemahlen in Europa einige Profession von diesem Studio gemacht/ zu geschweigen/ daß/ wie es mir vorkommet/ das gantze Werck allzusehr praecipitiret und übereilet worden/ einige Figuren neben außweichn/ auch die historialien von den Kräutern einmahl außgeschlossen/ auf ein andermahl aber nur mit sehr wenigen berühret worden. Sonsten sind die meisten Risse sehr accurat, auch die Beschreibung darvon complet genug/ daß sie auch alle Theiliger auf das kläreste außlegen. Weßwegen dann dieses herrliche Werck sehr hoch halte/ und ist die gantze gelahrte Welt/ dem edlen Herrn von Rheede, vor solche genommene Müye/ sehr verbunden. Doch muß ich auch bekennen/ daß unter seinem Nahmen viele notable Gewächse verborgen sind/ welche man schon unter andern Rahmen/ die unter den unserigen gehöret/ oder in den Authoribus gelesen habe/ wohl kennet; weßwegen dann einem Botanico noch einige Mühe übrig bleibet/ alles aus der Finsternuß an den Tag zu legen/ und alles unterscheiden zu können; welches einem der den Augenschein und rechte Erkantnuß der inländischen Kräuter genommen hat/ nicht schwer fallen dörffte/ worinnen mein Hochgeehrter Herr bestens geübt und erfahren ist: und darff ich mir wohl einbilden/ daß in einigen Benennungen noch viel zu critisiren finden wolte. Allein es ist zu hoffen/ daß der erfahrne Botanicus Paulus Hermanni, welcher nun das munus Professorium auf der Univesität zu Leiden mit grossem Ruhm bekleidet/ und die Malabarische Länder selbsten bettelten hat/ dasjenige/ was an des Herrn van Rheede Wercken noch desideriret wird/ zu eines jeden Vergnügen suppliren werde. Der dritte Theil von gemeldtem Horto Malabarico ist schonlang unter der Presse gewesen/ und hoffe ich/ er werde nun völlig heraus gekommen seyn / wiewohl hier noch nichts davon vernommen habe. Die meiste Kräuter aber/ so im ersten und zweyten Theil begriffen sind/ habe ich hier auf Java auch angetroffen/ und solte man deroselben auf dieser Insul noch wodl mehr finden/ wann ich Zeit und Weil hätte von diesem Studio allein Profession zu machen/ auch einen oder mehr Javanen bey der Hand hätte/ welche mir alles aus dem Wald herben brächten/ wozu diese Leute/ es geschehe dann durch eine höhere Authorität/ nicht wohl zu bringen sind/ ob man ihnen schon/ wie ich offt versuchet habe / einen ehrlichen Lohn anbietet: Zumahlen die Umbschweiffung der Tieger-Thiere hierinnen auch ein grosses Hinternuß giebet/ daß man die Wälder und Felder/ die länge und die quer nicht durchkrichen kan; weßwegen noch im Zweiffel bleibet/ ob und welche von denen anderswo benamten Kräutern aus dem 1. und 2. Tom. alhier noch zu finden seyn/ als nemlich Aroatu, Marotti, Mail-ansclu, Cumelu, Canschu, Curatu-pala, Coda- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0673" n="17"/> scharff/ einer grauen und bräunlichten Farb/ und scheinet inwendig / weñ man sie zerbricht/ wie eine Spinnweb; welche Species von den Bergen Kiloeb und aus den Quartieren von Indien gebracht wird/ und Berkinah genennet wird/ so die beste und vornehmste ist. Die andere Sort/ welche dem Sesami-Kraut, gleichet/ träget auf den Enden der Zweiglein einen Saamen/ wie eine Kicher-Erbse/ so in einem Folliculo oder Bälglein sitzet: aber dieselbe hat keine Schärffe noch Bitterkeit an sich/ und kom̃t auch aus Indien, ist aber so gut nicht/ wie die andere sc. Hievon ist mir allein die rechte usuale, die andere aber niemahlen zu Gesicht kommen; und kom̃t also der kleine und glatte Saame/ den Alpinus seinem Kraut beyleget/ gar nicht mit einer Erbsen überein/ welche der Persianer des rechten oder veritablen Saamen vergleichet; anderer Ungleichheit zu geschweige/ so man daran wahrnehmen kan. Damit man aber eine bessere Erkantnuß dieses Gewächses überkom̃en möge / so wil ich nach Suratto schreiben/ und bey Gelegenheit allen Fleiß anwenden/ daß ich beyde Species mit allen ihren Theilen außspüren möge; und wannich derselben werde theilhafftig seyn / wil M. H. H. eine gewisse Beschreibung und Abbildung davon zuschicken.