Talent, Witz, Laune, Kenntnisse, Liebenswürdigkeiten, das alles sind Zugaben; sehr liebenswürdige, wünschenswerthe, von mir leidenschaftlich anerkannte, und applaudirte. Ich sagte: Liebenswürdigkeiten: weil Liebenswürdigkeit schon ganz allein in der Unwandelbarkeit in den nicht benannten, und von Ihnen so wohlgekannten großen Punkten enthalten ist. Die erfordern ein immer gegenwärtiges Herz, und einen festen ungetrübten Sinn, der bei Vernunft aufrägt. Selten genug; weßwegen, weiß ich nicht; da dies grad das Natürlichste ist. Ich bitte wegen meiner Hamletsneigung -- der, nun seh' ich's, unüberwindlichen -- des ewigen Grüblens, und Raisonirens, nicht mehr um Vergebung: ich will nur anzeigen, daß ich wohl fühle, ich sollte es thun. Auch amüsirt Hamlet öfters; wenn man grade nichts Pressantes vorhat; und wenn er nur schreibt -- wo man seine Briefe bei Seite legen kann -- geht es an. Ich habe bestimmt noch das Glück, Sie in Dresden zu sehen! Nur den Moment vermag ich noch nicht zu bestim- men -- stimmt, und stimmen, dürft' ich Varnh. nicht gut se- hen lassen --, Wenn ich wieder Nachricht von Ihnen haben soll, bitte ich um Nachricht, wie lange Sie dort bleiben: darnach richte ich mich ganz. Wenn ich auch nicht selbst den Wunsch, dort ein Stückchen mit Ihnen zu leben, lebendig in mir trüge, so thät' ich es doch; um einen guten Winter zu haben: den mir Varnh. im Unterlassungsfall nicht ließe. Er ist beglückt, und stolz auf Ihre gütigen Vorschläge! und hat mir in diesem Sinne die ergebensten Grüße an die ganze Familie, jeden einzeln, aufgetragen. Möge Ihnen ferner Gutes und Freundliches zukommen, Sie umgeben, Ihre er-
Talent, Witz, Laune, Kenntniſſe, Liebenswürdigkeiten, das alles ſind Zugaben; ſehr liebenswürdige, wünſchenswerthe, von mir leidenſchaftlich anerkannte, und applaudirte. Ich ſagte: Liebenswürdigkeiten: weil Liebenswürdigkeit ſchon ganz allein in der Unwandelbarkeit in den nicht benannten, und von Ihnen ſo wohlgekannten großen Punkten enthalten iſt. Die erfordern ein immer gegenwärtiges Herz, und einen feſten ungetrübten Sinn, der bei Vernunft aufrägt. Selten genug; weßwegen, weiß ich nicht; da dies grad das Natürlichſte iſt. Ich bitte wegen meiner Hamletsneigung — der, nun ſeh’ ich’s, unüberwindlichen — des ewigen Grüblens, und Raiſonirens, nicht mehr um Vergebung: ich will nur anzeigen, daß ich wohl fühle, ich ſollte es thun. Auch amüſirt Hamlet öfters; wenn man grade nichts Preſſantes vorhat; und wenn er nur ſchreibt — wo man ſeine Briefe bei Seite legen kann — geht es an. Ich habe beſtimmt noch das Glück, Sie in Dresden zu ſehen! Nur den Moment vermag ich noch nicht zu beſtim- men — ſtimmt, und ſtimmen, dürft’ ich Varnh. nicht gut ſe- hen laſſen —, Wenn ich wieder Nachricht von Ihnen haben ſoll, bitte ich um Nachricht, wie lange Sie dort bleiben: darnach richte ich mich ganz. Wenn ich auch nicht ſelbſt den Wunſch, dort ein Stückchen mit Ihnen zu leben, lebendig in mir trüge, ſo thät’ ich es doch; um einen guten Winter zu haben: den mir Varnh. im Unterlaſſungsfall nicht ließe. Er iſt beglückt, und ſtolz auf Ihre gütigen Vorſchläge! und hat mir in dieſem Sinne die ergebenſten Grüße an die ganze Familie, jeden einzeln, aufgetragen. Möge Ihnen ferner Gutes und Freundliches zukommen, Sie umgeben, Ihre er-
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Talent, Witz, Laune, Kenntniſſe, Liebenswürdigkeiten, das
alles ſind Zugaben; ſehr liebenswürdige, wünſchenswerthe, von
mir leidenſchaftlich anerkannte, und applaudirte. Ich ſagte:
Liebenswürdigkeiten: weil Liebenswürdigkeit ſchon ganz
allein in der Unwandelbarkeit in den nicht benannten, und
von Ihnen ſo wohlgekannten großen Punkten enthalten iſt.
Die erfordern ein immer gegenwärtiges Herz, und einen feſten
ungetrübten Sinn, der bei Vernunft aufrägt. Selten genug;
weßwegen, weiß ich nicht; da dies grad das Natürlichſte iſt.
Ich bitte wegen meiner Hamletsneigung — der, nun ſeh’ ich’s,
unüberwindlichen — des ewigen Grüblens, und Raiſonirens,
nicht mehr um Vergebung: ich will nur anzeigen, daß ich
wohl fühle, ich ſollte es thun. Auch amüſirt Hamlet öfters;
wenn man grade nichts Preſſantes vorhat; und wenn er nur
ſchreibt — wo man ſeine Briefe bei Seite legen kann — geht
es an. Ich habe beſtimmt noch das Glück, Sie in Dresden
zu ſehen! Nur den Moment vermag ich noch nicht zu beſtim-
men — ſtimmt, und ſtimmen, dürft’ ich Varnh. nicht gut ſe-
hen laſſen —, Wenn ich wieder Nachricht von Ihnen haben
ſoll, bitte ich um Nachricht, wie lange Sie dort bleiben:
darnach richte ich mich ganz. Wenn ich auch nicht ſelbſt
den Wunſch, dort ein Stückchen mit Ihnen zu leben, lebendig
in mir trüge, ſo thät’ ich es doch; um einen guten Winter
zu haben: den mir Varnh. im Unterlaſſungsfall nicht ließe.
Er iſt beglückt, und ſtolz auf Ihre gütigen Vorſchläge! und
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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