Leicht wird man jetzt den Zufall begreifen, der dem guten Holzhauer begegnete. Seine schwere Faust schlug etwas zu stark, stieß Meißel und Fleischklumpen über den Teller hinaus und die Brühe spritzte dem Nachbar Zimmermann in's Gesicht. Der fuhr auf und schrie: "Kaib!".
Der reißend schnelle Hergang muß einen Augen¬ blick mit einer erläuternden Bemerkung unterbrochen werden, die der Leser billig erwartet. Das Wort Kaib war Entstellung eines hohen Ehrennamens. Der oberste Druide hieß, wie man sich erinnert, Coibhi- Druid, Druidenhaupt. Es kam auf, dieß Wort ironisch anzuwenden, so daß es das Gegentheil seines Sinns bezeichnete; um den Frevel zu mindern, sprach man es unrichtig aus, wie wir heute noch mit Wörtern heiligen Sinns verfahren, wenn wir sie zu Fluch oder Schimpf mißbrauchen. Man begreift, daß es in einer Zeit, wo dieser sein Ursprung noch bekannt war, für ein sehr starkes Scheltwort galt. Kein Wunder denn, daß dem bespritzten Zimmermann zu der Brühe als¬ bald noch eine Ohrfeige in's Gesicht flog. Des Zim¬ mermanns nahm sich thatkräftig der Nachbar Fleischer an, des Holzschlägers der nicht so leibstarke, aber behende Schneider und das Weitere ergibt sich durch Vergleichung mit dem Hergang am andern Ende: die Handlung war im Gang und bewegte sich mächtig in der entgegengesetzten Richtung.
Leicht wird man jetzt den Zufall begreifen, der dem guten Holzhauer begegnete. Seine ſchwere Fauſt ſchlug etwas zu ſtark, ſtieß Meißel und Fleiſchklumpen über den Teller hinaus und die Brühe ſpritzte dem Nachbar Zimmermann in's Geſicht. Der fuhr auf und ſchrie: „Kaib!“.
Der reißend ſchnelle Hergang muß einen Augen¬ blick mit einer erläuternden Bemerkung unterbrochen werden, die der Leſer billig erwartet. Das Wort Kaib war Entſtellung eines hohen Ehrennamens. Der oberſte Druide hieß, wie man ſich erinnert, Coibhi- Druid, Druidenhaupt. Es kam auf, dieß Wort ironiſch anzuwenden, ſo daß es das Gegentheil ſeines Sinns bezeichnete; um den Frevel zu mindern, ſprach man es unrichtig aus, wie wir heute noch mit Wörtern heiligen Sinns verfahren, wenn wir ſie zu Fluch oder Schimpf mißbrauchen. Man begreift, daß es in einer Zeit, wo dieſer ſein Urſprung noch bekannt war, für ein ſehr ſtarkes Scheltwort galt. Kein Wunder denn, daß dem beſpritzten Zimmermann zu der Brühe als¬ bald noch eine Ohrfeige in's Geſicht flog. Des Zim¬ mermanns nahm ſich thatkräftig der Nachbar Fleiſcher an, des Holzſchlägers der nicht ſo leibſtarke, aber behende Schneider und das Weitere ergibt ſich durch Vergleichung mit dem Hergang am andern Ende: die Handlung war im Gang und bewegte ſich mächtig in der entgegengeſetzten Richtung.
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Leicht wird man jetzt den Zufall begreifen, der
dem guten Holzhauer begegnete. Seine ſchwere Fauſt
ſchlug etwas zu ſtark, ſtieß Meißel und Fleiſchklumpen
über den Teller hinaus und die Brühe ſpritzte dem
Nachbar Zimmermann in's Geſicht. Der fuhr auf
und ſchrie: „Kaib!“.
Der reißend ſchnelle Hergang muß einen Augen¬
blick mit einer erläuternden Bemerkung unterbrochen
werden, die der Leſer billig erwartet. Das Wort
Kaib war Entſtellung eines hohen Ehrennamens. Der
oberſte Druide hieß, wie man ſich erinnert, Coibhi-
Druid, Druidenhaupt. Es kam auf, dieß Wort ironiſch
anzuwenden, ſo daß es das Gegentheil ſeines Sinns
bezeichnete; um den Frevel zu mindern, ſprach man
es unrichtig aus, wie wir heute noch mit Wörtern
heiligen Sinns verfahren, wenn wir ſie zu Fluch oder
Schimpf mißbrauchen. Man begreift, daß es in einer
Zeit, wo dieſer ſein Urſprung noch bekannt war, für
ein ſehr ſtarkes Scheltwort galt. Kein Wunder denn,
daß dem beſpritzten Zimmermann zu der Brühe als¬
bald noch eine Ohrfeige in's Geſicht flog. Des Zim¬
mermanns nahm ſich thatkräftig der Nachbar Fleiſcher
an, des Holzſchlägers der nicht ſo leibſtarke, aber
behende Schneider und das Weitere ergibt ſich durch
Vergleichung mit dem Hergang am andern Ende: die
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/388>, abgerufen am 23.12.2024.
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