Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

GOttes beliebige disposition willigst unterwerffen/ zumahln ich in meinem Beruff gehe/ auch nicht gewohnet bin/ in Ansehen eines so elenden Lebens/ wegen sothaner Fällen/ melancholisch zu seyn/ oder die geringste Bekümmernuß über solche Dinge zu machen/ welche in fatis sind / gegen welche mein Gemüth schon lang praepariret und fest gestellet habe. Inzwischen halte eine sehr genaue Diaet, abstinenz und den Gebrauch solcher Dingen/ welche die Brust erwärmen/ die Lufftgänge von dem Schleim befreyen/ und diesem/ nach dem Rath der Medicorum, und nach Erfahrenheit/ welche mir von der Würckung einiger Artzneyen/ in dieser Kranckheit zuwegen gebracht/ und selbst erfunden habe/ expectoriren; und wann dieser affect thäte/ so hielte mir dieses nicht allein nicht verdrießlich/ sondern vielmehr eine gewünschte Sache gewesen seyn/ umb die Küsten/ da so viel remarquable Sachen vorkommen/ wiederumb einmahl zu besuchen/ und von einem oder andern eine nähere information zu nehmen/ als zuvor entweder die Gelegenheit oder die Gedancken zugelassen haben; von welchem dann M. H. H. auch immer so viel part geben werde/ als zu derem Verlangen und Speculation wird dienlich seyn/ nebst dem festen Vertrauen/ daß M. H. H. sich nichts attribuiren wolle/ was denselben von andern mitgetheilet und zuvor von ihm selbst nicht angemercket worden; dergleichen auffrichtigen und rund-offenen Manier und Handlung sich M. H. Herr auch von mir gantz versichert halten wolle.

Damit man aber sich hierinnen nicht vertieffe/ und zu weit aus dem Wege gehe/ so wil ich zum Werck selbsten etwas näher tretten/ und die Antwort auf M. H. H. sehr angenehme Brieffe poussiren/ welche sogleich nicht hat folgen können/ weiln das Schiff von der vorigen Commission schon beladen und Segelfertig lag/ auch das Scheid-Mahl oder Valet-Schmauß schon gehalten war/ da M. H. H. sehr werth-geschätzte Brieffe mir gelieffert wurden. Indessen habe doch nicht unterlassen/ nacher Bantam an einige gute Freunde zu schreiben/ daß sie die Gitta Gambir, welche M. H. H. express gefordert/ benebenst einig- andern/ deren M. H. H. in seinem Send-Schreiben auch gedacht/ auffsuchen und bald übersenden möchten: wiewohl es scheinet/ daß sie dorten etwas träge gewesen sind/ oder wohl gedacht haben/ daß es zu spät solte kommen / weil von Tag zu Tag überall die Sage gieng/ daß unsere Reise sehr nahe seye. Doch wollen sie sich damit excusiren/ daß sie dorten sehr sorgfältig wegen der Zubereitung zu Beschneidung eines Königs-Sohns wären/ auch die Javanen nicht so gemächlich an die Hand zu bringen/ noch so dienstfertig wären/ daß sie sich sofort auf einen Sprung verschicken liessen/ obwohl es Zeit genug gewesen/ das erste bestellen zu können/ indem aus Erwartung der Brieffen der 29. Nov. noch herbey kommen ist/ ehe wir unter Seegel gegangen sind/ welches doch wieder alles Vermuthen geschehen/ sonsten ich auf Batavia noch mehrern Fleiß hätte anwenden können / umb gedachte Gewächse zu bekommen/ welche nach Wunsch zurecht kommen wären/ wann mir nicht 2. oder 3. Tage vor meiner Abreise die obgemeldte Quaal über den Hälß kommen wäre/ und mich nicht untüchtig gemacht hätte/ unter andern auch von dem Herrn Landrost Pit Abschied zu nehmen / welchen ich in aller Höflichkeit ersuchet hatte/ diese Gewächse durch kundige Javanen auffsuchen zu lassen/ welche er auch bekommen/ wie ich durch den Kauffmann van den Horn, welcher der vorigen Commission