</p> <p>Ingleichen werde mich umb ein vollkommenes Pfläntzgen der Spica Nardi umbthun/ welches mir auch nicht bey der Hand wächset/ auch deßwegen niemahlen zu Gesichte gekom̃en ist; Wiewol Bontius vorgiebt/ daß es auf Java zu finden sey. Ich glaube aber es stehe dariñen eben so vest als mit dem Schoenantho, dafür er das Sirè oder Gramen melissae odorum hält; wie ich dann befinde/ daß viele der Unserigen eben den Glauben haben/ aber gantz ohne Grund/ indem mir in Persien das rechte und auffrichtige Schoenanthum sehr bekant worden / absonderlich auf der Küste Choromandel, wo ich gantze Felder durchreiset habe/ die mit diesem Graß/ welches mit seinem Stengel ohngefehr drithalb biß drey Fuß hoch ist/ gantz angefüllet waren/ dessen Geruch von weiten zu spüren/ absonderlich bey der Nacht/ wann es thanet/ oder bey Tag wann es regenhafftes Wetter ist/ weilen man bey Sonnenschein und hellem Wetter keinen sonderlichen Geruch spüren kan. In Golkonda brauchen sie dieses Schoenanthum, wann es zuvor zu Pulver gestossen/ ihre Hände damit zu waschen/ wegen des lieblichen Geruchs/ welchen das Wasser davon annim̃t; wiewohln solcher nicht länger währet/ als biß sie trucken werden; indessen nimmt das Pulver auch/ wegen seiner truckenen Natur/ die Fettigkeit von den Händen.</p> <p>Es ist wol Jammer und Schad/ daß an dem sehr köstlichen und herrlichen Werck des Herrn van Rheede kein guter Botanicus geholffen hat/ es solte sonsten aus gantz andern Augen sehen: indem der Pater Matthaeus, welcher den ersten Grund davon geleget hat/ im geringsten kein Botanicus ist/ wie ich ihn dann in Persien gekant habe. So hat auch D. Casearius niemahlen in Europa einige Profession von diesem Studio gemacht/ zu geschweigen/ daß/ wie es mir vorkommet/ das gantze Werck allzusehr praecipitiret und übereilet worden/ einige Figuren neben außweichn/ auch die historialien von den Kräutern einmahl außgeschlossen/ auf ein andermahl aber nur mit sehr wenigen berühret worden. Sonsten sind die meisten Risse sehr accurat, auch die Beschreibung darvon complet genug/ daß sie auch alle Theiliger auf das kläreste außlegen. Weßwegen dann dieses herrliche Werck sehr hoch halte/ und ist die gantze gelahrte Welt/ dem edlen Herrn von Rheede, vor solche genommene Müye/ sehr verbunden. Doch muß ich auch bekennen/ daß unter seinem Nahmen viele notable Gewächse verborgen sind/ welche man schon unter andern Rahmen/ die unter den unserigen gehöret/ oder in den Authoribus gelesen habe/ wohl kennet; weßwegen dann einem Botanico noch einige Mühe übrig bleibet/ alles aus der Finsternuß an den Tag zu legen/ und alles unterscheiden zu können; welches einem der den Augenschein und rechte Erkantnuß der inländischen Kräuter genommen hat/ nicht schwer fallen dörffte/ worinnen mein Hochgeehrter Herr bestens geübt und erfahren ist: und darff ich mir wohl einbilden/ daß in einigen Benennungen noch viel zu critisiren finden wolte. Allein es ist zu hoffen/ daß der erfahrne Botanicus Paulus Hermanni, welcher nun das munus Professorium auf der Univesität zu Leiden mit grossem Ruhm bekleidet/ und die Malabarische Länder selbsten bettelten hat/ dasjenige/ was an des Herrn van Rheede Wercken noch desideriret wird/ zu eines jeden Vergnügen suppliren werde. Der dritte Theil von gemeldtem