Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

fest stehen/ welches eine grosse absurdität wäre/ und M. hochgeehrten Herrn in so vielen Erfindungen/ die sich allein hierauff gründen/ durch Verlierung deren Credits/ am meisten schaden könte. Gleichwie dann ein gleichlautend- und einstimmiges Zeugniß/ von einer indifferenten Sach/ derjenigen Einwohnern / die derselben kundig und erfahren sind/ nicht allein bey den Liebhabern der Botanic, sondern auch meist allen andern Untersuchungen gültig sind; so kann ich deren Anführung auch vor mich / in dieser das Caliatur- und Sandel-Holtz betreffenden Sach/ zu einer guten Prob meiner wenigen Meinung gebrauchen; da doch zu dessen persvasion, dieses argumentum ab authoritate eben nicht nöthig hätte/ indem ich durch eigene Erfahrung und genommenen Augenschein deren Gewiß- und Sicherheit avanciret habe: Zumahlen diese Sentenz auch durch die vorige passage aus dem Garcia ab Orta sehr bekräfftiget wird/ allwo in sehr klaren und deutlichen Worten bestättiget wird / daß der rothe Sandel-Baum/ auf der Küste Coromandel wachse. Da nun kein ander roth Holtz/ als das Caliaturse/ von einem Sandel-Geruch allba zu finden ist/ auch dorten unter dem Nahmen diß rothen Sandels bey den Kräuter-Verständigen gültig ist/ wie ich zuvor schon dargethan habe; So ist ja evident und am Tage/ daß das Hertz von dem Caliatur-Baum nichts anders als das rothe Sandel-Holtz sey: scheinet auch/ daß die aestime und reputation dieses Scribenten/ welcher bey meinem hochgechrten Herrn in so gutem credit und valeur stehet/ denselben kurtz vor diesen letztern Brief zu der Erklärung und condescenz wegen des Caliaturs-Holtz (welches doch innerlich anderst zu seyn scheinet) bewogen habe/ da ich doch in meinem Brief vom 5. Maji 1683. schon in Obacht genommen hatte/ daß dieser Indianischer Materialien-Schreiber/ die Küste auch unter eines von denen Landen stellet/ da das Sandel-Holtz von herkommet/ sagend / daß dasselbige noch Indien binnen dem Fluß Ganges zu finden/ allwo er die Provinz Tanassarim hinstellet; Und weil mein hochgeehrter Herr diesen letzt-benahmten Platz in den Carten nicht finden kann/ so muß demselben hierinnen etwas zurecht helffen. Sie belieben dann dieses Tanassarim nicht sowohl in dem Land Coromandel, da/ wie es scheinet/ sie solches zu finden vermeynet/ als daß sie sich vielmehr in die Ost-Küste von dem Bengalischen Golff/ auf Seiten der Stadt Martavan wenden/ so im Königreich Pegu gelegen ist/ allwo sie diesen See-Platz sollen antreffen/ welcher unter dem König von Siam gehöret; Gleichwie von dieser Stadt auch viele die Reiß über Land thun/ umb nacher Zoddia, da der König residiret/ zu kommen/ zu welcher Reiß man gemeiniglich einen Monath/ oder auch sechs Wochen/ und zwar meist durch lauter Wälder/ zubringet. Dieses Tanassarim wird/ in Ansehen daß es wohl gelegen/ (da anderst ein grosser Umweg von der Straß Malacca zu nehmen wäre/ dabey auch die Gerechtigkeit wegen der Durchfarth profitiret wird) meistens von den Coromandelischen Moren und Heyden/ und da beneben von den Portugiesen und Engelländern/ niemahlen aber/ oder gar selten/ von der Niederländischen Compagnie befahren/ welche dorten alle Waaren/ und Kauffmanns-Güter/ so dieses Königreich außwirffet/ in der Menge antreffe/ auch alles dasjenige/ was diese Landschafft trägt/ wieder anbringen können. Das Caliatur-Holtz/ so gantz fest/ massiv und ziemlich schwer ist/ wird meistens zu ihren Farben verhan/ wie auch zu Bäncken/ Bett-spannen / Stülen sc. verarbeitet/ dabeneben auch ein klein Theil darvon zur Artzney gebrauchet/ indem all dasjenige/ was zu dem letzten Ende durch die gantze Welt distrahiret wird/ in Ansehen und Proportion des so grossen/ weiten und breiten Bezircks dieser landen/ gantz keine merckliche und considerable Quantität außmachet; Weßwegen sie hierzu gemeiniglich dasjenige Holtz außlesen / welches älter/ höher und dunckel-röther an der Farbe/ und folglich auch stärcker an dem Sandel-Geruch ist/ als das ordinaire, welches man/ wie oben gemelder/ zum färben branchet / und den Armeniern zu Sjiranz und Spahan meisten zu ihrem destillirten Branderwein dienet / welchem sie damit eine schöne hoch-rothe Tincture geben. Indessen stehet mir der Sandel-holtzichte Geschmack/ so zugleich dem Brandewein mit getheilet wird/ zum wenigsten nicht an/ und solte ich denselben lieber pur, ohne Beymischung dieses Materials vor nuch begehren.

