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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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läßt Jhnen zugleich sagen, wenn Sie etwa
die Musik zu hören wünschten, so soll Sie
jemand zur rechten Zeit abholen und einfüh-
ren. Sie läßt es Jhnen eigentlich wissen;
das ist eine Auszeichnung, merken Sie sich
dies fein. Und nun geschwind, was macht
man auf dem Schloß? -- Gestern, als ich
fortritt, war man eben dabey, sich den prie-
sterlichen Segen geben zu lassen. -- Wie?
gestern? und wir haben keinen Brief? und
Sie ritten fort? -- Hier ist ein Brief für
die Gräfin Clementina, von Eleonoren --
-- Geben Sie her, o geschwind! warum ga-
ben Sie den nicht gleich zuerst? Wie wird
die Tante sich freuen! nun so geben Sie
doch! --

Er zog den Brief hervor, wollte ihn aber
nicht ohne einen Kuß von Betty herausgeben.
Mit einer schalkhaft verdrüßlichen Miene, als
ob sie ihn nur recht bald los zu werden
wünschte, hielt sie ihm die Wange hin. Jn
demselben Moment ging die Thür auf, und
ein junger Offizier trat herein. Betty fuhr

Florentin. I. 21

laͤßt Jhnen zugleich ſagen, wenn Sie etwa
die Muſik zu hoͤren wuͤnſchten, ſo ſoll Sie
jemand zur rechten Zeit abholen und einfuͤh-
ren. Sie laͤßt es Jhnen eigentlich wiſſen;
das iſt eine Auszeichnung, merken Sie ſich
dies fein. Und nun geſchwind, was macht
man auf dem Schloß? — Geſtern, als ich
fortritt, war man eben dabey, ſich den prie-
ſterlichen Segen geben zu laſſen. — Wie?
geſtern? und wir haben keinen Brief? und
Sie ritten fort? — Hier iſt ein Brief fuͤr
die Graͤfin Clementina, von Eleonoren —
— Geben Sie her, o geſchwind! warum ga-
ben Sie den nicht gleich zuerſt? Wie wird
die Tante ſich freuen! nun ſo geben Sie
doch! —

Er zog den Brief hervor, wollte ihn aber
nicht ohne einen Kuß von Betty herausgeben.
Mit einer ſchalkhaft verdruͤßlichen Miene, als
ob ſie ihn nur recht bald los zu werden
wuͤnſchte, hielt ſie ihm die Wange hin. Jn
demſelben Moment ging die Thuͤr auf, und
ein junger Offizier trat herein. Betty fuhr

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[321/0329] laͤßt Jhnen zugleich ſagen, wenn Sie etwa die Muſik zu hoͤren wuͤnſchten, ſo ſoll Sie jemand zur rechten Zeit abholen und einfuͤh- ren. Sie laͤßt es Jhnen eigentlich wiſſen; das iſt eine Auszeichnung, merken Sie ſich dies fein. Und nun geſchwind, was macht man auf dem Schloß? — Geſtern, als ich fortritt, war man eben dabey, ſich den prie- ſterlichen Segen geben zu laſſen. — Wie? geſtern? und wir haben keinen Brief? und Sie ritten fort? — Hier iſt ein Brief fuͤr die Graͤfin Clementina, von Eleonoren — — Geben Sie her, o geſchwind! warum ga- ben Sie den nicht gleich zuerſt? Wie wird die Tante ſich freuen! nun ſo geben Sie doch! — Er zog den Brief hervor, wollte ihn aber nicht ohne einen Kuß von Betty herausgeben. Mit einer ſchalkhaft verdruͤßlichen Miene, als ob ſie ihn nur recht bald los zu werden wuͤnſchte, hielt ſie ihm die Wange hin. Jn demſelben Moment ging die Thuͤr auf, und ein junger Offizier trat herein. Betty fuhr Florentin. I. 21

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/329>, abgerufen am 22.11.2024.