Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

sende ich hiemit die vorgemeldte Macausische Figur in Originhal, benebenst einem Stück von der Rancke/ welche etwas plumb gerissen ist/ da hergegen die Blätter ziemlich wol gleichen/ wie mich wol besinnen kan/ woraus man noch genug schliessen kan/ daß die radix Chinae ein species von Ubi seye/ weiln die Blätter und Reben sehr wohl mit denjenigen accordiren/ so von einem gewissen Ubi hutan, welchen ich einßmahls in dem Wald gesehen hab/ herrühren/ welches die vorgemeldte kleine Beschreibung auch außweiset / welche im Lateinischen von Wort zu Wort also lautet/ wie sie der Pater, so dieses alles anhero gesendet hat/ selbsten beschrieben: Radix Sinica, aut, ut dicunt alii, Lignum Sinicum, non est arbor, sed quidam ramus, qui longe lateque serpit per terram, habetque quasdam manus seu fila, [unleserliches Material] intelligit Author capreolos, quos claviren vocant, ut pictura monstrat. quibus terram apprehendit illique intime adhaeret, (sicut fere habet vitis, quibus serpit per sustentacula) qui ramus quamvis tenuis durus est &amp; flexibilis sicque serpens per terram projicit frequentes &amp; exiguas radices, in quibus nascitur radix, de qua loquimur, quae crescit magis minusve, pro ratione soli, magis aut minus proprii, aut temporis, quo in eo fuit. Iste modus excurrendi per terram fere posset comparari plantae, quam Indi vocant Batata. Folium [unleserliches Material] Dieses ist dasselbe/ welches hiemit kommt. mitto pictum, ad vivum simulque ramum siccum; Praecipua ejus virtus, quantum potui cognoscere ex Medicis Sinicis, servit iis, qui laborant morbo Gallico. Ponunt pondus unius unciae aut risaldae aut aliquid amplius, in duobus poculis aut curadis aquae, fervereque illam sinunt, usquedum redigatur ad unum poculum &amp; bibunt illam calidam, praesertim mane, ut melius sudorem provocent &amp; per diem uti possunt eadem aqua aut calida, aut subcalida, aut etiam frigida, nec utuntur aliö potu, &amp; ita continuant ad 15. 20. aut 25. dies. Illam radicem faciunt in frustula, antequam ponant in aquam. Habet etiam vim in iis, qui habent membra male affecta a frigore, quae non bene moveri possunt, quem morbum Hispani vocant Corrimiento. Aliqui Podagra affecti reperetunt in isto potu singulare levamen. Putant Sinae magis notam virtutem, istius radicis, nostris Europaeis, quam sibi: Qui istum potum bibunt, comedunt carnem assatam, panem bis coctum: vult enim sicca &amp; absumitur ab eduliis &amp; fructibus. Quando ista radix est viridis, ponunt duplex pondus in quantitate aquae supra assignata, quia non est efficax viridis, ut sicca. Planta est Sylvestris &amp; nascitur in solo sicco &amp; duro; forte cura &amp; cultus eirca illam eam faceret vegetiorem. Vas fictile, quod mitto, habet istam plantam, quam post duos aut tres digitos terrae reperies cum suis radicibus. Quod mihi placuit in ea, fuit, aliquas radices, teneras &amp; novas incipere pullulare: istudque me movit ad abscindendum ramum, qui forte excurrebat ad decem passus, putans fore, ut, antequam Bataviam perveniret, det novum. Non facile credit vestra dominatio, qua diligentia opus fuerit ad id inquirendum. Und hiermit endigt nun dieser Pater, und ist also alles was zur Erlenterung dieses Krauts Meinem Hochgeehrten Herrn mittheilenkan. Solte ich künfftig hin noch wähern Bescheid und Eröffnung davon überkommen/ so werde nicht ermangeln damit ferner zu dienen/ worauff sie sich desto mehr verlassen können/ je steiffer mir vorgesetzet/ Meinem Hochgeehrten Herrn künfftighin in geringsten nichts zu verheelen. Sonsten aber hab von vieser radice Chinae auch den P. Martinium nachgeschlagen/ und bey demselben befunden/ daß unter dem Nahme folim, so der gebräuchlichen radici Chinae gemein ist/ auch ein gewisse Tuber angezeiget werde/ welche eigentlich die hiebevor gemelte Pae-fo-lim ist/ und mit ihrer ubi radzia eine grosse Gleichheit hat/ ausser daß sie keine fungos hat/ so viel als ich hab erfahren können: daß also Mein Hochgeehrter Herr darinnen keine unebene Vergleichung angestellet hat; Wiewohlen sonsten ein simplex Tuber von einem Gewächs/ so Blätter/ Blumen und Früchten träget/ mehr unterschieden ist/ als daß beyde/ ceu Species, unter ein Genus könten gestellt werden/ wie hierbe vor schon angemercket habe. Die gemeine und gebräuchliche radix Chinae aber wird bey den Chinensern Tu-fo-lim, das ist/ rothe Folim geheissen/ weilen das Fleisch daran etwas röthlich ist/ da hergegen die andere so ein Tuber ist/ Pae fo-lim/ das ist/ weisse Fo-lim heisset / weilen das innere Fleisch weiß ist/ bey nahe als Tabar-Erde/ welche diese Nation vor ein sehr köstlich Medicament und deßwegen sehr hoch am Wehrt hält/ indem sie dieselbe gegen zweymahl so schwer Silber verkauffet/ und habe ich kaum mit grosser Müh das Klümogen/ so hiermit kommet / angetroffen/ da ein Stück von der Schaal an ist/ die an der Farb dunckelbraun/ sehr runtzelicht/ und dem Ansehen nach viel holtzigter oder wurtzelhafftiger ist/ als die Rinde / von Meines Hochgeehrten Herrn Ubi radzia, welche auch steinachtiger und grauer außsiehet. Das Fleich von dieser Sinesischen Tuber ist dicht auf einander gesetzet/ und nicht schwammicht / wie P. Martinius irriger Weise vorgiebt/ zugleich auch weiß und bißweilen etwas graulicht / sonder einig besondern und außwendigen Geschmack/ doch ein wenig schleunicht im Käuen und nicht so trucken/ als das Fleisch an der Ambonischen/ und ist die innere substanz der Sinesischen der weisen Seiff-achtigen Spanischen Erde gleich/ womit die

sende ich hiemit die vorgemeldte Macausische Figur in Originhal, benebenst einem Stück von der Rancke/ welche etwas plumb gerissen ist/ da hergegen die Blätter ziemlich wol gleichen/ wie mich wol besinnen kan/ woraus man noch genug schliessen kan/ daß die radix Chinae ein species von Ubi seye/ weiln die Blätter und Reben sehr wohl mit denjenigen accordiren/ so von einem gewissen Ubi hutan, welchen ich einßmahls in dem Wald gesehen hab/ herrühren/ welches die vorgemeldte kleine Beschreibung auch außweiset / welche im Lateinischen von Wort zu Wort also lautet/ wie sie der Pater, so dieses alles anhero gesendet hat/ selbsten beschrieben: Radix Sinica, aut, ut dicunt alii, Lignum Sinicum, non est arbor, sed quidam ramus, qui longè lateque serpit per terram, habetque quasdam manus seu fila, [unleserliches Material] intelligit Author capreolos, quos claviren vocant, ut pictura monstrat. quibus terram apprehendit illique intimè adhaeret, (sicut ferè habet vitis, quibus serpit per sustentacula) qui ramus quamvis tenuis durus est &amp; flexibilis sicque serpens per terram projicit frequentes &amp; exiguas radices, in quibus nascitur radix, de quâ loquimur, quae crescit magis minusvé, pro ratione soli, magis aut minus proprii, aut temporis, quo in eô fuit. Iste modus excurrendi per terram ferè posset comparari plantae, quam Indi vocant Batata. Folium [unleserliches Material] Dieses ist dasselbe/ welches hiemit kom̃t. mitto pictum, ad vivum simulque ramum siccum; Praecipua ejus virtus, quantum potui cognoscere ex Medicis Sinicis, servit iis, qui laborant morbô Gallicô. Ponunt pondus unius unciae aut risaldae aut aliquid amplius, in duobus poculis aut curadis aquae, fervereque illam sinunt, usquedum redigatur ad unum poculum &amp; bibunt illam calidam, praesertim manè, ut melius sudorem provocent &amp; per diem uti possunt eadem aquâ aut calidâ, aut subcalidâ, aut etiam frigidâ, nec utuntur aliö potu, &amp; ita continuant ad 15. 