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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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erfunden, dem wartenden, auf Kunde vom Ablauf des
Zweikampfs höchlich gespannten Druiden mußte weiß
gemacht werden, der Gegner sei nicht zu finden gewesen,
dafür plötzlich der gefährlichere Feind erschienen und
glücklich besiegt worden. Einen Schutz, der nicht zu
verachten war, versprach inzwischen der starke, muthige
Tyras und Abends hoffte er doch auf so lang wenig¬
stens abkommen zu können, um dem Einsamen die
nöthige Erfrischung zu bringen. Die Drei wandelten
zur Höhle.

"Kannst du mir verzeihen?" sagte Alpin.

"Du hast's ja," erwiderte Arthur, "mannhaft
wieder gut gemacht, vor dem Druiden und dann im
Walde. Bist bös gewesen, ja wohl, aber ich kenne
die Eifersucht; hab's auch einmal durchgemacht und
noch anders als du, hätte fast einen Mord auf meine
Seele geladen." Ein Schatten lief über seine Züge;
er fuhr fort: "Ich hab' in heißer Zeit erster Jugend
ein bildschön Mädchen geliebt aus frommem Hause,
meine Seele war wie ein Sturm, die Jungfrau schwur
mir Lieb' und Treue und am Tag darauf find' ich
sie in den Armen eines jungen Druiden, der eben
von der Schule kam und jüngst geweiht war, ein
hübsch, glatt Bürschchen mit gescheitelten Locken, fast
einer Fee im Mondschein gleich. Und wie ich den
Scheinheiligen einsam finde am Ufer des Sees, pack'
ich ihn an der Brust und halt' ihm seine Sünde vor.

erfunden, dem wartenden, auf Kunde vom Ablauf des
Zweikampfs höchlich geſpannten Druiden mußte weiß
gemacht werden, der Gegner ſei nicht zu finden geweſen,
dafür plötzlich der gefährlichere Feind erſchienen und
glücklich beſiegt worden. Einen Schutz, der nicht zu
verachten war, verſprach inzwiſchen der ſtarke, muthige
Tyras und Abends hoffte er doch auf ſo lang wenig¬
ſtens abkommen zu können, um dem Einſamen die
nöthige Erfriſchung zu bringen. Die Drei wandelten
zur Höhle.

„Kannſt du mir verzeihen?“ ſagte Alpin.

„Du haſt's ja,“ erwiderte Arthur, „mannhaft
wieder gut gemacht, vor dem Druiden und dann im
Walde. Biſt bös geweſen, ja wohl, aber ich kenne
die Eiferſucht; hab's auch einmal durchgemacht und
noch anders als du, hätte faſt einen Mord auf meine
Seele geladen.“ Ein Schatten lief über ſeine Züge;
er fuhr fort: „Ich hab' in heißer Zeit erſter Jugend
ein bildſchön Mädchen geliebt aus frommem Hauſe,
meine Seele war wie ein Sturm, die Jungfrau ſchwur
mir Lieb' und Treue und am Tag darauf find' ich
ſie in den Armen eines jungen Druiden, der eben
von der Schule kam und jüngſt geweiht war, ein
hübſch, glatt Bürſchchen mit geſcheitelten Locken, faſt
einer Fee im Mondſchein gleich. Und wie ich den
Scheinheiligen einſam finde am Ufer des Sees, pack'
ich ihn an der Bruſt und halt' ihm ſeine Sünde vor.

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[244/0257] erfunden, dem wartenden, auf Kunde vom Ablauf des Zweikampfs höchlich geſpannten Druiden mußte weiß gemacht werden, der Gegner ſei nicht zu finden geweſen, dafür plötzlich der gefährlichere Feind erſchienen und glücklich beſiegt worden. Einen Schutz, der nicht zu verachten war, verſprach inzwiſchen der ſtarke, muthige Tyras und Abends hoffte er doch auf ſo lang wenig¬ ſtens abkommen zu können, um dem Einſamen die nöthige Erfriſchung zu bringen. Die Drei wandelten zur Höhle. „Kannſt du mir verzeihen?“ ſagte Alpin. „Du haſt's ja,“ erwiderte Arthur, „mannhaft wieder gut gemacht, vor dem Druiden und dann im Walde. Biſt bös geweſen, ja wohl, aber ich kenne die Eiferſucht; hab's auch einmal durchgemacht und noch anders als du, hätte faſt einen Mord auf meine Seele geladen.“ Ein Schatten lief über ſeine Züge; er fuhr fort: „Ich hab' in heißer Zeit erſter Jugend ein bildſchön Mädchen geliebt aus frommem Hauſe, meine Seele war wie ein Sturm, die Jungfrau ſchwur mir Lieb' und Treue und am Tag darauf find' ich ſie in den Armen eines jungen Druiden, der eben von der Schule kam und jüngſt geweiht war, ein hübſch, glatt Bürſchchen mit geſcheitelten Locken, faſt einer Fee im Mondſchein gleich. Und wie ich den Scheinheiligen einſam finde am Ufer des Sees, pack' ich ihn an der Bruſt und halt' ihm ſeine Sünde vor.

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/257>, abgerufen am 23.12.2024.