Horto Malabarico ist schonlang unter der Presse gewesen/ und hoffe ich/ er werde nun völlig heraus gekommen seyn / wiewohl hier noch nichts davon vernommen habe. Die meiste Kräuter aber/ so im ersten und zweyten Theil begriffen sind/ habe ich hier auf Java auch angetroffen/ und solte man deroselben auf dieser Insul noch wodl mehr finden/ wann ich Zeit und Weil hätte von diesem Studio allein Profession zu machen/ auch einen oder mehr Javanen bey der Hand hätte/ welche mir alles aus dem Wald herben brächten/ wozu diese Leute/ es geschehe dann durch eine höhere Authorität/ nicht wohl zu bringen sind/ ob man ihnen schon/ wie ich offt versuchet habe / einen ehrlichen Lohn anbietet: Zumahlen die Umbschweiffung der Tieger-Thiere hierinnen auch ein grosses Hinternuß giebet/ daß man die Wälder und Felder/ die länge und die quer nicht durchkrichen kan; weßwegen noch im Zweiffel bleibet/ ob und welche von denen anderswo benamten Kräutern aus dem 1. und 2. Tom. alhier noch zu finden seyn/ als nemlich Aroatu, Marotti, Mail-ansclu, Cumelu, Canschu, Curatu-pala, Coda- </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0673]
scharff/ einer grauen und bräunlichten Farb/ und scheinet inwendig / weñ man sie zerbricht/ wie eine Spinnweb; welche Species von den Bergen Kiloeb und aus den Quartieren von Indien gebracht wird/ und Berkinah genennet wird/ so die beste und vornehmste ist. Die andere Sort/ welche dem Sesami-Kraut, gleichet/ träget auf den Enden der Zweiglein einen Saamen/ wie eine Kicher-Erbse/ so in einem Folliculo oder Bälglein sitzet: aber dieselbe hat keine Schärffe noch Bitterkeit an sich/ und kom̃t auch aus Indien, ist aber so gut nicht/ wie die andere sc. Hievon ist mir allein die rechte usuale, die andere aber niemahlen zu Gesicht kommen; und kom̃t also der kleine und glatte Saame/ den Alpinus seinem Kraut beyleget/ gar nicht mit einer Erbsen überein/ welche der Persianer des rechten oder veritablen Saamen vergleichet; anderer Ungleichheit zu geschweige/ so man daran wahrnehmen kan. Damit man aber eine bessere Erkantnuß dieses Gewächses überkom̃en möge / so wil ich nach Suratto schreiben/ und bey Gelegenheit allen Fleiß anwenden/ daß ich beyde Species mit allen ihren Theilen außspüren möge; und wannich derselben werde theilhafftig seyn / wil M. H. H. eine gewisse Beschreibung und Abbildung davon zuschicken.
Ingleichen werde mich umb ein vollkommenes Pfläntzgen der Spica Nardi umbthun/ welches mir auch nicht bey der Hand wächset/ auch deßwegen niemahlen zu Gesichte gekom̃en ist; Wiewol Bontius vorgiebt/ daß es auf Java zu finden sey. Ich glaube aber es stehe dariñen eben so vest als mit dem Schoenantho, dafür er das Sirè oder Gramen melissae odorum hält; wie ich dann befinde/ daß viele der Unserigen eben den Glauben haben/ aber gantz ohne Grund/ indem mir in Persien das rechte und auffrichtige Schoenanthum sehr bekant worden / absonderlich auf der Küste Choromandel, wo ich gantze Felder durchreiset habe/ die mit diesem Graß/ welches mit seinem Stengel ohngefehr drithalb biß drey Fuß hoch ist/ gantz angefüllet waren/ dessen Geruch von weiten zu spüren/ absonderlich bey der Nacht/ wann es thanet/ oder bey Tag wann es regenhafftes Wetter ist/ weilen man bey Sonnenschein und hellem Wetter keinen sonderlichen Geruch spüren kan. In Golkonda brauchen sie dieses Schoenanthum, wann es zuvor zu Pulver gestossen/ ihre Hände damit zu waschen/ wegen des lieblichen Geruchs/ welchen das Wasser davon annim̃t; wiewohln solcher nicht länger währet/ als biß sie trucken werden; indessen nimmt das Pulver auch/ wegen seiner truckenen Natur/ die Fettigkeit von den Händen.