Gleichwie nun sehr lang vor der Entdeckung von Indien durch die Griechen/ und nachgehends auch durch die Römer/ die wohl alle frey/ doch auch civilisiret waren; Also ist nachgehends von alten Zeiten her/ auch zwischen den nach Osten gelegenen Landschafften und Persten/ wie auch Arabien eine mutuelle Handlung und commercium von Medicinischen und andern Waaren / gestister und getrieben worden/ und ist die Küst von Africa, sambt denen dabey gelegenen Insuln/ erst lange hernach in Kundschafft gekommen/ wiewohl der Einwohner wilden Art wegen / nichts als die blosse Ufern von Zangibar und von der Costa dos Caffares (wie die Portugiesen diesen Strich des Landes uennen) und eimge Städte/ als unter andern Melindo, Magadoxo, Sofala &amp;c. und folglich einige Insuln darumb frequentiret/ der übrige Rest solcher Landen aber in einem dicken Nebel der Unwissenheit gelassen worden. Solcher Gestalt ist unter andern auch das rothe Sandel-Holtz/ wiewol noch lange Zeit hernach/ auch Indien in Persien und Arabien gebracht worden: Gleichwie darumb Avicenna und andere Arabische Medici, die ich noch gesehen hab/ von keinem andern Sandel-Holtz Meldung thun/ auch kein anders kennen/ als dasjenige/ so aus Indien kommt/ auch allda wächset: So wenig auch Garcias ab Horto von einem andern rothen Sandel weiß/ welcher doch in Untersuchung dergleichen Dingen curieus genug ist. Weil aber doch India mit seinen Insuln sehr nah/ oder doch meistens eben die Pflantzen hervor bringt/ die in der Ost-Küst von Africa, Madagascar, &amp;c. wachsen; so habe/ wie meine Briefe an M. H.

