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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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dem wieder aufgesetzt, begrüßte den alten
Herrn, und wollte zurückreiten. --

"Jch hoffte, Sie würden mich nicht so
schnell wieder verlassen, sagte der alte Herr.
Sie haben sich das größte Recht auf meine
Dankbarkeit erworben, es würde mich schmer-
zen, wenn Sie mir alle Gelegenheit rauben
wollten, sie Jhnen zu bezeigen. Fügen Sie
zu dem großen Dienst, den Sie mir leiste-
ten, auch noch den hinzu, sich meiner Fa-
milie vorstellen zu lassen. Meine Gemahlinn,
meine Kinder würden untröstlich seyn, dem
Retter meines Lebens nicht ihre Freude bezeu-
gen zu können. Komm, mein Sohn! rief
er einem jungen Manne zu, der auf einem
Seitenwege zu ihnen heransprengte, vom Pfer-
de sprang, und mit besorglicher Freude auf
ihn zueilte; hilf mir diesen Herrn erbitten,
daß er sich nicht in so großer Eile von uns
trennt, du verdankst ihm nichts weniger als
das Leben deines Vaters. -- O mein Va-
ter, rief der junge Mann, daß ich mich ge-
rade in diesem Moment entfernen mußte!

dem wieder aufgeſetzt, begruͤßte den alten
Herrn, und wollte zuruͤckreiten. —

„Jch hoffte, Sie wuͤrden mich nicht ſo
ſchnell wieder verlaſſen, ſagte der alte Herr.
Sie haben ſich das groͤßte Recht auf meine
Dankbarkeit erworben, es wuͤrde mich ſchmer-
zen, wenn Sie mir alle Gelegenheit rauben
wollten, ſie Jhnen zu bezeigen. Fuͤgen Sie
zu dem großen Dienſt, den Sie mir leiſte-
ten, auch noch den hinzu, ſich meiner Fa-
milie vorſtellen zu laſſen. Meine Gemahlinn,
meine Kinder wuͤrden untroͤſtlich ſeyn, dem
Retter meines Lebens nicht ihre Freude bezeu-
gen zu koͤnnen. Komm, mein Sohn! rief
er einem jungen Manne zu, der auf einem
Seitenwege zu ihnen heranſprengte, vom Pfer-
de ſprang, und mit beſorglicher Freude auf
ihn zueilte; hilf mir dieſen Herrn erbitten,
daß er ſich nicht in ſo großer Eile von uns
trennt, du verdankſt ihm nichts weniger als
das Leben deines Vaters. — O mein Va-
ter, rief der junge Mann, daß ich mich ge-
rade in dieſem Moment entfernen mußte!

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[11/0019] dem wieder aufgeſetzt, begruͤßte den alten Herrn, und wollte zuruͤckreiten. — „Jch hoffte, Sie wuͤrden mich nicht ſo ſchnell wieder verlaſſen, ſagte der alte Herr. Sie haben ſich das groͤßte Recht auf meine Dankbarkeit erworben, es wuͤrde mich ſchmer- zen, wenn Sie mir alle Gelegenheit rauben wollten, ſie Jhnen zu bezeigen. Fuͤgen Sie zu dem großen Dienſt, den Sie mir leiſte- ten, auch noch den hinzu, ſich meiner Fa- milie vorſtellen zu laſſen. Meine Gemahlinn, meine Kinder wuͤrden untroͤſtlich ſeyn, dem Retter meines Lebens nicht ihre Freude bezeu- gen zu koͤnnen. Komm, mein Sohn! rief er einem jungen Manne zu, der auf einem Seitenwege zu ihnen heranſprengte, vom Pfer- de ſprang, und mit beſorglicher Freude auf ihn zueilte; hilf mir dieſen Herrn erbitten, daß er ſich nicht in ſo großer Eile von uns trennt, du verdankſt ihm nichts weniger als das Leben deines Vaters. — O mein Va- ter, rief der junge Mann, daß ich mich ge- rade in dieſem Moment entfernen mußte!

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/19>, abgerufen am 21.11.2024.