Es ist wol Jammer und Schad/ daß an dem sehr köstlichen und herrlichen Werck des Herrn van Rheede kein guter Botanicus geholffen hat/ es solte sonsten aus gantz andern Augen sehen: indem der Pater Matthaeus, welcher den ersten Grund davon geleget hat/ im geringsten kein Botanicus ist/ wie ich ihn dann in Persien gekant habe. So hat auch D. Casearius niemahlen in Europa einige Profession von diesem Studio gemacht/ zu geschweigen/ daß/ wie es mir vorkommet/ das gantze Werck allzusehr praecipitiret und übereilet worden/ einige Figuren neben außweichn/ auch die historialien von den Kräutern einmahl außgeschlossen/ auf ein andermahl aber nur mit sehr wenigen berühret worden. Sonsten sind die meisten Risse sehr accurat, auch die Beschreibung darvon complet genug/ daß sie auch alle Theiliger auf das kläreste außlegen. Weßwegen dann dieses herrliche Werck sehr hoch halte/ und ist die gantze gelahrte Welt/ dem edlen Herrn von Rheede, vor solche genommene Müye/ sehr verbunden. Doch muß ich auch bekennen/ daß unter seinem Nahmen viele notable Gewächse verborgen sind/ welche man schon unter andern Rahmen/ die unter den unserigen gehöret/ oder in den Authoribus gelesen habe/ wohl kennet; weßwegen dann einem Botanico noch einige Mühe übrig bleibet/ alles aus der Finsternuß an den Tag zu legen/ und alles unterscheiden zu können; welches einem der den Augenschein und rechte Erkantnuß der inländischen Kräuter genommen hat/ nicht schwer fallen dörffte/ worinnen mein Hochgeehrter Herr bestens geübt und erfahren ist: und darff ich mir wohl einbilden/ daß in einigen Benennungen noch viel zu critisiren finden wolte. Allein es ist zu hoffen/ daß der erfahrne Botanicus Paulus Hermanni, welcher nun das munus Professorium auf der Univesität zu Leiden mit grossem Ruhm bekleidet/ und die Malabarische Länder selbsten bettelten hat/ dasjenige/ was an des Herrn van Rheede Wercken noch desideriret wird/ zu eines jeden Vergnügen suppliren werde. Der dritte Theil von gemeldtem Horto Malabarico ist schonlang unter der Presse gewesen/ und hoffe ich/ er werde nun völlig heraus gekommen seyn / wiewohl hier noch nichts davon vernommen habe. Die meiste Kräuter aber/ so im ersten und zweyten Theil begriffen sind/ habe ich hier auf Java auch angetroffen/ und solte man deroselben auf dieser Insul noch wodl mehr finden/ wann ich Zeit und Weil hätte von diesem Studio allein Profession zu machen/ auch einen oder mehr Javanen bey der Hand hätte/ welche mir alles aus dem Wald herben brächten/ wozu diese Leute/ es geschehe dann durch eine höhere Authorität/ nicht wohl zu bringen sind/ ob man ihnen schon/ wie ich offt versuchet habe / einen ehrlichen Lohn anbietet: Zumahlen die Umbschweiffung der Tieger-Thiere hierinnen auch ein grosses Hinternuß giebet/ daß man die Wälder und Felder/ die länge und die quer nicht durchkrichen kan; weßwegen noch im Zweiffel bleibet/ ob und welche von denen anderswo benamten Kräutern aus dem 1. und 2. Tom. alhier noch zu finden seyn/ als nemlich Aroatu, Marotti, Mail-ansclu, Cumelu, Canschu, Curatu-pala, Coda-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/673>, abgerufen am 17.06.2024. |