fest stehen/ welches eine grosse absurdität wäre/ und M. hochgeehrten Herrn in so vielen Erfindungen/ die sich allein hierauff gründen/ durch Verlierung deren Credits/ am meisten schaden könte. Gleichwie dann ein gleichlautend- und einstimmiges Zeugniß/ von einer indifferenten Sach/ derjenigen Einwohnern / die derselben kundig und erfahren sind/ nicht allein bey den Liebhabern der Botanic, sondern auch meist allen andern Untersuchungen gültig sind; so kann ich deren Anführung auch vor mich / in dieser das Caliatur- und Sandel-Holtz betreffenden Sach/ zu einer guten Prob meiner wenigen Meinung gebrauchen; da doch zu dessen persvasion, dieses argumentum ab authoritate eben nicht nöthig hätte/ indem ich durch eigene Erfahrung und genommenen Augenschein deren Gewiß- und Sicherheit avanciret habe: Zumahlen diese Sentenz auch durch die vorige passage aus dem Garcia ab Orta sehr bekräfftiget wird/ allwo in sehr klaren und deutlichen Worten bestättiget wird / daß der rothe Sandel-Baum/ auf der Küste Coromandel wachse. Da nun kein ander roth Holtz/ als das Caliaturse/ von einem Sandel-Geruch allba zu finden ist/ auch dorten unter dem Nahmen diß rothen Sandels bey den Kräuter-Verständigen gültig ist/ wie ich zuvor schon dargethan habe; So ist ja evident und am Tage/ daß das Hertz von dem Caliatur-Baum nichts anders als das rothe Sandel-Holtz sey: scheinet auch/ daß die aestime und reputation dieses Scribenten/ welcher bey meinem hochgechrten Herrn in so gutem credit und valeur stehet/ denselben kurtz vor diesen letztern Brief zu der Erklärung und condescenz wegen des Caliaturs-Holtz (welches doch innerlich anderst zu seyn scheinet) bewogen habe/ da ich doch in meinem Brief vom 5. Maji 1683. schon in Obacht genommen hatte/ daß dieser Indianischer Materialien-Schreiber/ die Küste auch unter eines von denen Landen stellet/ da das Sandel-Holtz von herkommet/ sagend / daß dasselbige noch Indien binnen dem Fluß Ganges zu finden/ allwo er die Provinz Tanassarim hinstellet; Und weil mein hochgeehrter Herr diesen letzt-benahmten Platz in den Carten nicht finden kann/ so muß demselben hierinnen etwas zurecht helffen. Sie belieben dañ dieses Tanassarim nicht sowohl in dem Land Coromandel, da/ wie es scheinet/ sie solches zu finden vermeynet/ als daß sie sich vielmehr in die Ost-Küste von dem Bengalischen Golff/ auf Seiten der Stadt Martavan wenden/ so im Königreich Pegu gelegen ist/ allwo sie diesen See-Platz sollen antreffen/ welcher unter dem König von Siam gehöret; Gleichwie von dieser Stadt auch viele die Reiß über Land thun/ umb nacher Zoddia, da der König residiret/ zu kommen/ zu welcher Reiß man gemeiniglich einen Monath/ oder auch sechs Wochen/ und zwar meist durch lauter Wälder/ zubringet. Dieses Tanassarim wird/ in Ansehen daß es wohl gelegen/ (da anderst ein grosser Umweg von der Straß Malacca zu nehmen wäre/ dabey auch die Gerechtigkeit wegen der Durchfarth profitiret wird) meistens von den Coromandelischen Moren und Heyden/ und da beneben von den Portugiesen und Engelländern/ niemahlen aber/ oder gar selten/ von der Niederländischen Compagnie befahren/ welche dorten alle Waaren/ und Kauffmanns-Güter/ so dieses Königreich außwirffet/ in der Menge antreffe/ auch alles dasjenige/ was diese Landschafft trägt/ wieder anbringen können. Das Caliatur-Holtz/ so gantz fest/ massiv und ziemlich schwer ist/ wird meistens zu ihren Farben verhan/ wie auch zu Bäncken/ Bett-spannen / Stülen sc. verarbeitet/ dabeneben auch ein klein Theil darvon zur Artzney gebrauchet/ indem all dasjenige/ was zu dem letzten Ende durch die gantze Welt distrahiret wird/ in Ansehen und Proportion des so grossen/ weiten und breiten Bezircks dieser landen/ gantz keine merckliche und considerable Quantität außmachet; Weßwegen sie hierzu gemeiniglich dasjenige Holtz außlesen / welches älter/ höher und dunckel-röther an der Farbe/ und folglich auch stärcker an dem Sandel-Geruch ist/ als das ordinaire, welches man/ wie oben gemelder/ zum färben branchet / und den Armeniern zu Sjiranz und Spahan meisten zu ihrem destillirten Branderwein dienet / welchem sie damit eine schöne hoch-rothe Tincture geben. Indessen stehet mir der Sandel-holtzichte Geschmack/ so zugleich dem Brandewein mit getheilet wird/ zum wenigsten nicht an/ und solte ich denselben lieber pur, ohne Beymischung dieses Materials vor nuch begehren.