des Edlen Hn. Padbrugge beygewohnet hat/ und M. H. Herrn nicht unbekant ist/ verständiget worden/ als er bey unserer Abreise an Bord war; und ob wohl dieser gute Herr alle diese Gewächse in seine Verwahrung genommen/ und in seinem Hauß biß zu meiner Wiederkunfft geborgen hat/ wie mich Hr. Lycochton Ober-Kauffmann/ so mit in dieser Commission gehet/ berichtet/ so ist doch derselbe nachgehends zu meinem grossen Widerwillen abgereiset/ wodurch der Erkantnuß/ Gestalt und Form dieser Pflantze gäntzlich beraubet worden/ daß also keine Unterfindung davon nehmen/ vielweniger M. H. H. mein weniges Sentiment darüber hätte mittheilen können. Weil dann hierinnen weiter nichts zu remediren wuste / so ist mir nichts anders übrig geblieben/ als daß bey obgemeltem Herrn van den Horn ernstlich anhielte/ dieselbige drey Stück/ nehmlich die Gitta Gambir, Bidara poete oder weisse Bidara, (welches der Lotus ist/ so zu Batavia vor das rechte Schlangenholtz gehalten wird) und die Rotan dzierenang, so von den Unserigen vor das Drachen-Blut-Gewächß gehalten wird / entweder selbsten an M. H. Herrn überschicken/ oder an Mons. de Vicq, meinen besondern guten Freund und Gevollmächtigten von meinen Simplicien zu Batavien addressiren möchte/ umb solche an M. H. Herrn ferner zu befördern. Weil nun der wohlgemeldte Hr. van Horn sich hierzu willig erklärte/ so wil verhoffen/ daß er sein Wort werde gehalten/ und M. H. H. Verlangen ein Genügen gethan haben. Daß ich aber die Beschreibung der Gitta Gambir nicht habe zu Papier gebracht/ ist aus Ermangelung des Augenscheins geschehen/ weßwegen solche biß zu unserer Ankunfft auf Malacca außgestellet hatte/ welche wir den 9. Jan. dieses Jahrs erreichet haben / wo abermahln mit einem schweren Paroxysmo von meiner Engbrüstigkeit bin angetastet worden / welcher noch einige Tage nach der Abreise angehalten hat/ daß mir also auch damahln ohnmöglich gewesen/ die Feder anzusetzen. Unterdessen habe doch in denen 3. Tagen/ welche wir allda zugebracht haben/ so

GOttes beliebige disposition willigst unterwerffen/ zumahln ich in meinem Beruff gehe/ auch nicht gewohnet bin/ in Ansehen eines so elenden Lebens/ wegen sothaner Fällen/ melancholisch zu seyn/ oder die geringste Bekümmernuß über solche Dinge zu machen/ welche in fatis sind / gegen welche mein Gemüth schon lang praepariret und fest gestellet habe. Inzwischen halte eine sehr genaue Diaet, abstinenz und den Gebrauch solcher Dingen/ welche die Brust erwärmen/ die Lufftgänge von dem Schleim befreyen/ und diesem/ nach dem Rath der Medicorum, und nach Erfahrenheit/ welche mir von der Würckung einiger Artzneyen/ in dieser Kranckheit zuwegen gebracht/ und selbst erfunden habe/ expectoriren; und wann dieser affect thäte/ so hielte mir dieses nicht allein nicht verdrießlich/ sondern vielmehr eine gewünschte Sache gewesen seyn/ umb die Küsten/ da so viel remarquable Sachen vorkom̃en/ wiederumb einmahl zu besuchen/ und von einem oder andern eine nähere information zu nehmen/ als zuvor entweder die Gelegenheit oder die Gedancken zugelassen haben; von welchem dann M. H. H. auch immer so viel part geben werde/ als zu derem Verlangen uñ Speculation wird dienlich seyn/ nebst dem festen Vertrauen/ daß M. H. H. sich nichts attribuiren wolle/ was denselben von andern mitgetheilet und zuvor von ihm selbst nicht angemercket worden; dergleichen auffrichtigen und rund-offenen Manier und Handlung sich M. H. Herr auch von mir gantz versichert halten wolle.

