russischen Dienst in Anspruch, und vertraute mir seine auf Hamburg gerichtete Unternehmung. Ich war zu allem bereit, aber ich war auch schon in preußischen Kriegsdienst berufen, und hatte zunächst Depeschen der preußischen Behörde als Kourier nach Breslau zu über¬ bringen, wo der König, der Staatskanzler und die übrigen Häupter der Geschäftsführung sich schon seit einiger Zeit aufhielten. Da die Sache der Russen und Preußen hier schon für ein- und dieselbe erklärt war, so hatte mein Anliegen keine Schwierigkeit. Breslau war zum Kriegsheerd geworden, alles stammte von Eifer, Waffen und Kampf war das allgemeine Ver¬ langen. Auch von diesen Tagen wird künftig noch ei¬ niges Nähere zu berichten sein. Ich sah auch Stein hier wieder, zwar auf dem Krankenbette, aber auch krank noch in voller Kraft!
Ich eilte nach Berlin zurück und von da nach Ham¬ burg, welches Tettenborn mittlerweile schon glücklich erreicht und besetzt hatte. Bevor ich nun zur Schilde¬ rung der Kriegsereignisse übergehe, denen ich in den Jahren 1813 und 1814 beigewohnt, möge mir erlaubt sein, von dem tapfern Anführer, dem ich das Glück gehabt als einer seiner Adjutanten anzugehören, etwas ausführlicher zu reden, und dessen frühere Lebensver¬ hältnisse und Thaten kürzlich hier einzuschalten.
ruſſiſchen Dienſt in Anſpruch, und vertraute mir ſeine auf Hamburg gerichtete Unternehmung. Ich war zu allem bereit, aber ich war auch ſchon in preußiſchen Kriegsdienſt berufen, und hatte zunaͤchſt Depeſchen der preußiſchen Behoͤrde als Kourier nach Breslau zu uͤber¬ bringen, wo der Koͤnig, der Staatskanzler und die uͤbrigen Haͤupter der Geſchaͤftsfuͤhrung ſich ſchon ſeit einiger Zeit aufhielten. Da die Sache der Ruſſen und Preußen hier ſchon fuͤr ein- und dieſelbe erklaͤrt war, ſo hatte mein Anliegen keine Schwierigkeit. Breslau war zum Kriegsheerd geworden, alles ſtammte von Eifer, Waffen und Kampf war das allgemeine Ver¬ langen. Auch von dieſen Tagen wird kuͤnftig noch ei¬ niges Naͤhere zu berichten ſein. Ich ſah auch Stein hier wieder, zwar auf dem Krankenbette, aber auch krank noch in voller Kraft!
Ich eilte nach Berlin zuruͤck und von da nach Ham¬ burg, welches Tettenborn mittlerweile ſchon gluͤcklich erreicht und beſetzt hatte. Bevor ich nun zur Schilde¬ rung der Kriegsereigniſſe uͤbergehe, denen ich in den Jahren 1813 und 1814 beigewohnt, moͤge mir erlaubt ſein, von dem tapfern Anfuͤhrer, dem ich das Gluͤck gehabt als einer ſeiner Adjutanten anzugehoͤren, etwas ausfuͤhrlicher zu reden, und deſſen fruͤhere Lebensver¬ haͤltniſſe und Thaten kuͤrzlich hier einzuſchalten.
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ruſſiſchen Dienſt in Anſpruch, und vertraute mir ſeine
auf Hamburg gerichtete Unternehmung. Ich war zu
allem bereit, aber ich war auch ſchon in preußiſchen
Kriegsdienſt berufen, und hatte zunaͤchſt Depeſchen der
preußiſchen Behoͤrde als Kourier nach Breslau zu uͤber¬
bringen, wo der Koͤnig, der Staatskanzler und die
uͤbrigen Haͤupter der Geſchaͤftsfuͤhrung ſich ſchon ſeit
einiger Zeit aufhielten. Da die Sache der Ruſſen und
Preußen hier ſchon fuͤr ein- und dieſelbe erklaͤrt war,
ſo hatte mein Anliegen keine Schwierigkeit. Breslau
war zum Kriegsheerd geworden, alles ſtammte von
Eifer, Waffen und Kampf war das allgemeine Ver¬
langen. Auch von dieſen Tagen wird kuͤnftig noch ei¬
niges Naͤhere zu berichten ſein. Ich ſah auch Stein
hier wieder, zwar auf dem Krankenbette, aber auch
krank noch in voller Kraft!
Ich eilte nach Berlin zuruͤck und von da nach Ham¬
burg, welches Tettenborn mittlerweile ſchon gluͤcklich
erreicht und beſetzt hatte. Bevor ich nun zur Schilde¬
rung der Kriegsereigniſſe uͤbergehe, denen ich in den
Jahren 1813 und 1814 beigewohnt, moͤge mir erlaubt
ſein, von dem tapfern Anfuͤhrer, dem ich das Gluͤck
gehabt als einer ſeiner Adjutanten anzugehoͤren, etwas
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/224>, abgerufen am 21.11.2024.
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