Gleichwie nun sehr lang vor der Entdeckung von Indien durch die Griechen/ und nachgehends auch durch die Römer/ die wohl alle frey/ doch auch civilisiret waren; Also ist nachgehends von alten Zeiten her/ auch zwischen den nach Osten gelegenen Landschafften und Persten/ wie auch Arabien eine mutuelle Handlung und commercium von Medicinischen und andern Waaren / gestister und getrieben worden/ und ist die Küst von Africa, sambt denen dabey gelegenen Insuln/ erst lange hernach in Kundschafft gekommen/ wiewohl der Einwohner wilden Art wegen / nichts als die blosse Ufern von Zangibar und von der Costa dos Caffares (wie die Portugiesen diesen Strich des Landes uennen) und eimge Städte/ als unter andern Melindo, Magadoxo, Sofala &amp;c. und folglich einige Insuln darumb frequentiret/ der übrige Rest solcher Landen aber in einem dicken Nebel der Unwissenheit gelassen worden. Solcher Gestalt ist unter andern auch das rothe Sandel-Holtz/ wiewol noch lange Zeit hernach/ auch Indien in Persien und Arabien gebracht worden: Gleichwie darumb Avicenna und andere Arabische Medici, die ich noch gesehen hab/ von keinem andern Sandel-Holtz Meldung thun/ auch kein anders kennen/ als dasjenige/ so aus Indien kommt/ auch allda wächset: So wenig auch Garcias ab Horto von einem andern rothen Sandel weiß/ welcher doch in Untersuchung dergleichen Dingen curieus genug ist. Weil aber doch India mit seinen Insuln sehr nah/ oder doch meistens eben die Pflantzen hervor bringt/ die in der Ost-Küst von Africa, Madagascar, &amp;c. wachsen; so habe/ wie meine Briefe an M. H.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0691" n="35"/>
fest stehen/ welches eine grosse       absurdität wäre/ und M. hochgeehrten Herrn in so vielen Erfindungen/ die sich allein hierauff       gründen/ durch Verlierung deren Credits/ am meisten schaden könte. Gleichwie dann ein       gleichlautend- und einstimmiges Zeugniß/ von einer indifferenten Sach/ derjenigen Einwohnern      / die derselben kundig und erfahren sind/ nicht allein bey den Liebhabern der Botanic, sondern       auch meist allen andern Untersuchungen gültig sind; so kann ich deren Anführung auch vor mich /       in dieser das Caliatur- und Sandel-Holtz betreffenden Sach/ zu einer guten Prob meiner wenigen       Meinung gebrauchen; da doch zu dessen persvasion, dieses argumentum ab authoritate eben nicht       nöthig hätte/ indem ich durch eigene Erfahrung und genommenen Augenschein deren Gewiß- und       Sicherheit avanciret habe: Zumahlen diese Sentenz auch durch die vorige passage aus dem Garcia       ab Orta sehr bekräfftiget wird/ allwo in sehr klaren und deutlichen Worten bestättiget wird /       daß der rothe Sandel-Baum/ auf der Küste Coromandel wachse. Da nun kein ander roth Holtz/ als       das Caliaturse/ von einem Sandel-Geruch allba zu finden ist/ auch dorten unter dem Nahmen diß       rothen Sandels bey den Kräuter-Verständigen gültig ist/ wie ich zuvor schon dargethan habe; So       ist ja evident und am Tage/ daß das Hertz von dem Caliatur-Baum nichts anders als das rothe       Sandel-Holtz sey: scheinet auch/ daß die aestime und reputation dieses Scribenten/ welcher       bey meinem hochgechrten Herrn in so gutem credit und valeur stehet/ denselben kurtz vor diesen       letztern Brief zu der Erklärung und condescenz wegen des Caliaturs-Holtz (welches doch       innerlich anderst zu seyn scheinet) bewogen habe/ da ich doch in meinem Brief vom 5. Maji       1683. schon in Obacht genommen hatte/ daß dieser Indianischer