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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

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Erörterung und Feststellung wir unsrerseits hier nicht
versuchen.

Noch im nämlichen Monate, da Robert geschieden
war, sprach W. Häring über ihn im Freimüthigen unter
andern Folgendes.

"Der Schmerz um einen bewährten Freund, einen
geistreichen Dichter, einen werthen Mitarbeiter dieser
Blätter ist zu neu, unsere Zeit zu gemessen, um diese
Nachricht für unsere Leser mit mehr als wenigen An¬
deutungen zu begleiten."

"Ludwig Robert ist in Berlin geboren, in den letzten
siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, von begü¬
terten Aeltern. Seine ausgebreitete Familie lebt hier
im Wohlstande und ehrenvollen Stellungen. Auch er
selbst gehörte zu der glücklichen Minderzahl deutscher
Dichter, welche nicht mit dem Bedürfniß zu kämpfen
haben. Ohne reich zu sein, konnte er sein Leben hin¬
durch eine unabhängige Stellung behaupten."

"Seine Erziehung und seine Studien hat er grö߬
tentheils in Berlin vollendet. Vielleicht läßt sich -- im
guten Sinne -- behaupten, daß sein beißender Witz
nach seiner Vaterstadt schmeckt. Natürlich hatte er ihn
auf seine geistreich feine Weise ausgebildet."

"Robert arbeitete langsam. Gedankenloses Phan¬
tasiren war ihm zuwider. Er mußte sich über alles,
was er schuf, volle Rechenschaft geben können. Nur
in dem Cyklus von Gedichten nach Napoleons Sturz,

Eroͤrterung und Feſtſtellung wir unſrerſeits hier nicht
verſuchen.

Noch im naͤmlichen Monate, da Robert geſchieden
war, ſprach W. Haͤring uͤber ihn im Freimuͤthigen unter
andern Folgendes.

„Der Schmerz um einen bewaͤhrten Freund, einen
geiſtreichen Dichter, einen werthen Mitarbeiter dieſer
Blaͤtter iſt zu neu, unſere Zeit zu gemeſſen, um dieſe
Nachricht fuͤr unſere Leſer mit mehr als wenigen An¬
deutungen zu begleiten.“

„Ludwig Robert iſt in Berlin geboren, in den letzten
ſiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, von beguͤ¬
terten Aeltern. Seine ausgebreitete Familie lebt hier
im Wohlſtande und ehrenvollen Stellungen. Auch er
ſelbſt gehoͤrte zu der gluͤcklichen Minderzahl deutſcher
Dichter, welche nicht mit dem Beduͤrfniß zu kaͤmpfen
haben. Ohne reich zu ſein, konnte er ſein Leben hin¬
durch eine unabhaͤngige Stellung behaupten.“

„Seine Erziehung und ſeine Studien hat er groͤ߬
tentheils in Berlin vollendet. Vielleicht laͤßt ſich — im
guten Sinne — behaupten, daß ſein beißender Witz
nach ſeiner Vaterſtadt ſchmeckt. Natuͤrlich hatte er ihn
auf ſeine geiſtreich feine Weiſe ausgebildet.“

„Robert arbeitete langſam. Gedankenloſes Phan¬
taſiren war ihm zuwider. Er mußte ſich uͤber alles,
was er ſchuf, volle Rechenſchaft geben koͤnnen. Nur
in dem Cyklus von Gedichten nach Napoleons Sturz,

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[338/0352] Eroͤrterung und Feſtſtellung wir unſrerſeits hier nicht verſuchen. Noch im naͤmlichen Monate, da Robert geſchieden war, ſprach W. Haͤring uͤber ihn im Freimuͤthigen unter andern Folgendes. „Der Schmerz um einen bewaͤhrten Freund, einen geiſtreichen Dichter, einen werthen Mitarbeiter dieſer Blaͤtter iſt zu neu, unſere Zeit zu gemeſſen, um dieſe Nachricht fuͤr unſere Leſer mit mehr als wenigen An¬ deutungen zu begleiten.“ „Ludwig Robert iſt in Berlin geboren, in den letzten ſiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, von beguͤ¬ terten Aeltern. Seine ausgebreitete Familie lebt hier im Wohlſtande und ehrenvollen Stellungen. Auch er ſelbſt gehoͤrte zu der gluͤcklichen Minderzahl deutſcher Dichter, welche nicht mit dem Beduͤrfniß zu kaͤmpfen haben. Ohne reich zu ſein, konnte er ſein Leben hin¬ durch eine unabhaͤngige Stellung behaupten.“ „Seine Erziehung und ſeine Studien hat er groͤ߬ tentheils in Berlin vollendet. Vielleicht laͤßt ſich — im guten Sinne — behaupten, daß ſein beißender Witz nach ſeiner Vaterſtadt ſchmeckt. Natuͤrlich hatte er ihn auf ſeine geiſtreich feine Weiſe ausgebildet.“ „Robert arbeitete langſam. Gedankenloſes Phan¬ taſiren war ihm zuwider. Er mußte ſich uͤber alles, was er ſchuf, volle Rechenſchaft geben koͤnnen. Nur in dem Cyklus von Gedichten nach Napoleons Sturz,

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/352>, abgerufen am 21.11.2024.