Damit man aber sich hierinnen nicht vertieffe/ und zu weit aus dem Wege gehe/ so wil ich zum Werck selbsten etwas näher tretten/ und die Antwort auf M. H. H. sehr angenehme Brieffe poussiren/ welche sogleich nicht hat folgen können/ weiln das Schiff von der vorigen Commission schon beladen und Segelfertig lag/ auch das Scheid-Mahl oder Valet-Schmauß schon gehalten war/ da M. H. H. sehr werth-geschätzte Brieffe mir gelieffert wurden. Indessen habe doch nicht unterlassen/ nacher Bantam an einige gute Freunde zu schreiben/ daß sie die Gitta Gambir, welche M. H. H. express gefordert/ benebenst einig- andern/ deren M. H. H. in seinem Send-Schreiben auch gedacht/ auffsuchen und bald übersenden möchten: wiewohl es scheinet/ daß sie dorten etwas träge gewesen sind/ oder wohl gedacht haben/ daß es zu spät solte kommen / weil von Tag zu Tag überall die Sage gieng/ daß unsere Reise sehr nahe seye. Doch wollen sie sich damit excusiren/ daß sie dorten sehr sorgfältig wegen der Zubereitung zu Beschneidung eines Königs-Sohns wären/ auch die Javanen nicht so gemächlich an die Hand zu bringen/ noch so dienstfertig wären/ daß sie sich sofort auf einen Sprung verschicken liessen/ obwohl es Zeit genug gewesen/ das erste bestellen zu köñen/ indem aus Erwartung der Brieffen der 29. Nov. noch herbey kommen ist/ ehe wir unter Seegel gegangen sind/ welches doch wieder alles Vermuthen geschehen/ sonsten ich auf Batavia noch mehrern Fleiß hätte anwenden können / umb gedachte Gewächse zu bekommen/ welche nach Wunsch zurecht kommen wären/ wann mir nicht 2. oder 3. Tage vor meiner Abreise die obgemeldte Quaal über den Hälß kommen wäre/ und mich nicht untüchtig gemacht hätte/ unter andern auch von dem Herrn Landrost Pit Abschied zu nehmen / welchen ich in aller Höflichkeit ersuchet hatte/ diese Gewächse durch kundige Javanen auffsuchen zu lassen/ welche er auch bekom̃en/ wie ich durch den Kauffmann van den Horn, welcher der vorigen Commission des Edlen Hn. Padbrugge beygewohnet hat/ und M. H. Herrn nicht unbekant ist/ verständiget worden/ als er bey unserer Abreise an Bord war; und ob wohl dieser gute Herr alle diese Gewächse in seine Verwahrung genommen/ und in seinem Hauß biß zu meiner Wiederkunfft geborgen hat/ wie mich Hr. Lycochton Ober-Kauffmañ/ so mit in dieser Com̃ission gehet/ berichtet/ so ist doch derselbe nachgehends zu meinem grossen Widerwillen abgereiset/ wodurch der Erkantnuß/ Gestalt und Form dieser Pflantze gäntzlich beraubet worden/ daß also keine Unterfindung davon nehmen/ vielweniger M. H. H. mein weniges Sentiment darüber hätte mittheilen können. Weil dann hierinnen weiter nichts zu remediren wuste / so ist mir nichts anders übrig geblieben/ als daß bey obgemeltem Herrn van den Horn ernstlich anhielte/ dieselbige drey Stück/ nehmlich die Gitta Gambir, Bidara poete oder weisse Bidara, (welches der Lotus ist/ so zu Batavia vor das rechte Schlangenholtz gehalten wird) und die Rotan dzierenang, so von den Unserigen vor das Drachen-Blut-Gewächß gehalten wird / entweder selbsten an M. H. Herrn überschicken/ oder an Mons. de Vicq, meinen besondern guten Freund und Gevollmächtigten von meinen Simplicien zu Batavien addressiren möchte/ umb solche an M. H. Herrn ferner zu befördern. Weil nun der wohlgemeldte Hr. van Horn sich hierzu willig erklärte/ so wil verhoffen/ daß er sein Wort werde gehalten/ und M. H. H. Verlangen ein Genügen gethan haben. Daß ich aber die Beschreibung der Gitta Gambir nicht habe zu Papier gebracht/ ist aus Ermangelung des Augenscheins geschehen/ weßwegen solche biß zu unserer Ankunfft auf Malacca außgestellet hatte/ welche wir den 9. Jan. dieses Jahrs erreichet haben / wo abermahln mit einem schweren Paroxysmo von meiner Engbrüstigkeit bin angetastet worden / welcher noch einige Tage nach der Abreise angehalten hat/ daß mir also auch damahln ohnmöglich gewesen/ die Feder anzusetzen. Unterdessen habe doch in denen 3. Tagen/ welche wir allda zugebracht haben/ so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0680" n="24"/>
