Hals mit Zubehör, und heute Abend starkes Kopfweh. Alles geht seinen Gang dabei. Ich habe heute wieder zweihundert Gulden bekommen für mein Geschäft, welches immer größer durch allseitige Aufträge wird; und auch Socken u. dgl. aus Wien. Von euch habe ich nur vom 8. Oktober aus Bres- lau Brief.
An Varnhagen, in Bremen.
Prag, Donnerstag den 4. November 1813.
Den 1. dieses Monats brachte mir Urquijo deinen Brief aus Bremen, lieber Freund! den wahrlich lang ersehnten. -- Du lebst, und hast alle deine Glieder. Wenn ich nur das immer erst erfahre! Du Armer! als du mir schriebst, wußtest du noch nichts von Leipzig. Gott erhörte unser Gebet: und verwirrte den Geist unsres großen Feindes. Wie wirst du dich gefreut haben! -- O August! daß wir jetzt in diesem be- wegten Strom von Empfindungen und blitzenden Gedanken getrennt leben müssen. Bei mir verliert man unendlich viel, weil bei mir alles so spontane ist: ich schütte das nun alles in Reden, Briefen -- die ich einmal schreiben muß -- und Billets Andern hin; die es nun und nimmermehr so in sich aufnehmen, als du: es aber wohl für ihr Gut in der ganz nächsten Stunde erklären; nicht als Diebe, aber als arme, verwirrte Verschwender: und es auch oft ganz überhören und übersehen. -- Und dir grade, da du so weit bist, da ich dir in wichtigen Momenten grade nicht schreibe, sag' ich am
Hals mit Zubehör, und heute Abend ſtarkes Kopfweh. Alles geht ſeinen Gang dabei. Ich habe heute wieder zweihundert Gulden bekommen für mein Geſchäft, welches immer größer durch allſeitige Aufträge wird; und auch Socken u. dgl. aus Wien. Von euch habe ich nur vom 8. Oktober aus Bres- lau Brief.
An Varnhagen, in Bremen.
Prag, Donnerstag den 4. November 1813.
Den 1. dieſes Monats brachte mir Urquijo deinen Brief aus Bremen, lieber Freund! den wahrlich lang erſehnten. — Du lebſt, und haſt alle deine Glieder. Wenn ich nur das immer erſt erfahre! Du Armer! als du mir ſchriebſt, wußteſt du noch nichts von Leipzig. Gott erhörte unſer Gebet: und verwirrte den Geiſt unſres großen Feindes. Wie wirſt du dich gefreut haben! — O Auguſt! daß wir jetzt in dieſem be- wegten Strom von Empfindungen und blitzenden Gedanken getrennt leben müſſen. Bei mir verliert man unendlich viel, weil bei mir alles ſo ſpontané iſt: ich ſchütte das nun alles in Reden, Briefen — die ich einmal ſchreiben muß — und Billets Andern hin; die es nun und nimmermehr ſo in ſich aufnehmen, als du: es aber wohl für ihr Gut in der ganz nächſten Stunde erklären; nicht als Diebe, aber als arme, verwirrte Verſchwender: und es auch oft ganz überhören und überſehen. — Und dir grade, da du ſo weit biſt, da ich dir in wichtigen Momenten grade nicht ſchreibe, ſag’ ich am
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Hals mit Zubehör, und heute Abend ſtarkes Kopfweh. Alles
geht ſeinen Gang dabei. Ich habe heute wieder zweihundert
Gulden bekommen für mein Geſchäft, welches immer größer
durch allſeitige Aufträge wird; und auch Socken u. dgl. aus
Wien. Von euch habe ich nur vom 8. Oktober aus Bres-
lau Brief.
An Varnhagen, in Bremen.
Prag, Donnerstag den 4. November 1813.
Den 1. dieſes Monats brachte mir Urquijo deinen Brief
aus Bremen, lieber Freund! den wahrlich lang erſehnten. —
Du lebſt, und haſt alle deine Glieder. Wenn ich nur das
immer erſt erfahre! Du Armer! als du mir ſchriebſt, wußteſt
du noch nichts von Leipzig. Gott erhörte unſer Gebet: und
verwirrte den Geiſt unſres großen Feindes. Wie wirſt du
dich gefreut haben! — O Auguſt! daß wir jetzt in dieſem be-
wegten Strom von Empfindungen und blitzenden Gedanken
getrennt leben müſſen. Bei mir verliert man unendlich viel,
weil bei mir alles ſo ſpontané iſt: ich ſchütte das nun alles
in Reden, Briefen — die ich einmal ſchreiben muß — und
Billets Andern hin; die es nun und nimmermehr ſo in ſich
aufnehmen, als du: es aber wohl für ihr Gut in der ganz
nächſten Stunde erklären; nicht als Diebe, aber als arme,
verwirrte Verſchwender: und es auch oft ganz überhören und
überſehen. — Und dir grade, da du ſo weit biſt, da ich dir
in wichtigen Momenten grade nicht ſchreibe, ſag’ ich am
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/149>, abgerufen am 27.11.2024.
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