und Baßtöne, wie man es heute noch in den Schweizer- und Tiroler-Alpen oft und gern vernimmt. Das Mädchen striech sich die braunen Locken aus, die ihr bei der starken Arbeit über die Stirne gefallen waren, und aus ihren dunkelblauen Augen, die bisher nach¬ denklich, träumerisch unter den langen Wimpern darein geschaut hatten, blitzte die helle Schalkheit hervor. Wie ein morgendlicher Strahl fuhr jetzt ihre glockenhelle Stimme durch die nebligen Laute der gespenstischen Alten:
"Und mein Schatz der kann singen Und jodeln dazu, Wenn er ausi thut treiben Sein Kalb und sein' Kuh. Ju!
Und e schwarzbrauner Jager, E lustiges Blut, Der wär' mir schon lieber, Mit em Gamsbart uf'm Hut! Ju! Ju!"
Das Ju denke man sich mit jenem durchdringen¬ den, gezogenen Jodelton gesungen, der fernhin durch Berg und Thal ausklingt. Man sollte meinen, der entfernte Sänger werde ihn erwidern, aber von dorther ließ sich kein Laut mehr vernehmen. Ueber die Züge der Alten gieng ein Schatten, ihre finsteren Augen schickten einen stechenden Blick nach dem Mädchen,
und Baßtöne, wie man es heute noch in den Schweizer- und Tiroler-Alpen oft und gern vernimmt. Das Mädchen ſtriech ſich die braunen Locken aus, die ihr bei der ſtarken Arbeit über die Stirne gefallen waren, und aus ihren dunkelblauen Augen, die bisher nach¬ denklich, träumeriſch unter den langen Wimpern darein geſchaut hatten, blitzte die helle Schalkheit hervor. Wie ein morgendlicher Strahl fuhr jetzt ihre glockenhelle Stimme durch die nebligen Laute der geſpenſtiſchen Alten:
„Und mein Schatz der kann ſingen Und jodeln dazu, Wenn er auſi thut treiben Sein Kalb und ſein' Kuh. Ju!
Und e ſchwarzbrauner Jager, E luſtiges Blut, Der wär' mir ſchon lieber, Mit em Gamsbart uf'm Hut! Ju! Ju!“
Das Ju denke man ſich mit jenem durchdringen¬ den, gezogenen Jodelton geſungen, der fernhin durch Berg und Thal ausklingt. Man ſollte meinen, der entfernte Sänger werde ihn erwidern, aber von dorther ließ ſich kein Laut mehr vernehmen. Ueber die Züge der Alten gieng ein Schatten, ihre finſteren Augen ſchickten einen ſtechenden Blick nach dem Mädchen,
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und Baßtöne, wie man es heute noch in den Schweizer-
und Tiroler-Alpen oft und gern vernimmt. Das
Mädchen ſtriech ſich die braunen Locken aus, die ihr
bei der ſtarken Arbeit über die Stirne gefallen waren,
und aus ihren dunkelblauen Augen, die bisher nach¬
denklich, träumeriſch unter den langen Wimpern darein
geſchaut hatten, blitzte die helle Schalkheit hervor. Wie
ein morgendlicher Strahl fuhr jetzt ihre glockenhelle
Stimme durch die nebligen Laute der geſpenſtiſchen
Alten:
„Und mein Schatz der kann ſingen
Und jodeln dazu,
Wenn er auſi thut treiben
Sein Kalb und ſein' Kuh.
Ju!
Und e ſchwarzbrauner Jager,
E luſtiges Blut,
Der wär' mir ſchon lieber,
Mit em Gamsbart uf'm Hut!
Ju! Ju!“
Das Ju denke man ſich mit jenem durchdringen¬
den, gezogenen Jodelton geſungen, der fernhin durch
Berg und Thal ausklingt. Man ſollte meinen, der
entfernte Sänger werde ihn erwidern, aber von dorther
ließ ſich kein Laut mehr vernehmen. Ueber die Züge
der Alten gieng ein Schatten, ihre finſteren Augen
ſchickten einen ſtechenden Blick nach dem Mädchen,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/144>, abgerufen am 22.12.2024.
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