Nicht ganz gesund. Il prend les armes, on va a Potsdam pour etudier, comme il s'est exprime. Grüße ja Beethovens und unsern liebsten Oliva! B'hüt ihn Gott! Adieu, Liebster! Wenn ich so etwas aufbreche, was du gewickelt hast! ein Schmerz und eine Liebe!
Adieu. --
An Varnhagen, in Prag.
Dresden, Montag Vormittag den 23. September 1811.
Mein wahrer einziger Freund, vor einer halben Stunde erhielt ich erst deinen Brief, obgleich er schon gestern Abend hier war, wegen dem Sonntags zugeschlossenen Komtoir. Alle deine Gemüthsbewegungen gaben auch meinem dieselben! Thränen waren zwischen mir und dem Briefe. Fasse dich, mein Freund. Denn höre. Bei Naturen, wie die meinige, geht kein ernstes Denken, kein Empfinden, kein ernstes Wol- len, keine ernste Liebe wie ein Schatten vorbei! Bist du, wie ich es sehe und weiß, ganz von meinem Dasein durchglüht und erfüllt, so werde auch ich in deiner Nähe glücklich sein, und dich zu Schutz und Umgang wählen können. Ich fühlte es vor deinem Briefe. Wir sehen uns gewiß bald. Dies sei dein Trost; ich will es und du willst es. Quäle mich nicht mit Kleinigkeiten, und wir können ein edles und schönes Le- ben führen. Findet sich gar und gar kein Mittel, so kommst du unterdeß ohne Mittel, und es muß sich nachher eines finden. Diesen Fall setz' ich, wenn du es nicht aushältst, und die Trennung dich zu sehr mordet. Erst lasse mich nur nach
Hause
Nicht ganz geſund. Il prend les armes, on va à Potsdam pour étudier, comme il s’est exprimé. Grüße ja Beethovens und unſern liebſten Oliva! B’hüt ihn Gott! Adieu, Liebſter! Wenn ich ſo etwas aufbreche, was du gewickelt haſt! ein Schmerz und eine Liebe!
Adieu. —
An Varnhagen, in Prag.
Dresden, Montag Vormittag den 23. September 1811.
Mein wahrer einziger Freund, vor einer halben Stunde erhielt ich erſt deinen Brief, obgleich er ſchon geſtern Abend hier war, wegen dem Sonntags zugeſchloſſenen Komtoir. Alle deine Gemüthsbewegungen gaben auch meinem dieſelben! Thränen waren zwiſchen mir und dem Briefe. Faſſe dich, mein Freund. Denn höre. Bei Naturen, wie die meinige, geht kein ernſtes Denken, kein Empfinden, kein ernſtes Wol- len, keine ernſte Liebe wie ein Schatten vorbei! Biſt du, wie ich es ſehe und weiß, ganz von meinem Daſein durchglüht und erfüllt, ſo werde auch ich in deiner Nähe glücklich ſein, und dich zu Schutz und Umgang wählen können. Ich fühlte es vor deinem Briefe. Wir ſehen uns gewiß bald. Dies ſei dein Troſt; ich will es und du willſt es. Quäle mich nicht mit Kleinigkeiten, und wir können ein edles und ſchönes Le- ben führen. Findet ſich gar und gar kein Mittel, ſo kommſt du unterdeß ohne Mittel, und es muß ſich nachher eines finden. Dieſen Fall ſetz’ ich, wenn du es nicht aushältſt, und die Trennung dich zu ſehr mordet. Erſt laſſe mich nur nach
Hauſe
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Nicht ganz geſund. Il prend les armes, on va à Potsdam pour
étudier, comme il s’est exprimé. Grüße ja Beethovens und
unſern liebſten Oliva! B’hüt ihn Gott! Adieu, Liebſter!
Wenn ich ſo etwas aufbreche, was du gewickelt haſt! ein
Schmerz und eine Liebe!
Adieu. —
An Varnhagen, in Prag.
Dresden, Montag Vormittag den 23. September 1811.
Mein wahrer einziger Freund, vor einer halben Stunde
erhielt ich erſt deinen Brief, obgleich er ſchon geſtern Abend
hier war, wegen dem Sonntags zugeſchloſſenen Komtoir. Alle
deine Gemüthsbewegungen gaben auch meinem dieſelben!
Thränen waren zwiſchen mir und dem Briefe. Faſſe dich,
mein Freund. Denn höre. Bei Naturen, wie die meinige,
geht kein ernſtes Denken, kein Empfinden, kein ernſtes Wol-
len, keine ernſte Liebe wie ein Schatten vorbei! Biſt du, wie
ich es ſehe und weiß, ganz von meinem Daſein durchglüht
und erfüllt, ſo werde auch ich in deiner Nähe glücklich ſein,
und dich zu Schutz und Umgang wählen können. Ich fühlte
es vor deinem Briefe. Wir ſehen uns gewiß bald. Dies ſei
dein Troſt; ich will es und du willſt es. Quäle mich nicht
mit Kleinigkeiten, und wir können ein edles und ſchönes Le-
ben führen. Findet ſich gar und gar kein Mittel, ſo kommſt
du unterdeß ohne Mittel, und es muß ſich nachher eines
finden. Dieſen Fall ſetz’ ich, wenn du es nicht aushältſt, und
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/542>, abgerufen am 23.12.2024.
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