Materialien-Schreiber/ die       Küste auch unter eines von denen Landen stellet/ da das Sandel-Holtz von herkommet/ sagend /       daß dasselbige noch Indien binnen dem Fluß Ganges zu finden/ allwo er die Provinz Tanassarim       hinstellet; Und weil mein hochgeehrter Herr diesen letzt-benahmten Platz in den Carten nicht       finden kann/ so muß demselben hierinnen etwas zurecht helffen. Sie belieben dan&#x0303; dieses       Tanassarim nicht sowohl in dem Land Coromandel, da/ wie es scheinet/ sie solches zu finden       vermeynet/ als daß sie sich vielmehr in die Ost-Küste von dem Bengalischen Golff/ auf Seiten       der Stadt Martavan wenden/ so im Königreich Pegu gelegen ist/ allwo sie diesen See-Platz       sollen antreffen/ welcher unter dem König von Siam gehöret; Gleichwie von dieser Stadt auch       viele die Reiß über Land thun/ umb nacher Zoddia, da der König residiret/ zu kommen/ zu       welcher Reiß man gemeiniglich einen Monath/ oder auch sechs Wochen/ und zwar meist durch       lauter Wälder/ zubringet. Dieses Tanassarim wird/ in Ansehen daß es wohl gelegen/ (da       anderst ein grosser Umweg von der Straß Malacca zu nehmen wäre/ dabey auch die Gerechtigkeit       wegen der Durchfarth profitiret wird) meistens von den Coromandelischen Moren und Heyden/ und       da beneben von den Portugiesen und Engelländern/ niemahlen aber/ oder gar selten/ von der       Niederländischen Compagnie befahren/ welche dorten alle Waaren/ und Kauffmanns-Güter/ so       dieses Königreich außwirffet/ in der Menge antreffe/ auch alles dasjenige/ was diese       Landschafft trägt/ wieder anbringen können. Das Caliatur-Holtz/ so gantz fest/ massiv und       ziemlich schwer ist/ wird meistens zu ihren Farben verhan/ wie auch zu Bäncken/ Bett-spannen      / Stülen sc. verarbeitet/ dabeneben auch ein klein Theil darvon zur Artzney gebrauchet/ indem       all dasjenige/ was zu dem letzten Ende durch die gantze Welt distrahiret wird/ in Ansehen und       Proportion des so grossen/ weiten und breiten Bezircks dieser landen/ gantz keine merckliche       und considerable Quantität außmachet; Weßwegen sie hierzu gemeiniglich dasjenige Holtz außlesen      / welches älter/ höher und dunckel-röther an der Farbe/ und folglich auch stärcker an dem       Sandel-Geruch ist/ als das ordinaire, welches man/ wie oben gemelder/ zum färben branchet /       und den Armeniern zu Sjiranz und Spahan meisten zu ihrem destillirten Branderwein dienet /       welchem sie damit eine schöne hoch-rothe Tincture geben. Indessen stehet mir der       Sandel-holtzichte Geschmack/ so zugleich dem Brandewein mit getheilet wird/ zum wenigsten       nicht an/ und solte ich denselben lieber pur, ohne Beymischung dieses Materials vor nuch       begehren.</p>
        <p>Gleichwie nun sehr lang vor der Entdeckung von Indien durch die Griechen/ und nachgehends       auch durch die Römer/ die wohl alle frey/ doch auch civilisiret waren; Also ist nachgehends       von alten Zeiten her/ auch zwischen den nach Osten gelegenen Landschafften und Persten/ wie       auch Arabien eine mutuelle Handlung und commercium von Medicinischen und andern Waaren /       gestister und getrieben worden/ und ist die Küst von Africa, sambt denen dabey gelegenen       Insuln/ erst lange hernach in Kundschafft gekommen/ wiewohl der Einwohner wilden Art wegen /       nichts als die blosse Ufern von Zangibar und von der Costa dos Caffares (wie die Portugiesen       diesen Strich des Landes uennen) und eimge Städte/ als unter andern