Gelehrter und wissenschaftlicher Forscher einen Gegen¬ stand des höchsten vaterländischen Interesse's erfaßt, und diesen mit reifster Sachkenntniß und klarer sowohl als gefälliger Behandlung für allgemeine Einsicht und An¬ regung darlegt.
Die erste der beiden Reden giebt eine gedrängte Uebersicht der wechselnden Gestaltung und Wirksamkeit der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, wobei der geschichtkundige Meister besonders auch in der freien Billigkeit zu erkennen ist, womit er das, was einer jeden Zeit gemäß und in ihren Verhältnissen begründet ist, einsichtsvoll würdigt und gelten läßt, wenn auch für unsre Zeit längst andre und entgegengesetzte Forde¬ rungen eingetreten sind. Da diese Rede, so wie die folgende, eine eigentliche Festrede ist, so darf gleich hier für beide gemeinsam auch der würdigen Haltung gedacht werden, mit welcher das dem Anlasse Gebührende warm und eifrig geleistet, alles Ueberschwängliche dagegen ver¬ mieden worden.
Die zweite Rede ist durch ihren Gegenstand und Umfang die bedeutendere. Das Andenken Friedrichs des Großen lebt herrlich unter uns auf. Immer neue Strahlen beleuchten sein Bild, das immer schöner her¬ vortritt, jemehr der Beschauer sich von dem Unächten und Zufälligen, das seinen Blick verwirren möchte, abwendet, und das Wahre und Wesentliche herauser¬ kennt. Wir sind dahin gelangt, auf einer Stufe gei¬
Gelehrter und wiſſenſchaftlicher Forſcher einen Gegen¬ ſtand des hoͤchſten vaterlaͤndiſchen Intereſſe’s erfaßt, und dieſen mit reifſter Sachkenntniß und klarer ſowohl als gefaͤlliger Behandlung fuͤr allgemeine Einſicht und An¬ regung darlegt.
Die erſte der beiden Reden giebt eine gedraͤngte Ueberſicht der wechſelnden Geſtaltung und Wirkſamkeit der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, wobei der geſchichtkundige Meiſter beſonders auch in der freien Billigkeit zu erkennen iſt, womit er das, was einer jeden Zeit gemaͤß und in ihren Verhaͤltniſſen begruͤndet iſt, einſichtsvoll wuͤrdigt und gelten laͤßt, wenn auch fuͤr unſre Zeit laͤngſt andre und entgegengeſetzte Forde¬ rungen eingetreten ſind. Da dieſe Rede, ſo wie die folgende, eine eigentliche Feſtrede iſt, ſo darf gleich hier fuͤr beide gemeinſam auch der wuͤrdigen Haltung gedacht werden, mit welcher das dem Anlaſſe Gebuͤhrende warm und eifrig geleiſtet, alles Ueberſchwaͤngliche dagegen ver¬ mieden worden.
Die zweite Rede iſt durch ihren Gegenſtand und Umfang die bedeutendere. Das Andenken Friedrichs des Großen lebt herrlich unter uns auf. Immer neue Strahlen beleuchten ſein Bild, das immer ſchoͤner her¬ vortritt, jemehr der Beſchauer ſich von dem Unaͤchten und Zufaͤlligen, das ſeinen Blick verwirren moͤchte, abwendet, und das Wahre und Weſentliche herauser¬ kennt. Wir ſind dahin gelangt, auf einer Stufe gei¬
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Gelehrter und wiſſenſchaftlicher Forſcher einen Gegen¬
ſtand des hoͤchſten vaterlaͤndiſchen Intereſſe’s erfaßt, und
dieſen mit reifſter Sachkenntniß und klarer ſowohl als
gefaͤlliger Behandlung fuͤr allgemeine Einſicht und An¬
regung darlegt.
Die erſte der beiden Reden giebt eine gedraͤngte
Ueberſicht der wechſelnden Geſtaltung und Wirkſamkeit
der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, wobei der
geſchichtkundige Meiſter beſonders auch in der freien
Billigkeit zu erkennen iſt, womit er das, was einer
jeden Zeit gemaͤß und in ihren Verhaͤltniſſen begruͤndet
iſt, einſichtsvoll wuͤrdigt und gelten laͤßt, wenn auch
fuͤr unſre Zeit laͤngſt andre und entgegengeſetzte Forde¬
rungen eingetreten ſind. Da dieſe Rede, ſo wie die
folgende, eine eigentliche Feſtrede iſt, ſo darf gleich hier
fuͤr beide gemeinſam auch der wuͤrdigen Haltung gedacht
werden, mit welcher das dem Anlaſſe Gebuͤhrende warm
und eifrig geleiſtet, alles Ueberſchwaͤngliche dagegen ver¬
mieden worden.
Die zweite Rede iſt durch ihren Gegenſtand und
Umfang die bedeutendere. Das Andenken Friedrichs des
Großen lebt herrlich unter uns auf. Immer neue
Strahlen beleuchten ſein Bild, das immer ſchoͤner her¬
vortritt, jemehr der Beſchauer ſich von dem Unaͤchten
und Zufaͤlligen, das ſeinen Blick verwirren moͤchte,
abwendet, und das Wahre und Weſentliche herauser¬
kennt. Wir ſind dahin gelangt, auf einer Stufe gei¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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