GOttes beliebige disposition willigst unterwerffen/ zumahln ich in meinem Beruff gehe/ auch       nicht gewohnet bin/ in Ansehen eines so elenden Lebens/ wegen sothaner Fällen/ melancholisch       zu seyn/ oder die geringste Bekümmernuß über solche Dinge zu machen/ welche in fatis sind /       gegen welche mein Gemüth schon lang praepariret und fest gestellet habe. Inzwischen halte eine       sehr genaue Diaet, abstinenz und den Gebrauch solcher Dingen/ welche die Brust erwärmen/ die       Lufftgänge von dem Schleim befreyen/ und diesem/ nach dem Rath der Medicorum, und nach       Erfahrenheit/ welche mir von der Würckung einiger Artzneyen/ in dieser Kranckheit zuwegen       gebracht/ und selbst erfunden habe/ expectoriren; und wann dieser affect thäte/ so hielte       mir dieses nicht allein nicht verdrießlich/ sondern vielmehr eine gewünschte Sache gewesen       seyn/ umb die Küsten/ da so viel remarquable Sachen vorkom&#x0303;en/ wiederumb einmahl zu       besuchen/ und von einem oder andern eine nähere information zu nehmen/ als zuvor entweder die       Gelegenheit oder die Gedancken zugelassen haben; von welchem dann M. H. H. auch immer so viel       part geben werde/ als zu derem Verlangen un&#x0303; Speculation wird dienlich seyn/ nebst dem       festen Vertrauen/ daß M. H. H. sich nichts attribuiren wolle/ was denselben von andern       mitgetheilet und zuvor von ihm selbst nicht angemercket worden; dergleichen auffrichtigen und       rund-offenen Manier und Handlung sich M. H. Herr auch von mir gantz versichert halten       wolle.</p>
        <p>Damit man aber sich hierinnen nicht vertieffe/ und zu weit aus dem Wege gehe/ so wil ich       zum Werck selbsten etwas näher tretten/ und die Antwort auf M. H. H. sehr angenehme Brieffe       poussiren/ welche sogleich nicht hat folgen können/ weiln das Schiff von der vorigen       Commission schon beladen und Segelfertig lag/ auch das Scheid-Mahl oder Valet-Schmauß schon       gehalten war/ da M. H. H. sehr werth-geschätzte Brieffe mir gelieffert wurden. Indessen habe       doch nicht unterlassen/ nacher Bantam an einige gute Freunde zu schreiben/ daß sie die Gitta       Gambir, welche M. H. H. express gefordert/ benebenst einig- andern/ deren M. H. H. in seinem       Send-Schreiben auch gedacht/ auffsuchen und bald übersenden möchten: wiewohl es scheinet/ daß       sie dorten etwas träge gewesen sind/ oder wohl gedacht haben/ daß es zu spät solte kommen /       weil von Tag zu Tag überall die Sage gieng/ daß unsere Reise sehr nahe seye. Doch wollen sie       sich damit excusiren/ daß sie dorten sehr sorgfältig wegen der Zubereitung zu Beschneidung       eines Königs-Sohns wären/ auch die Javanen nicht so gemächlich an die Hand zu bringen/ noch       so dienstfertig wären/ daß sie sich sofort auf einen Sprung verschicken liessen/ obwohl es       Zeit genug gewesen/ das erste bestellen zu kön&#x0303;en/ indem aus Erwartung der Brieffen       der 29. Nov. noch herbey kommen ist/ ehe wir unter Seegel gegangen sind/ welches doch wieder       alles Vermuthen geschehen/ sonsten ich auf Batavia noch mehrern Fleiß hätte anwenden können /       umb gedachte Gewächse zu bekommen/ welche nach Wunsch zurecht kommen wären/ wann mir nicht 2.       