20. aut 25. dies. Illam radicem faciunt in frustula, antequam ponant in aquam. Habet etiam vim in iis, qui habent membra malè affecta à frigore, quae non benè moveri possunt, quem morbum Hispani vocant Corrimiento. Aliqui Podagrâ affecti reperêtunt in isto potu singulare levamen. Putant Sinae magis notam virtutem, istius radicis, nostris Europaeis, quàm sibi: Qui istum potum bibunt, comedunt carnem assatam, panem bis coctum: vult enim sicca &amp; absumitur ab eduliis &amp; fructibus. Quando ista radix est viridis, ponunt duplex pondus in quantitate aquae suprà assignatâ, quia non est efficax viridis, ut sicca. Planta est Sylvestris &amp; nascitur in solô siccô &amp; durô; fortè cura &amp; cultus eirca illam eam faceret vegetiorem. Vas fictile, quod mitto, habet istam plantam, quam post duos aut tres digitos terrae reperies cum suis radicibus. Quod mihi placuit in ea, fuit, aliquas radices, teneras &amp; novas incipere pullulare: istudque me movit ad abscindendum ramum, qui fortè excurrebat ad decem passus, putans fore, ut, antequam Bataviam perveniret, det novum. Non facilè credit vestra dominatio, quâ diligentiâ opus fuerit ad id inquirendum. Und hiermit endigt nun dieser Pater, und ist also alles was zur Erlenterung dieses Krauts Meinem Hochgeehrten Herrn mittheilenkan. Solte ich künfftig hin noch wähern Bescheid und Eröffnung davon überkommen/ so werde nicht ermangeln damit ferner zu dienen/ worauff sie sich desto mehr verlassen können/ je steiffer mir vorgesetzet/ Meinem Hochgeehrten Herrn künfftighin in geringsten nichts zu verheelen. Sonsten aber hab von vieser radice Chinae auch den P. Martinium nachgeschlagen/ und bey demselben befunden/ daß unter dem Nahme folim, so der gebräuchlichen radici Chinae gemein ist/ auch ein gewisse Tuber angezeiget werde/ welche eigentlich die hiebevor gemelte Pae-fo-lim ist/ und mit ihrer ubi radzia eine grosse Gleichheit hat/ ausser daß sie keine fungos hat/ so viel als ich hab erfahren können: daß also Mein Hochgeehrter Herr darinnen keine unebene Vergleichung angestellet hat; Wiewohlen sonsten ein simplex Tuber von einem Gewächs/ so Blätter/ Blumen und Früchten träget/ mehr unterschieden ist/ als daß beyde/ ceu Species, unter ein Genus könten gestellt werden/ wie hierbe vor schon angemercket habe. Die gemeine und gebräuchliche radix Chinae aber wird bey den Chinensern Tu-fo-lim, das ist/ rothe Folim geheissen/ weilen das Fleisch daran etwas röthlich ist/ da hergegen die andere so ein Tuber ist/ Pae fo-lim/ das ist/ weisse Fo-lim heisset / weilen das innere Fleisch weiß ist/ bey nahe als Tabar-Erde/ welche diese Nation vor ein sehr köstlich Medicament und deßwegen sehr hoch am Wehrt hält/ indem sie dieselbe gegen zweymahl so schwer Silber verkauffet/ und habe ich kaum mit grosser Müh das Klümogen/ so hiermit kommet / angetroffen/ da ein Stück von der Schaal an ist/ die an der Farb dunckelbraun/ sehr runtzelicht/ und dem Ansehen nach viel holtzigter oder wurtzelhafftiger ist/ als die Rinde / von Meines Hochgeehrten Herrn Ubi radzia, welche auch steinachtiger und grauer außsiehet. Das Fleich von dieser Sinesischen Tuber ist dicht auf einander gesetzet/ und nicht schwammicht / wie P. Martinius irriger Weise vorgiebt/ zugleich auch weiß und bißweilen etwas graulicht / sonder einig besondern und außwendigen Geschmack/ doch ein wenig schleunicht im Käuen und nicht so trucken/ als das Fleisch an der Ambonischen/ und ist die innere substanz der Sinesischen der weisen Seiff-achtigen Spanischen Erde gleich/ womit die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0675" n="19"/>
