sie aber auch für mich bestimmt, ich zweifle, daß ich ganz glücklich seyn würde. -- Freund, wer mit diesem Engel nicht leben könnte, der -- Der verdient gar nicht zu leben, willst du sagen. Leicht wahr! ich spüre selbst so etwas! indessen ... versteh mich, mein lieber Freund! Gräfin Juliane, Erbin eines großen Namens, eines großen Reichthums, aus den Händen der höchsten Kultur kommend, im Zirkel der seinen Welt schimmernd, der Anbetung von allen, die sie umgeben, gewohnt, und Floren- tin, der arme, einsame, ausgestoßne, das Kind des Zufalls. -- Wilder, seltsamer Mensch! warum nennst du dich so? und war- um dünkst du dich noch immer allein? in uns- rer Mitte allein? -- Habe Geduld mit mir, ich darf mich nicht entwöhnen, allein zu seyn; muß ich nicht fort? -- Was treibt dich, ich beschwöre dich? Vertraue dich nicht ohne Noth dem eigensinnigen Glück, bleibe bey mir! -- Jch will's versuchen, lieber Freund, aber ich stehe nicht dafür, ich muß, ich muß doch
ſie aber auch fuͤr mich beſtimmt, ich zweifle, daß ich ganz gluͤcklich ſeyn wuͤrde. — Freund, wer mit dieſem Engel nicht leben koͤnnte, der — Der verdient gar nicht zu leben, willſt du ſagen. Leicht wahr! ich ſpuͤre ſelbſt ſo etwas! indeſſen … verſteh mich, mein lieber Freund! Graͤfin Juliane, Erbin eines großen Namens, eines großen Reichthums, aus den Haͤnden der hoͤchſten Kultur kommend, im Zirkel der ſeinen Welt ſchimmernd, der Anbetung von allen, die ſie umgeben, gewohnt, und Floren- tin, der arme, einſame, ausgeſtoßne, das Kind des Zufalls. — Wilder, ſeltſamer Menſch! warum nennſt du dich ſo? und war- um duͤnkſt du dich noch immer allein? in unſ- rer Mitte allein? — Habe Geduld mit mir, ich darf mich nicht entwoͤhnen, allein zu ſeyn; muß ich nicht fort? — Was treibt dich, ich beſchwoͤre dich? Vertraue dich nicht ohne Noth dem eigenſinnigen Gluͤck, bleibe bey mir! — Jch will’s verſuchen, lieber Freund, aber ich ſtehe nicht dafuͤr, ich muß, ich muß doch
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ſie aber auch fuͤr mich beſtimmt, ich zweifle,
daß ich ganz gluͤcklich ſeyn wuͤrde. — Freund,
wer mit dieſem Engel nicht leben koͤnnte, der
— Der verdient gar nicht zu leben, willſt du
ſagen. Leicht wahr! ich ſpuͤre ſelbſt ſo etwas!
indeſſen … verſteh mich, mein lieber Freund!
Graͤfin Juliane, Erbin eines großen Namens,
eines großen Reichthums, aus den Haͤnden
der hoͤchſten Kultur kommend, im Zirkel der
ſeinen Welt ſchimmernd, der Anbetung von
allen, die ſie umgeben, gewohnt, und Floren-
tin, der arme, einſame, ausgeſtoßne, das
Kind des Zufalls. — Wilder, ſeltſamer
Menſch! warum nennſt du dich ſo? und war-
um duͤnkſt du dich noch immer allein? in unſ-
rer Mitte allein? — Habe Geduld mit mir,
ich darf mich nicht entwoͤhnen, allein zu ſeyn;
muß ich nicht fort? — Was treibt dich, ich
beſchwoͤre dich? Vertraue dich nicht ohne Noth
dem eigenſinnigen Gluͤck, bleibe bey mir! —
Jch will’s verſuchen, lieber Freund, aber ich
ſtehe nicht dafuͤr, ich muß, ich muß doch
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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