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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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An Leopold Ranke.


Nachträglich muß ich sagen: daß das ganze Wasser, Un-
ter- und Ober-Wasser, auch krank ist: nicht die Luft allein:
und viele wichtige Details habe ich Ihnen noch zu geben.

Wenn Sie diesen Abend, wo -- kein Einziger der
Menschen, die gestern bei uns waren, kommen kann -- ein
paar artige Damen kommen, mich besuchen wollen: so belohne
ich sie mit italiänischer Bewirthung; und morgen, mit le-
bendiger
Kunst.

Ich bin der Einzige, außer den Saint-Simons, die Wort
hält, und nicht lügt. Es ist nicht meine Schuld: es könnten's
Alle auch so machen.

Fr. Varnhagen.


Heute Freitag den 20. Januar 1832. kam A. mit dem
Globe vom 12. zu mir herein: "Sie müssen den Artikel sur
les femmes
lesen; über die Ehe ganz neue Gedanken: aber
zuletzt ganz mystisch." -- Sagen Sie mir nur den Inhalt!
-- "Es soll eine Ehe Statt haben; und bei der auch Freiheit.
Man soll in und außer der Ehe leben können. Eine Muster-
ehe soll existiren, die das durch die That beweist." -- Vorei-
lig! schrie ich: ich verstehe das! Wie von einem kurzen Blitz
war meine alte Gedankenmasse auf einen einzigen Augen-
blick beleuchtet. -- "Lesen Sie nur; es ist ganz mystisch;
wer weiß, was noch für Gedanken zur Weiterbildung dieser

An Leopold Ranke.


Nachträglich muß ich ſagen: daß das ganze Waſſer, Un-
ter- und Ober-Waſſer, auch krank iſt: nicht die Luft allein:
und viele wichtige Details habe ich Ihnen noch zu geben.

Wenn Sie dieſen Abend, wo — kein Einziger der
Menſchen, die geſtern bei uns waren, kommen kann — ein
paar artige Damen kommen, mich beſuchen wollen: ſo belohne
ich ſie mit italiäniſcher Bewirthung; und morgen, mit le-
bendiger
Kunſt.

Ich bin der Einzige, außer den Saint-Simons, die Wort
hält, und nicht lügt. Es iſt nicht meine Schuld: es könnten’s
Alle auch ſo machen.

Fr. Varnhagen.


Heute Freitag den 20. Januar 1832. kam A. mit dem
Globe vom 12. zu mir herein: „Sie müſſen den Artikel sur
les femmes
leſen; über die Ehe ganz neue Gedanken: aber
zuletzt ganz myſtiſch.“ — Sagen Sie mir nur den Inhalt!
— „Es ſoll eine Ehe Statt haben; und bei der auch Freiheit.
Man ſoll in und außer der Ehe leben können. Eine Muſter-
ehe ſoll exiſtiren, die das durch die That beweiſt.“ — Vorei-
lig! ſchrie ich: ich verſtehe das! Wie von einem kurzen Blitz
war meine alte Gedankenmaſſe auf einen einzigen Augen-
blick beleuchtet. — „Leſen Sie nur; es iſt ganz myſtiſch;
wer weiß, was noch für Gedanken zur Weiterbildung dieſer

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[550/0558] An Leopold Ranke. Mittwoch, den 18. Januar 1832. Nachträglich muß ich ſagen: daß das ganze Waſſer, Un- ter- und Ober-Waſſer, auch krank iſt: nicht die Luft allein: und viele wichtige Details habe ich Ihnen noch zu geben. Wenn Sie dieſen Abend, wo — kein Einziger der Menſchen, die geſtern bei uns waren, kommen kann — ein paar artige Damen kommen, mich beſuchen wollen: ſo belohne ich ſie mit italiäniſcher Bewirthung; und morgen, mit le- bendiger Kunſt. Ich bin der Einzige, außer den Saint-Simons, die Wort hält, und nicht lügt. Es iſt nicht meine Schuld: es könnten’s Alle auch ſo machen. Fr. Varnhagen. Heute Freitag den 20. Januar 1832. kam A. mit dem Globe vom 12. zu mir herein: „Sie müſſen den Artikel sur les femmes leſen; über die Ehe ganz neue Gedanken: aber zuletzt ganz myſtiſch.“ — Sagen Sie mir nur den Inhalt! — „Es ſoll eine Ehe Statt haben; und bei der auch Freiheit. Man ſoll in und außer der Ehe leben können. Eine Muſter- ehe ſoll exiſtiren, die das durch die That beweiſt.“ — Vorei- lig! ſchrie ich: ich verſtehe das! Wie von einem kurzen Blitz war meine alte Gedankenmaſſe auf einen einzigen Augen- blick beleuchtet. — „Leſen Sie nur; es iſt ganz myſtiſch; wer weiß, was noch für Gedanken zur Weiterbildung dieſer

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/558>, abgerufen am 27.11.2024.