sende ich hiemit die vorgemeldte Macausische Figur in       Originhal, benebenst einem Stück von der Rancke/ welche etwas plumb gerissen ist/ da hergegen       die Blätter ziemlich wol gleichen/ wie mich wol besinnen kan/ woraus man noch genug       schliessen kan/ daß die radix Chinae ein species von Ubi seye/ weiln die Blätter und Reben       sehr wohl mit denjenigen accordiren/ so von einem gewissen Ubi hutan, welchen ich einßmahls in       dem Wald gesehen hab/ herrühren/ welches die vorgemeldte kleine Beschreibung auch außweiset /       welche im Lateinischen von Wort zu Wort also lautet/ wie sie der Pater, so dieses alles anhero       gesendet hat/ selbsten beschrieben: Radix Sinica, aut, ut dicunt alii, Lignum Sinicum, non est       arbor, sed quidam ramus, qui longè lateque serpit per terram, habetque quasdam manus seu fila,       <gap reason="illegible"/> intelligit Author capreolos, quos claviren vocant, ut pictura monstrat. quibus terram       apprehendit illique intimè adhaeret, (sicut ferè habet vitis, quibus serpit per sustentacula)       qui ramus quamvis tenuis durus est &amp;amp; flexibilis sicque serpens per terram projicit       frequentes &amp;amp; exiguas radices, in quibus nascitur radix, de quâ loquimur, quae crescit       magis minusvé, pro ratione soli, magis aut minus proprii, aut temporis, quo in eô fuit. Iste       modus excurrendi per terram ferè posset comparari plantae, quam Indi vocant Batata. Folium <gap reason="illegible"/>       Dieses ist dasselbe/ welches hiemit kom&#x0303;t. mitto pictum, ad vivum simulque ramum       siccum; Praecipua ejus virtus, quantum potui cognoscere ex Medicis Sinicis, servit iis, qui       laborant morbô Gallicô. Ponunt pondus unius unciae aut risaldae aut aliquid amplius, in duobus       poculis aut curadis aquae, fervereque illam sinunt, usquedum redigatur ad unum poculum       &amp;amp; bibunt illam calidam, praesertim manè, ut melius sudorem provocent &amp;amp; per diem       uti possunt eadem aquâ aut calidâ, aut subcalidâ, aut etiam frigidâ, nec utuntur aliö potu,       &amp;amp; ita continuant ad 15. 20. aut 25. dies. Illam radicem faciunt in frustula, antequam       ponant in aquam. Habet etiam vim in iis, qui habent membra malè affecta à frigore, quae non       benè moveri possunt, quem morbum Hispani vocant Corrimiento. Aliqui Podagrâ affecti reperêtunt       in isto potu singulare levamen. Putant Sinae magis notam virtutem, istius radicis, nostris       Europaeis, quàm sibi: Qui istum potum bibunt, comedunt carnem assatam, panem bis coctum: vult       enim sicca &amp;amp; absumitur ab eduliis &amp;amp; fructibus. Quando ista radix est viridis,       ponunt duplex pondus in quantitate aquae suprà assignatâ, quia non est efficax viridis, ut       sicca. Planta est Sylvestris &amp;amp; nascitur in solô siccô &amp;amp; durô; fortè cura       &amp;amp; cultus eirca illam eam faceret vegetiorem. Vas fictile, quod mitto, habet istam       plantam, quam post duos aut tres digitos terrae reperies cum suis radicibus. Quod mihi placuit       in ea, fuit, aliquas radices, teneras &amp;amp; novas incipere pullulare: istudque me movit ad       abscindendum ramum, qui fortè excurrebat ad decem passus, putans fore, ut, antequam Bataviam       perveniret, det novum. Non facilè credit vestra dominatio, quâ diligentiâ opus fuerit ad id       inquirendum. Und hiermit endigt nun dieser Pater, und ist also alles was zur Erlenterung dieses       Krauts Meinem Hochgeehrten Herrn mittheilenkan. Solte ich künfftig hin noch wähern Bescheid und       Eröffnung davon überkommen/ so werde nicht ermangeln damit ferner zu dienen/ worauff sie sich       desto mehr verlassen können/ je steiffer mir vorgesetzet/ Meinem Hochgeehrten Herrn       künfftighin in geringsten nichts zu verheelen. Sonsten aber hab von vieser radice Chinae auch       den P. Martinium nachgeschlagen/ und bey demselben befunden/ daß unter dem Nahme folim, so       der gebräuchlichen radici