Melindo, Magadoxo, Sofala       &amp;amp;c. und folglich einige Insuln darumb frequentiret/ der übrige Rest solcher Landen       aber in einem dicken Nebel der Unwissenheit gelassen worden. Solcher Gestalt ist unter andern       auch das rothe Sandel-Holtz/ wiewol noch lange Zeit hernach/ auch Indien in Persien und       Arabien gebracht worden: Gleichwie darumb Avicenna und andere Arabische Medici, die ich noch       gesehen hab/ von keinem andern Sandel-Holtz Meldung thun/ auch kein anders kennen/ als       dasjenige/ so aus Indien kommt/ auch allda wächset: So wenig auch Garcias ab Horto von einem       andern rothen Sandel weiß/ welcher doch in Untersuchung dergleichen Dingen curieus genug ist.       Weil aber doch India mit seinen Insuln sehr nah/ oder doch meistens eben die Pflantzen hervor       bringt/ die in der Ost-Küst von Africa, Madagascar, &amp;amp;c. wachsen; so habe/ wie meine       Briefe an M. H.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0691] fest stehen/ welches eine grosse absurdität wäre/ und M. hochgeehrten Herrn in so vielen Erfindungen/ die sich allein hierauff gründen/ durch Verlierung deren Credits/ am meisten schaden könte. Gleichwie dann ein gleichlautend- und einstimmiges Zeugniß/ von einer indifferenten Sach/ derjenigen Einwohnern / die derselben kundig und erfahren sind/ nicht allein bey den Liebhabern der Botanic, sondern auch meist allen andern Untersuchungen gültig sind; so kann ich deren Anführung auch vor mich / in dieser das Caliatur- und Sandel-Holtz betreffenden Sach/ zu einer guten Prob meiner wenigen Meinung gebrauchen; da doch zu dessen persvasion, dieses argumentum ab authoritate eben nicht nöthig hätte/ indem ich durch eigene Erfahrung und genommenen Augenschein deren Gewiß- und Sicherheit avanciret habe: Zumahlen diese Sentenz auch durch die vorige passage aus dem Garcia ab Orta sehr bekräfftiget wird/ allwo in sehr klaren und deutlichen Worten bestättiget wird / daß der rothe Sandel-Baum/ auf der Küste Coromandel wachse. Da nun kein ander roth Holtz/ als das Caliaturse/ von einem Sandel-Geruch allba zu finden ist/ auch dorten unter dem Nahmen diß rothen Sandels bey den Kräuter-Verständigen gültig ist/ wie ich zuvor schon dargethan habe; So ist ja evident und am Tage/ daß das Hertz von dem Caliatur-Baum nichts anders als das rothe Sandel-Holtz sey: scheinet auch/ daß die aestime und reputation dieses Scribenten/ welcher bey meinem hochgechrten Herrn in so gutem credit und valeur stehet/ denselben kurtz vor diesen letztern Brief zu der Erklärung und condescenz wegen des Caliaturs-Holtz (welches doch innerlich anderst zu seyn scheinet) bewogen habe/ da ich doch in meinem Brief vom 5. Maji 1683. schon in Obacht genommen hatte/ daß dieser Indianischer Materialien-Schreiber/ die Küste auch unter eines von denen Landen stellet/ da das Sandel-Holtz von herkommet/ sagend / daß dasselbige noch Indien binnen dem Fluß Ganges zu finden/ allwo er die Provinz Tanassarim hinstellet; Und weil mein hochgeehrter Herr diesen letzt-benahmten Platz in den Carten nicht finden kann/ so muß demselben hierinnen etwas zurecht helffen. Sie belieben dañ dieses Tanassarim nicht sowohl in dem Land Coromandel, da/ wie es scheinet/ sie solches zu finden vermeynet/ als daß sie sich vielmehr in die Ost-Küste von dem Bengalischen Golff/ auf Seiten der Stadt Martavan wenden/ so im Königreich Pegu gelegen ist/ allwo sie diesen See-Platz sollen antreffen/ welcher unter dem König von Siam gehöret; Gleichwie von dieser Stadt auch viele