Würden überall zu den Kreisen der hohen Aristokratie gehörte.
Von seiner unbeugsamen Gesinnung, der Schärfe seines Geistes und der ungemeinen Heftigkeit seiner Gemüthsart, erzählte man vielerlei Züge, welche ihm überall, wo der Franzosenhaß glühte, Bewunderung und Zutrauen erwarben, und einen Helden in ihm se¬ hen ließen, auf den das Vaterland einst würde rechnen dürfen. Zwar fanden sich schon damals manche Stim¬ men, welche so raschem Muthe nicht ganz vertrauen wollten, an den Grundsätzen des Staatsmannes vieles tadelten, ihn thörichter Vorurtheile für alles Alte be¬ schuldigten, und denen die Befreiung Deutschlands weit eher durch maßvolle Klugheit und besonnene Tapferkeit, als durch heftigen Ungestüm zu hoffen schien; solche Stimmen riefen dann auch wohl die Umstände zurück, durch welche Stein in seine jetzige Lage gerathen war, und höchst unzeitig einen Wirkungskreis verloren hatte, der ihm für seine Zwecke nicht schöner geboten sein konnte. Diese Umstände konnten allerdings seiner Be¬ sonnenheit nicht zum Lobe gereichen; doch waren sie damals nur ungefähr bekannt, der genauere Hergang aber war folgender. Von Königsberg sollte drr Asses¬ sor Koppe mit Aufträgen nach Berlin und weiter in das nördliche Deutschland abgesendet werden. Stein kam von einer Mittagstafel, wo viel getrunken worden war, und fand den schon Reisefertigen, der sich die
Wuͤrden uͤberall zu den Kreiſen der hohen Ariſtokratie gehoͤrte.
Von ſeiner unbeugſamen Geſinnung, der Schaͤrfe ſeines Geiſtes und der ungemeinen Heftigkeit ſeiner Gemuͤthsart, erzaͤhlte man vielerlei Zuͤge, welche ihm uͤberall, wo der Franzoſenhaß gluͤhte, Bewunderung und Zutrauen erwarben, und einen Helden in ihm ſe¬ hen ließen, auf den das Vaterland einſt wuͤrde rechnen duͤrfen. Zwar fanden ſich ſchon damals manche Stim¬ men, welche ſo raſchem Muthe nicht ganz vertrauen wollten, an den Grundſaͤtzen des Staatsmannes vieles tadelten, ihn thoͤrichter Vorurtheile fuͤr alles Alte be¬ ſchuldigten, und denen die Befreiung Deutſchlands weit eher durch maßvolle Klugheit und beſonnene Tapferkeit, als durch heftigen Ungeſtuͤm zu hoffen ſchien; ſolche Stimmen riefen dann auch wohl die Umſtaͤnde zuruͤck, durch welche Stein in ſeine jetzige Lage gerathen war, und hoͤchſt unzeitig einen Wirkungskreis verloren hatte, der ihm fuͤr ſeine Zwecke nicht ſchoͤner geboten ſein konnte. Dieſe Umſtaͤnde konnten allerdings ſeiner Be¬ ſonnenheit nicht zum Lobe gereichen; doch waren ſie damals nur ungefaͤhr bekannt, der genauere Hergang aber war folgender. Von Koͤnigsberg ſollte drr Aſſeſ¬ ſor Koppe mit Auftraͤgen nach Berlin und weiter in das noͤrdliche Deutſchland abgeſendet werden. Stein kam von einer Mittagstafel, wo viel getrunken worden war, und fand den ſchon Reiſefertigen, der ſich die
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Wuͤrden uͤberall zu den Kreiſen der hohen Ariſtokratie
gehoͤrte.
Von ſeiner unbeugſamen Geſinnung, der Schaͤrfe
ſeines Geiſtes und der ungemeinen Heftigkeit ſeiner
Gemuͤthsart, erzaͤhlte man vielerlei Zuͤge, welche ihm
uͤberall, wo der Franzoſenhaß gluͤhte, Bewunderung
und Zutrauen erwarben, und einen Helden in ihm ſe¬
hen ließen, auf den das Vaterland einſt wuͤrde rechnen
duͤrfen. Zwar fanden ſich ſchon damals manche Stim¬
men, welche ſo raſchem Muthe nicht ganz vertrauen
wollten, an den Grundſaͤtzen des Staatsmannes vieles
tadelten, ihn thoͤrichter Vorurtheile fuͤr alles Alte be¬
ſchuldigten, und denen die Befreiung Deutſchlands weit
eher durch maßvolle Klugheit und beſonnene Tapferkeit,
als durch heftigen Ungeſtuͤm zu hoffen ſchien; ſolche
Stimmen riefen dann auch wohl die Umſtaͤnde zuruͤck,
durch welche Stein in ſeine jetzige Lage gerathen war,
und hoͤchſt unzeitig einen Wirkungskreis verloren hatte,
der ihm fuͤr ſeine Zwecke nicht ſchoͤner geboten ſein
konnte. Dieſe Umſtaͤnde konnten allerdings ſeiner Be¬
ſonnenheit nicht zum Lobe gereichen; doch waren ſie
damals nur ungefaͤhr bekannt, der genauere Hergang
aber war folgender. Von Koͤnigsberg ſollte drr Aſſeſ¬
ſor Koppe mit Auftraͤgen nach Berlin und weiter in
das noͤrdliche Deutſchland abgeſendet werden. Stein
kam von einer Mittagstafel, wo viel getrunken worden
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/182>, abgerufen am 21.11.2024.
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