oder 3. Tage vor meiner Abreise die obgemeldte Quaal über den Hälß kommen wäre/ und mich nicht       untüchtig gemacht hätte/ unter andern auch von dem Herrn Landrost Pit Abschied zu nehmen /       welchen ich in aller Höflichkeit ersuchet hatte/ diese Gewächse durch kundige Javanen       auffsuchen zu lassen/ welche er auch bekom&#x0303;en/ wie ich durch den Kauffmann van den       Horn, welcher der vorigen Commission des Edlen Hn. Padbrugge beygewohnet hat/ und M. H. Herrn       nicht unbekant ist/ verständiget worden/ als er bey unserer Abreise an Bord war; und ob wohl       dieser gute Herr alle diese Gewächse in seine Verwahrung genommen/ und in seinem Hauß biß zu       meiner Wiederkunfft geborgen hat/ wie mich Hr. Lycochton Ober-Kauffman&#x0303;/ so mit in       dieser Com&#x0303;ission gehet/ berichtet/ so ist doch derselbe nachgehends zu meinem grossen       Widerwillen abgereiset/ wodurch der Erkantnuß/ Gestalt und Form dieser Pflantze gäntzlich       beraubet worden/ daß also keine Unterfindung davon nehmen/ vielweniger M. H. H. mein weniges       Sentiment darüber hätte mittheilen können. Weil dann hierinnen weiter nichts zu remediren wuste      / so ist mir nichts anders übrig geblieben/ als daß bey obgemeltem Herrn van den Horn       ernstlich anhielte/ dieselbige drey Stück/ nehmlich die Gitta Gambir, Bidara poete oder       weisse Bidara, (welches der Lotus ist/ so zu Batavia vor das rechte Schlangenholtz gehalten       wird) und die Rotan dzierenang, so von den Unserigen vor das Drachen-Blut-Gewächß gehalten wird      / entweder selbsten an M. H. Herrn überschicken/ oder an Mons. de Vicq, meinen besondern guten       Freund und Gevollmächtigten von meinen Simplicien zu Batavien addressiren möchte/ umb solche       an M. H. Herrn ferner zu befördern. Weil nun der wohlgemeldte Hr. van Horn sich hierzu willig       erklärte/ so wil verhoffen/ daß er sein Wort werde gehalten/ und M. H. H. Verlangen ein       Genügen gethan haben. Daß ich aber die Beschreibung der Gitta Gambir nicht habe zu Papier       gebracht/ ist aus Ermangelung des Augenscheins geschehen/ weßwegen solche biß zu unserer       Ankunfft auf Malacca außgestellet hatte/ welche wir den 9. Jan. dieses Jahrs erreichet haben /       wo abermahln mit einem schweren Paroxysmo von meiner Engbrüstigkeit bin angetastet worden /       welcher noch einige Tage nach der Abreise angehalten hat/ daß mir also auch damahln ohnmöglich       gewesen/ die Feder anzusetzen. Unterdessen habe doch in denen 3. Tagen/ welche wir allda       zugebracht haben/ so
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0680] GOttes beliebige disposition willigst unterwerffen/ zumahln ich in meinem Beruff gehe/ auch nicht gewohnet bin/ in Ansehen eines so elenden Lebens/ wegen sothaner Fällen/ melancholisch zu seyn/ oder die geringste Bekümmernuß über solche Dinge zu machen/ welche in fatis sind / gegen welche mein Gemüth schon lang praepariret und fest gestellet habe. Inzwischen halte eine sehr genaue Diaet, abstinenz und den Gebrauch solcher Dingen/ welche die Brust erwärmen/ die Lufftgänge von dem Schleim befreyen/ und diesem/ nach dem Rath der Medicorum, und nach Erfahrenheit/ welche mir von der Würckung einiger Artzneyen/ in dieser Kranckheit zuwegen gebracht/ und selbst erfunden habe/ expectoriren; und wann dieser affect thäte/ so hielte mir dieses nicht allein nicht verdrießlich/ sondern vielmehr eine gewünschte Sache gewesen seyn/ umb die Küsten/ da so viel remarquable Sachen vorkom̃en/ wiederumb einmahl zu besuchen/ und von einem oder andern eine nähere information zu nehmen/ als zuvor entweder die Gelegenheit oder die Gedancken zugelassen haben; von welchem dann M. H. H. auch immer so viel part geben werde/ als zu derem Verlangen uñ Speculation wird dienlich seyn/ nebst dem festen Vertrauen/ daß M. H. H. sich nichts attribuiren wolle/ was denselben von andern mitgetheilet und zuvor von ihm selbst nicht angemercket worden; dergleichen auffrichtigen und rund-offenen Manier und Handlung sich M. H. Herr auch von mir gantz versichert halten wolle. Damit man aber sich hierinnen nicht vertieffe/ und zu weit aus dem Wege gehe/ so wil ich zum Werck selbsten etwas näher tretten/ und die Antwort auf M. H. H. sehr angenehme Brieffe poussiren/ welche sogleich nicht hat folgen