Ich hoffe, daß Sie davon nicht leiden! -- Sollte ein Krieg zwischen England und Amerika ausbrechen, so ist es besser, die Briefe für mich an Herrn Sieveking in Hamburg zu senden, mit der Bitte, sie zu besorgen. Die Sachen, wobei viele kleine interessante Dinge sind, liegen mir sehr am Herzen. -- Danken Sie ja dem lieben Rosenfels recht herzlich in meinem Namen. Ich glaube, er hat in Brünn die Akten gern sehn wollen. Ich denke, meine Unternehmung wird noch nützliche Folgen haben. Mein Gehn nach Amerika wird dadurch veranlaßt. Schreiben Sie mir ja, liebe Freundin, wenigstens zweimal im Jahr, und dann hübsch von Allem. Sie und die Ihrigen müssen mir nicht fremd werden; ich will's eben so machen. Nichts ist unange¬ nehmer, als wenn man durch Entfernung sich allmählich ab¬ stirbt. -- Amerika ist ein schönes, vielversprechendes Land, das große Vortheile vereinigt; das keine Vorurtheile, keine alte fehler¬ hafte Einrichtungen, und die zahllos daraus entspringenden Schwie¬ rigkeiten zu bekämpfen hat; daher von den Erfahrungen der ver¬ flossenen Jahrhunderte mehr Nutzen ziehn kann, wie nie kein Land noch konnte! --
Die liebe Griesbach muß sich mehr ermüden, muß allein, in einem luftigen, geräumigen Zimmer schlafen. Sie muß sich mit dem eignen Verstande mehr als mit Medizin kuriren; muß härter leben, zuweilen durch dick und dünn waten. -- In Leipzig wurde eine allerliebste Dame, die zehnjährige Noth ihrer Aerzte, gesund, wie der Mann Bankrott machte! -- Es sollte mich nicht wundern, wenn die Nachbarschaft der Franzosen für den verschleimten Magen gut wäre! -- Sie sehn, ich kann das Doktern noch nicht lassen. In jedem Rath ist meistens etwas Gutes. Nehmen Sie so vorlieb!
Leben Sie wohl, meine gute, inniggeliebte Freundin! -- Leben Sie wohl, mein lieber Herr Vetter. Sein Sie überzeugt,
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Ich hoffe, daß Sie davon nicht leiden! — Sollte ein Krieg zwiſchen England und Amerika ausbrechen, ſo iſt es beſſer, die Briefe fuͤr mich an Herrn Sieveking in Hamburg zu ſenden, mit der Bitte, ſie zu beſorgen. Die Sachen, wobei viele kleine intereſſante Dinge ſind, liegen mir ſehr am Herzen. — Danken Sie ja dem lieben Roſenfels recht herzlich in meinem Namen. Ich glaube, er hat in Bruͤnn die Akten gern ſehn wollen. Ich denke, meine Unternehmung wird noch nuͤtzliche Folgen haben. Mein Gehn nach Amerika wird dadurch veranlaßt. Schreiben Sie mir ja, liebe Freundin, wenigſtens zweimal im Jahr, und dann huͤbſch von Allem. Sie und die Ihrigen muͤſſen mir nicht fremd werden; ich will's eben ſo machen. Nichts iſt unange¬ nehmer, als wenn man durch Entfernung ſich allmaͤhlich ab¬ ſtirbt. — Amerika iſt ein ſchoͤnes, vielverſprechendes Land, das große Vortheile vereinigt; das keine Vorurtheile, keine alte fehler¬ hafte Einrichtungen, und die zahllos daraus entſpringenden Schwie¬ rigkeiten zu bekaͤmpfen hat; daher von den Erfahrungen der ver¬ floſſenen Jahrhunderte mehr Nutzen ziehn kann, wie nie kein Land noch konnte! —
Die liebe Griesbach muß ſich mehr ermuͤden, muß allein, in einem luftigen, geraͤumigen Zimmer ſchlafen. Sie muß ſich mit dem eignen Verſtande mehr als mit Medizin kuriren; muß haͤrter leben, zuweilen durch dick und duͤnn waten. — In Leipzig wurde eine allerliebſte Dame, die zehnjaͤhrige Noth ihrer Aerzte, geſund, wie der Mann Bankrott machte! — Es ſollte mich nicht wundern, wenn die Nachbarſchaft der Franzoſen fuͤr den verſchleimten Magen gut waͤre! — Sie ſehn, ich kann das Doktern noch nicht laſſen. In jedem Rath iſt meiſtens etwas Gutes. Nehmen Sie ſo vorlieb!
Leben Sie wohl, meine gute, inniggeliebte Freundin! — Leben Sie wohl, mein lieber Herr Vetter. Sein Sie uͤberzeugt,
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Ich hoffe, daß Sie davon nicht leiden! — Sollte ein Krieg
zwiſchen England und Amerika ausbrechen, ſo iſt es beſſer, die
Briefe fuͤr mich an Herrn Sieveking in Hamburg zu ſenden,
mit der Bitte, ſie zu beſorgen. Die Sachen, wobei viele kleine
intereſſante Dinge ſind, liegen mir ſehr am Herzen. — Danken
Sie ja dem lieben Roſenfels recht herzlich in meinem Namen.
Ich glaube, er hat in Bruͤnn die Akten gern ſehn wollen. Ich
denke, meine Unternehmung wird noch nuͤtzliche Folgen haben.
Mein Gehn nach Amerika wird dadurch veranlaßt. Schreiben
Sie mir ja, liebe Freundin, wenigſtens zweimal im Jahr, und
dann huͤbſch von Allem. Sie und die Ihrigen muͤſſen mir nicht
fremd werden; ich will's eben ſo machen. Nichts iſt unange¬
nehmer, als wenn man durch Entfernung ſich allmaͤhlich ab¬
ſtirbt. — Amerika iſt ein ſchoͤnes, vielverſprechendes Land, das
große Vortheile vereinigt; das keine Vorurtheile, keine alte fehler¬
hafte Einrichtungen, und die zahllos daraus entſpringenden Schwie¬
rigkeiten zu bekaͤmpfen hat; daher von den Erfahrungen der ver¬
floſſenen Jahrhunderte mehr Nutzen ziehn kann, wie nie kein
Land noch konnte! —
Die liebe Griesbach muß ſich mehr ermuͤden, muß allein,
in einem luftigen, geraͤumigen Zimmer ſchlafen. Sie muß ſich
mit dem eignen Verſtande mehr als mit Medizin kuriren; muß
haͤrter leben, zuweilen durch dick und duͤnn waten. — In
Leipzig wurde eine allerliebſte Dame, die zehnjaͤhrige Noth ihrer
Aerzte, geſund, wie der Mann Bankrott machte! — Es ſollte
mich nicht wundern, wenn die Nachbarſchaft der Franzoſen fuͤr
den verſchleimten Magen gut waͤre! — Sie ſehn, ich kann das
Doktern noch nicht laſſen. In jedem Rath iſt meiſtens etwas
Gutes. Nehmen Sie ſo vorlieb!
Leben Sie wohl, meine gute, inniggeliebte Freundin! —
Leben Sie wohl, mein lieber Herr Vetter. Sein Sie uͤberzeugt,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/113>, abgerufen am 21.11.2024.
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