rodirend, Sie werden nie die Augen öffnen! -- Betty verbarg ihre hervorströmenden Thränen in ihrem Tuche; und schluchzte endlich laut, da er nicht aufhörte, sie zu ärgern. Florentin ward dies zu viel, er verwies ihm mit Mäßi- gung sein Betragen; Walter aber, der es nur zu erwarten geschienen, daß dieser sich mit ein- mischen sollte, fragte ihn mit trotzigem Hohn: Ob die irrende Ritterschaft wieder erstanden sey, den beleidigten Jungfrauen Schutz zu ge- währen? -- So kam es zu beleidigenden Reden und Antworten hin und her, denn Flo- rentin hielt sich länger nicht. Bis zur Wuth ge- reizt zog Walter den Degen, und rief jenem zu, sich zu vertheidigen. Betty schrie laut auf vor Entsetzen. -- Nicht hier, Herr Rittmeister, sagte Florentin; Sie vergessen, was Sie die- sem Orte schuldig sind! Kommen Sie, Fräu- lein, ich führe Sie nach dem Hause; Sie, Herr Rittmeister, erwarten morgen früh Nach- richt von mir. -- Nicht hier von der Stelle, feiger Schurke! rief der tolle Walter, nicht von der Stelle! ich lasse hier mein Leben, oder -- Den andern, die ihn zurück zu hal-
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rodirend, Sie werden nie die Augen oͤffnen! — Betty verbarg ihre hervorſtroͤmenden Thraͤnen in ihrem Tuche; und ſchluchzte endlich laut, da er nicht aufhoͤrte, ſie zu aͤrgern. Florentin ward dies zu viel, er verwies ihm mit Maͤßi- gung ſein Betragen; Walter aber, der es nur zu erwarten geſchienen, daß dieſer ſich mit ein- miſchen ſollte, fragte ihn mit trotzigem Hohn: Ob die irrende Ritterſchaft wieder erſtanden ſey, den beleidigten Jungfrauen Schutz zu ge- waͤhren? — So kam es zu beleidigenden Reden und Antworten hin und her, denn Flo- rentin hielt ſich laͤnger nicht. Bis zur Wuth ge- reizt zog Walter den Degen, und rief jenem zu, ſich zu vertheidigen. Betty ſchrie laut auf vor Entſetzen. — Nicht hier, Herr Rittmeiſter, ſagte Florentin; Sie vergeſſen, was Sie die- ſem Orte ſchuldig ſind! Kommen Sie, Fraͤu- lein, ich fuͤhre Sie nach dem Hauſe; Sie, Herr Rittmeiſter, erwarten morgen fruͤh Nach- richt von mir. — Nicht hier von der Stelle, feiger Schurke! rief der tolle Walter, nicht von der Stelle! ich laſſe hier mein Leben, oder — Den andern, die ihn zuruͤck zu hal-
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rodirend, Sie werden nie die Augen oͤffnen! —
Betty verbarg ihre hervorſtroͤmenden Thraͤnen
in ihrem Tuche; und ſchluchzte endlich laut, da
er nicht aufhoͤrte, ſie zu aͤrgern. Florentin
ward dies zu viel, er verwies ihm mit Maͤßi-
gung ſein Betragen; Walter aber, der es nur
zu erwarten geſchienen, daß dieſer ſich mit ein-
miſchen ſollte, fragte ihn mit trotzigem Hohn:
Ob die irrende Ritterſchaft wieder erſtanden
ſey, den beleidigten Jungfrauen Schutz zu ge-
waͤhren? — So kam es zu beleidigenden
Reden und Antworten hin und her, denn Flo-
rentin hielt ſich laͤnger nicht. Bis zur Wuth ge-
reizt zog Walter den Degen, und rief jenem zu,
ſich zu vertheidigen. Betty ſchrie laut auf vor
Entſetzen. — Nicht hier, Herr Rittmeiſter,
ſagte Florentin; Sie vergeſſen, was Sie die-
ſem Orte ſchuldig ſind! Kommen Sie, Fraͤu-
lein, ich fuͤhre Sie nach dem Hauſe; Sie,
Herr Rittmeiſter, erwarten morgen fruͤh Nach-
richt von mir. — Nicht hier von der Stelle,
feiger Schurke! rief der tolle Walter, nicht
von der Stelle! ich laſſe hier mein Leben,
oder — Den andern, die ihn zuruͤck zu hal-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/391>, abgerufen am 25.05.2024.
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