ihr euch einen Glauben zurecht gemacht oder zurecht machen lassen, der ein blöder Wahn ist um und um, von wo man ihn auch mag ansehen. Ihr glaubt, daß Selinur durch den feuchten Seedunst euch die Pfnüssel ordne? Nein, ihr glaubt es erst recht nicht. Thut nicht so! Ihr wißt wohl, daß euch das schnöde Uebel nur viel hundertmal öfter und ärger heimsucht in euren feuchten Nestern! Nicht geregelt hustet und nieset ihr, sondern durcheinander kraus, wirr und wüst! Klebrige Schalthiere werdet ihr! Die Zähne frißt euch der Nebel an und im Winter habt ihr die Fußböden so kalt, daß euch die jückenden Frostbeulen an den Zehen herumhängen wie Klumpen von Wald¬ beeren und daß euch vor Fußfrost alles Blut in Kopf steigt, was eben eine Hauptursache ist, daß ihr nichts Gescheutes denken könnt! -- Die Seele, den Geist nieset und hustet ihr euch aus dem Leibe! -- Wißt es, schon ist's im Werk, daß wir wegziehen vom See auf's Land! Fest soll's sein unter uns, auf's Trockene wollen wir! Man wird dumm über den trüben Wassern, verschnuppt, hirnverstört, abergläubisch, fürchtet Ge¬ spenster, fürchtet den Grippo. Wozu braucht ihr ihn noch? Wozu noch den schnöden Wurm? Den gibt's ja nicht, kann's nicht geben. Ist's nicht an der Weib¬ gottheit und an Regimentern von nickelhaften Erd¬ geistern, die sie in ihrem Leichtsinn walten läßt, ist's daran nicht genug, um allen Schabernack zu erklären,
ihr euch einen Glauben zurecht gemacht oder zurecht machen laſſen, der ein blöder Wahn iſt um und um, von wo man ihn auch mag anſehen. Ihr glaubt, daß Selinur durch den feuchten Seedunſt euch die Pfnüſſel ordne? Nein, ihr glaubt es erſt recht nicht. Thut nicht ſo! Ihr wißt wohl, daß euch das ſchnöde Uebel nur viel hundertmal öfter und ärger heimſucht in euren feuchten Neſtern! Nicht geregelt huſtet und nieſet ihr, ſondern durcheinander kraus, wirr und wüſt! Klebrige Schalthiere werdet ihr! Die Zähne frißt euch der Nebel an und im Winter habt ihr die Fußböden ſo kalt, daß euch die jückenden Froſtbeulen an den Zehen herumhängen wie Klumpen von Wald¬ beeren und daß euch vor Fußfroſt alles Blut in Kopf ſteigt, was eben eine Haupturſache iſt, daß ihr nichts Geſcheutes denken könnt! — Die Seele, den Geiſt nieſet und huſtet ihr euch aus dem Leibe! — Wißt es, ſchon iſt's im Werk, daß wir wegziehen vom See auf's Land! Feſt ſoll's ſein unter uns, auf's Trockene wollen wir! Man wird dumm über den trüben Waſſern, verſchnuppt, hirnverſtört, abergläubiſch, fürchtet Ge¬ ſpenſter, fürchtet den Grippo. Wozu braucht ihr ihn noch? Wozu noch den ſchnöden Wurm? Den gibt's ja nicht, kann's nicht geben. Iſt's nicht an der Weib¬ gottheit und an Regimentern von nickelhaften Erd¬ geiſtern, die ſie in ihrem Leichtſinn walten läßt, iſt's daran nicht genug, um allen Schabernack zu erklären,
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ihr euch einen Glauben zurecht gemacht oder zurecht
machen laſſen, der ein blöder Wahn iſt um und um,
von wo man ihn auch mag anſehen. Ihr glaubt,
daß Selinur durch den feuchten Seedunſt euch die
Pfnüſſel ordne? Nein, ihr glaubt es erſt recht nicht.
Thut nicht ſo! Ihr wißt wohl, daß euch das ſchnöde
Uebel nur viel hundertmal öfter und ärger heimſucht
in euren feuchten Neſtern! Nicht geregelt huſtet und
nieſet ihr, ſondern durcheinander kraus, wirr und
wüſt! Klebrige Schalthiere werdet ihr! Die Zähne
frißt euch der Nebel an und im Winter habt ihr die
Fußböden ſo kalt, daß euch die jückenden Froſtbeulen
an den Zehen herumhängen wie Klumpen von Wald¬
beeren und daß euch vor Fußfroſt alles Blut in Kopf
ſteigt, was eben eine Haupturſache iſt, daß ihr nichts
Geſcheutes denken könnt! — Die Seele, den Geiſt
nieſet und huſtet ihr euch aus dem Leibe! — Wißt
es, ſchon iſt's im Werk, daß wir wegziehen vom See
auf's Land! Feſt ſoll's ſein unter uns, auf's Trockene
wollen wir! Man wird dumm über den trüben Waſſern,
verſchnuppt, hirnverſtört, abergläubiſch, fürchtet Ge¬
ſpenſter, fürchtet den Grippo. Wozu braucht ihr ihn
noch? Wozu noch den ſchnöden Wurm? Den gibt's ja
nicht, kann's nicht geben. Iſt's nicht an der Weib¬
gottheit und an Regimentern von nickelhaften Erd¬
geiſtern, die ſie in ihrem Leichtſinn walten läßt, iſt's
daran nicht genug, um allen Schabernack zu erklären,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/305>, abgerufen am 23.12.2024.
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