gen ganz von Rosen durchflochten herbey- zogen, die Kinder zwangen sie scherzend hin- auf, sie setzte sich unter eine Art von Rosen- thron. Therese stand ihr auf dem Schooß, der Blumenkorb zu ihren Füßen, so ward sie im Triumph und Freudengeschrei fortge- zogen; das Ganze sah so reizend und zaube- risch aus, daß man einen Feen-Aufzug zu se- hen glaubte.
So ging es fort nach einem stillen ent- fernten Theil des Parks, wo das Frühstück bereitet war. Zwischen den Büschen standen blühende Orangenbäume, die einen balsami- schen Duft verbreiteten. Wo man hinsah, erblickte man Julianens und Eduards Na- men aus Blumengehängen. Die Bäume waren durch eben solche Blumengehänge ver- bunden, und das Ganze bildete einen vollen bedeutenden Blüthenkranz. Von verschiede- nen Seiten in kleiner Entfernung ließen sich Oboen und Waldhörner bald wechselnd, bald zusammenstimmend hören, und wenn sie schwiegen, erschallte ganz von ferne die fröhli-
gen ganz von Roſen durchflochten herbey- zogen, die Kinder zwangen ſie ſcherzend hin- auf, ſie ſetzte ſich unter eine Art von Roſen- thron. Thereſe ſtand ihr auf dem Schooß, der Blumenkorb zu ihren Fuͤßen, ſo ward ſie im Triumph und Freudengeſchrei fortge- zogen; das Ganze ſah ſo reizend und zaube- riſch aus, daß man einen Feen-Aufzug zu ſe- hen glaubte.
So ging es fort nach einem ſtillen ent- fernten Theil des Parks, wo das Fruͤhſtuͤck bereitet war. Zwiſchen den Buͤſchen ſtanden bluͤhende Orangenbaͤume, die einen balſami- ſchen Duft verbreiteten. Wo man hinſah, erblickte man Julianens und Eduards Na- men aus Blumengehaͤngen. Die Baͤume waren durch eben ſolche Blumengehaͤnge ver- bunden, und das Ganze bildete einen vollen bedeutenden Bluͤthenkranz. Von verſchiede- nen Seiten in kleiner Entfernung ließen ſich Oboen und Waldhoͤrner bald wechſelnd, bald zuſammenſtimmend hoͤren, und wenn ſie ſchwiegen, erſchallte ganz von ferne die froͤhli-
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gen ganz von Roſen durchflochten herbey-
zogen, die Kinder zwangen ſie ſcherzend hin-
auf, ſie ſetzte ſich unter eine Art von Roſen-
thron. Thereſe ſtand ihr auf dem Schooß,
der Blumenkorb zu ihren Fuͤßen, ſo ward
ſie im Triumph und Freudengeſchrei fortge-
zogen; das Ganze ſah ſo reizend und zaube-
riſch aus, daß man einen Feen-Aufzug zu ſe-
hen glaubte.
So ging es fort nach einem ſtillen ent-
fernten Theil des Parks, wo das Fruͤhſtuͤck
bereitet war. Zwiſchen den Buͤſchen ſtanden
bluͤhende Orangenbaͤume, die einen balſami-
ſchen Duft verbreiteten. Wo man hinſah,
erblickte man Julianens und Eduards Na-
men aus Blumengehaͤngen. Die Baͤume
waren durch eben ſolche Blumengehaͤnge ver-
bunden, und das Ganze bildete einen vollen
bedeutenden Bluͤthenkranz. Von verſchiede-
nen Seiten in kleiner Entfernung ließen ſich
Oboen und Waldhoͤrner bald wechſelnd, bald
zuſammenſtimmend hoͤren, und wenn ſie
ſchwiegen, erſchallte ganz von ferne die froͤhli-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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