können/ weiln das Schiff von der vorigen Commission schon beladen und Segelfertig lag/ auch das Scheid-Mahl oder Valet-Schmauß schon gehalten war/ da M. H. H. sehr werth-geschätzte Brieffe mir gelieffert wurden. Indessen habe doch nicht unterlassen/ nacher Bantam an einige gute Freunde zu schreiben/ daß sie die Gitta Gambir, welche M. H. H. express gefordert/ benebenst einig- andern/ deren M. H. H. in seinem Send-Schreiben auch gedacht/ auffsuchen und bald übersenden möchten: wiewohl es scheinet/ daß sie dorten etwas träge gewesen sind/ oder wohl gedacht haben/ daß es zu spät solte kommen / weil von Tag zu Tag überall die Sage gieng/ daß unsere Reise sehr nahe seye. Doch wollen sie sich damit excusiren/ daß sie dorten sehr sorgfältig wegen der Zubereitung zu Beschneidung eines Königs-Sohns wären/ auch die Javanen nicht so gemächlich an die Hand zu bringen/ noch so dienstfertig wären/ daß sie sich sofort auf einen Sprung verschicken liessen/ obwohl es Zeit genug gewesen/ das erste bestellen zu köñen/ indem aus Erwartung der Brieffen der 29. Nov. noch herbey kommen ist/ ehe wir unter Seegel gegangen sind/ welches doch wieder alles Vermuthen geschehen/ sonsten ich auf Batavia noch mehrern Fleiß hätte anwenden können / umb gedachte Gewächse zu bekommen/ welche nach Wunsch zurecht kommen wären/ wann mir nicht 2. oder 3. Tage vor meiner Abreise die obgemeldte Quaal über den Hälß kommen wäre/ und mich nicht untüchtig gemacht hätte/ unter andern auch von dem Herrn Landrost Pit Abschied zu nehmen / welchen ich in aller Höflichkeit ersuchet hatte/ diese Gewächse durch kundige Javanen auffsuchen zu lassen/ welche er auch bekom̃en/ wie ich durch den Kauffmann van den Horn, welcher der vorigen Commission des Edlen Hn. Padbrugge beygewohnet hat/ und M. H. Herrn nicht unbekant ist/ verständiget worden/ als er bey unserer Abreise an Bord war; und ob wohl dieser gute Herr alle diese Gewächse in seine Verwahrung genommen/ und in seinem Hauß biß zu meiner Wiederkunfft geborgen hat/ wie mich Hr. Lycochton Ober-Kauffmañ/ so mit in dieser Com̃ission gehet/ berichtet/ so ist doch derselbe nachgehends zu meinem grossen Widerwillen abgereiset/ wodurch der Erkantnuß/ Gestalt und Form dieser Pflantze gäntzlich beraubet worden/ daß also keine Unterfindung davon nehmen/ vielweniger M. H. H. mein weniges Sentiment darüber hätte mittheilen können. Weil dann hierinnen weiter nichts zu remediren wuste / so ist mir nichts anders übrig geblieben/ als daß bey obgemeltem Herrn van den Horn ernstlich anhielte/ dieselbige drey Stück/ nehmlich die Gitta Gambir, Bidara poete oder weisse Bidara, (welches der Lotus ist/ so zu Batavia vor das rechte Schlangenholtz gehalten wird) und die Rotan dzierenang, so von den Unserigen vor das Drachen-Blut-Gewächß gehalten wird / entweder selbsten an M. H. Herrn überschicken/ oder an Mons. de Vicq, meinen besondern guten Freund und Gevollmächtigten von meinen Simplicien zu Batavien addressiren möchte/ umb solche an M. H. Herrn ferner zu befördern. Weil nun der wohlgemeldte Hr. van Horn sich hierzu willig erklärte/ so wil verhoffen/ daß er sein Wort werde gehalten/ und M. H. H. Verlangen ein Genügen gethan haben. Daß ich aber die Beschreibung der Gitta Gambir nicht habe zu Papier gebracht/ ist aus Ermangelung des Augenscheins geschehen/ weßwegen solche biß zu unserer Ankunfft auf Malacca außgestellet hatte/ welche wir den 9. Jan. dieses Jahrs erreichet haben / wo abermahln mit einem schweren Paroxysmo von meiner Engbrüstigkeit bin angetastet worden / welcher noch einige Tage nach der Abreise angehalten hat/ daß mir also auch damahln ohnmöglich gewesen/ die Feder anzusetzen. Unterdessen habe doch in denen 3. Tagen/ welche wir allda zugebracht haben/ so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/680
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/680>, abgerufen am 17.06.2024.