die Reiß über Land thun/ umb nacher Zoddia, da der König residiret/ zu kommen/ zu welcher Reiß man gemeiniglich einen Monath/ oder auch sechs Wochen/ und zwar meist durch lauter Wälder/ zubringet. Dieses Tanassarim wird/ in Ansehen daß es wohl gelegen/ (da anderst ein grosser Umweg von der Straß Malacca zu nehmen wäre/ dabey auch die Gerechtigkeit wegen der Durchfarth profitiret wird) meistens von den Coromandelischen Moren und Heyden/ und da beneben von den Portugiesen und Engelländern/ niemahlen aber/ oder gar selten/ von der Niederländischen Compagnie befahren/ welche dorten alle Waaren/ und Kauffmanns-Güter/ so dieses Königreich außwirffet/ in der Menge antreffe/ auch alles dasjenige/ was diese Landschafft trägt/ wieder anbringen können. Das Caliatur-Holtz/ so gantz fest/ massiv und ziemlich schwer ist/ wird meistens zu ihren Farben verhan/ wie auch zu Bäncken/ Bett-spannen / Stülen sc. verarbeitet/ dabeneben auch ein klein Theil darvon zur Artzney gebrauchet/ indem all dasjenige/ was zu dem letzten Ende durch die gantze Welt distrahiret wird/ in Ansehen und Proportion des so grossen/ weiten und breiten Bezircks dieser landen/ gantz keine merckliche und considerable Quantität außmachet; Weßwegen sie hierzu gemeiniglich dasjenige Holtz außlesen / welches älter/ höher und dunckel-röther an der Farbe/ und folglich auch stärcker an dem Sandel-Geruch ist/ als das ordinaire, welches man/ wie oben gemelder/ zum färben branchet / und den Armeniern zu Sjiranz und Spahan meisten zu ihrem destillirten Branderwein dienet / welchem sie damit eine schöne hoch-rothe Tincture geben. Indessen stehet mir der Sandel-holtzichte Geschmack/ so zugleich dem Brandewein mit getheilet wird/ zum wenigsten nicht an/ und solte ich denselben lieber pur, ohne Beymischung dieses Materials vor nuch begehren. Gleichwie nun sehr lang vor der Entdeckung von Indien durch die Griechen/ und nachgehends auch durch die Römer/ die wohl alle frey/ doch auch civilisiret waren; Also ist nachgehends von alten Zeiten her/ auch zwischen den nach Osten gelegenen Landschafften und Persten/ wie auch Arabien eine mutuelle Handlung und commercium von Medicinischen und andern Waaren / gestister und getrieben worden/ und ist die Küst von Africa, sambt denen dabey gelegenen Insuln/ erst lange hernach in Kundschafft gekommen/ wiewohl der Einwohner wilden Art wegen / nichts als die blosse Ufern von Zangibar und von der Costa dos Caffares (wie die Portugiesen diesen Strich des Landes uennen) und eimge Städte/ als unter andern Melindo, Magadoxo, Sofala &amp;c. und folglich einige Insuln darumb frequentiret/ der übrige Rest solcher Landen aber in einem dicken Nebel der Unwissenheit gelassen worden. Solcher Gestalt ist unter andern auch das rothe Sandel-Holtz/ wiewol noch lange Zeit hernach/ auch Indien in Persien und Arabien gebracht worden: Gleichwie darumb Avicenna und andere Arabische Medici, die ich noch gesehen hab/ von keinem andern Sandel-Holtz Meldung thun/ auch kein anders kennen/ als dasjenige/ so aus Indien kommt/ auch allda wächset: So wenig auch Garcias ab Horto von einem andern rothen Sandel weiß/ welcher doch in Untersuchung dergleichen Dingen curieus genug ist. Weil aber doch India mit seinen Insuln sehr nah/ oder doch meistens eben die Pflantzen hervor bringt/ die in der Ost-Küst von Africa, Madagascar, &amp;c. wachsen; so habe/ wie meine Briefe an M. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/691
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/691>, abgerufen am 17.06.2024.