Chinae gemein ist/ auch ein gewisse Tuber angezeiget werde/ welche       eigentlich die hiebevor gemelte Pae-fo-lim ist/ und mit ihrer ubi radzia eine grosse       Gleichheit hat/ ausser daß sie keine fungos hat/ so viel als ich hab erfahren können: daß       also Mein Hochgeehrter Herr darinnen keine unebene Vergleichung angestellet hat; Wiewohlen       sonsten ein simplex Tuber von einem Gewächs/ so Blätter/ Blumen und Früchten träget/ mehr       unterschieden ist/ als daß beyde/ ceu Species, unter ein Genus könten gestellt werden/ wie       hierbe vor schon angemercket habe. Die gemeine und gebräuchliche radix Chinae aber wird bey den       Chinensern Tu-fo-lim, das ist/ rothe Folim geheissen/ weilen das Fleisch daran etwas röthlich       ist/ da hergegen die andere so ein Tuber ist/ Pae fo-lim/ das ist/ weisse Fo-lim heisset /       weilen das innere Fleisch weiß ist/ bey nahe als Tabar-Erde/ welche diese Nation vor ein sehr       köstlich Medicament und deßwegen sehr hoch am Wehrt hält/ indem sie dieselbe gegen zweymahl so       schwer Silber verkauffet/ und habe ich kaum mit grosser Müh das Klümogen/ so hiermit kommet /       angetroffen/ da ein Stück von der Schaal an ist/ die an der Farb dunckelbraun/ sehr       runtzelicht/ und dem Ansehen nach viel holtzigter oder wurtzelhafftiger ist/ als die Rinde /       von Meines Hochgeehrten Herrn Ubi radzia, welche auch steinachtiger und grauer außsiehet. Das       Fleich von dieser Sinesischen Tuber ist dicht auf einander gesetzet/ und nicht schwammicht /       wie P. Martinius irriger Weise vorgiebt/ zugleich auch weiß und bißweilen etwas graulicht /       sonder einig besondern und außwendigen Geschmack/ doch ein wenig schleunicht im Käuen und       nicht so trucken/ als das Fleisch an der Ambonischen/ und ist die innere substanz der       Sinesischen der weisen Seiff-achtigen Spanischen Erde gleich/ womit die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0675] sende ich hiemit die vorgemeldte Macausische Figur in Originhal, benebenst einem Stück von der Rancke/ welche etwas plumb gerissen ist/ da hergegen die Blätter ziemlich wol gleichen/ wie mich wol besinnen kan/ woraus man noch genug schliessen kan/ daß die radix Chinae ein species von Ubi seye/ weiln die Blätter und Reben sehr wohl mit denjenigen accordiren/ so von einem gewissen Ubi hutan, welchen ich einßmahls in dem Wald gesehen hab/ herrühren/ welches die vorgemeldte kleine Beschreibung auch außweiset / welche im Lateinischen von Wort zu Wort also lautet/ wie sie der Pater, so dieses alles anhero gesendet hat/ selbsten beschrieben: Radix Sinica, aut, ut dicunt alii, Lignum Sinicum, non est arbor, sed quidam ramus, qui longè lateque serpit per terram, habetque quasdam manus seu fila, _ intelligit Author capreolos, quos claviren vocant, ut pictura monstrat. quibus terram apprehendit illique intimè adhaeret, (sicut ferè habet vitis, quibus serpit per sustentacula) qui ramus quamvis tenuis durus est &amp; flexibilis sicque serpens per terram projicit frequentes &amp; exiguas radices, in quibus nascitur radix, de quâ loquimur, quae crescit magis minusvé, pro ratione soli, magis aut minus proprii, aut temporis, quo in eô fuit. Iste modus excurrendi per terram ferè posset comparari plantae, quam Indi vocant Batata. Folium _ Dieses ist dasselbe/ welches hiemit kom̃t. mitto pictum, ad vivum simulque ramum siccum; Praecipua ejus virtus, quantum potui cognoscere ex Medicis Sinicis, servit iis, qui laborant morbô Gallicô. Ponunt pondus unius unciae aut risaldae aut aliquid amplius, in duobus poculis aut curadis aquae, fervereque illam sinunt, usquedum redigatur ad unum poculum &amp; bibunt illam calidam, praesertim manè, ut melius sudorem provocent &amp; per diem uti possunt eadem aquâ aut calidâ, aut subcalidâ, aut etiam frigidâ, nec utuntur aliö potu, &amp; ita continuant ad 15. 20. aut 25. dies. Illam radicem faciunt in frustula, antequam ponant in aquam. Habet etiam vim in iis, qui habent membra malè affecta à frigore, quae non benè moveri possunt, quem morbum Hispani vocant Corrimiento. Aliqui Podagrâ affecti reperêtunt in isto potu singulare levamen. Putant Sinae magis notam virtutem, istius radicis, nostris Europaeis, quàm sibi: Qui istum potum bibunt, comedunt carnem assatam, panem bis coctum: vult enim sicca &amp; absumitur ab eduliis &amp; fructibus. Quando ista radix est viridis, ponunt duplex pondus in quantitate aquae suprà assignatâ, quia non est efficax viridis, ut sicca. Planta est Sylvestris &amp; nascitur in solô siccô &amp; durô; fortè cura &amp; cultus eirca illam eam faceret vegetiorem. Vas fictile, quod mitto, habet istam plantam, quam post duos aut tres digitos terrae reperies cum suis radicibus. Quod mihi placuit in ea, fuit, aliquas radices, teneras &amp; novas incipere pullulare: istudque me movit ad abscindendum ramum, qui fortè excurrebat ad decem passus, putans fore, ut, antequam Bataviam perveniret, det novum. Non facilè credit vestra dominatio, quâ diligentiâ opus fuerit ad id inquirendum. Und hiermit endigt nun dieser Pater, und ist also alles was zur Erlenterung dieses Krauts Meinem Hochgeehrten Herrn mittheilenkan. Solte ich künfftig hin noch wähern Bescheid und Eröffnung davon überkommen/ so werde nicht ermangeln damit ferner zu dienen/ worauff sie sich desto mehr verlassen können/ je steiffer mir vorgesetzet/ Meinem Hochgeehrten Herrn künfftighin in geringsten nichts zu verheelen. Sonsten aber hab von vieser radice Chinae auch den P. Martinium nachgeschlagen/ und bey demselben befunden/ daß unter dem Nahme folim, so der gebräuchlichen radici Chinae gemein ist/ auch ein gewisse Tuber angezeiget werde/ welche eigentlich die hiebevor gemelte Pae-fo-lim ist/ und mit ihrer ubi radzia eine grosse Gleichheit hat/ ausser daß sie keine fungos hat/ so viel als ich hab erfahren können: daß also Mein Hochgeehrter Herr darinnen keine unebene Vergleichung angestellet hat; Wiewohlen sonsten ein simplex Tuber von einem Gewächs/ so Blätter/ Blumen und Früchten träget/ mehr unterschieden ist/ als daß beyde/ ceu Species, unter ein Genus könten gestellt werden/ wie hierbe vor schon angemercket habe. Die gemeine und gebräuchliche radix Chinae aber wird bey den Chinensern Tu-fo-lim, das ist/ rothe Folim geheissen/ weilen das Fleisch daran etwas röthlich ist/ da hergegen die andere so ein Tuber ist/ Pae fo-lim/ das ist/ weisse Fo-lim heisset / weilen das innere Fleisch weiß ist/ bey nahe als Tabar-Erde/ welche diese Nation vor ein sehr köstlich Medicament und deßwegen sehr hoch am Wehrt hält/ indem sie dieselbe gegen zweymahl so schwer Silber verkauffet/ und habe ich kaum mit grosser Müh das Klümogen/ so hiermit kommet / angetroffen/ da ein Stück von der Schaal an ist/ die an der Farb dunckelbraun/ sehr runtzelicht/ und dem Ansehen nach viel holtzigter oder wurtzelhafftiger ist/ als die Rinde / von Meines Hochgeehrten Herrn Ubi radzia, welche auch steinachtiger und grauer außsiehet. Das Fleich von dieser Sinesischen Tuber ist dicht auf einander gesetzet/ und nicht schwammicht / wie P. Martinius irriger Weise vorgiebt/ zugleich auch weiß und bißweilen etwas graulicht / sonder einig besondern und außwendigen Geschmack/ doch ein wenig schleunicht im Käuen und nicht so trucken/ als das Fleisch an der Ambonischen/ und ist die innere substanz der Sinesischen der weisen Seiff-achtigen Spanischen Erde gleich/ womit die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/675
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/675>, abgerufen am 17.06.2024.