zu erziehen; sie sind mir von treuen Seelen hinter¬ bracht worden. Ich weiß mehr: er hat einem ehr¬ samen Jüngling der Gemeinde nach dem Leben gestrebt in höllischer Eifersucht, da er eine Tochter unserer Ge¬ meinde zu verführen, zu entführen trachtete, die dieser edle, gottesfürchtige Sohn Odgal's lieb hat und freien will." --
Man schaute umher, Aller Augen suchten Alpin. Stimmen ließen sich hören: "Wo ist er?" Die ledigen Bursche riefen: "Er fehlt schon den ganzen Abend." -- "Ja, seit dem Festschießen schon." -- "Halt, er wird ermordet sein!" rief eine spitze Stimme aus der Männer¬ schaar. Ein Murren, ein Flüstern gieng durch die Versammelten, das sich zu tumultuarischer Unruhe steigerte. Vergebens rief Odgal: "Mein Sohn ist ge¬ sund und wohl vom Schützenfest zurückgekommen und hat zu Hause gegessen um Mittag; wer sollte ihn denn in der Zwischenzeit ermordet haben, Arthur ist ja gefangen!" -- "Der Gauner kann verborgene Helfershelfer haben," schrie eine heisere alte Kehle. Kurzes allgemeines Stillschweigen, dann neues Flüstern, dumpfer, dunkler, unheimlicher als das vorige; Wechsel¬ blicke des Verdachts, gehässige Aufregung von Nachbar gegen Nachbar, anzügliche Reden unter einander, Alles zu einem Getöse anschwellend, worin die Mahnungen einiger Nüchternen, namentlich der Barden, man solle doch erst nach dem Vermißten suchen gehen, rein über¬
zu erziehen; ſie ſind mir von treuen Seelen hinter¬ bracht worden. Ich weiß mehr: er hat einem ehr¬ ſamen Jüngling der Gemeinde nach dem Leben geſtrebt in hölliſcher Eiferſucht, da er eine Tochter unſerer Ge¬ meinde zu verführen, zu entführen trachtete, die dieſer edle, gottesfürchtige Sohn Odgal's lieb hat und freien will.“ —
Man ſchaute umher, Aller Augen ſuchten Alpin. Stimmen ließen ſich hören: „Wo iſt er?“ Die ledigen Burſche riefen: „Er fehlt ſchon den ganzen Abend.“ — „Ja, ſeit dem Feſtſchießen ſchon.“ — „Halt, er wird ermordet ſein!“ rief eine ſpitze Stimme aus der Männer¬ ſchaar. Ein Murren, ein Flüſtern gieng durch die Verſammelten, das ſich zu tumultuariſcher Unruhe ſteigerte. Vergebens rief Odgal: „Mein Sohn iſt ge¬ ſund und wohl vom Schützenfeſt zurückgekommen und hat zu Hauſe gegeſſen um Mittag; wer ſollte ihn denn in der Zwiſchenzeit ermordet haben, Arthur iſt ja gefangen!“ — „Der Gauner kann verborgene Helfershelfer haben,“ ſchrie eine heiſere alte Kehle. Kurzes allgemeines Stillſchweigen, dann neues Flüſtern, dumpfer, dunkler, unheimlicher als das vorige; Wechſel¬ blicke des Verdachts, gehäſſige Aufregung von Nachbar gegen Nachbar, anzügliche Reden unter einander, Alles zu einem Getöſe anſchwellend, worin die Mahnungen einiger Nüchternen, namentlich der Barden, man ſolle doch erſt nach dem Vermißten ſuchen gehen, rein über¬
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zu erziehen; ſie ſind mir von treuen Seelen hinter¬
bracht worden. Ich weiß mehr: er hat einem ehr¬
ſamen Jüngling der Gemeinde nach dem Leben geſtrebt
in hölliſcher Eiferſucht, da er eine Tochter unſerer Ge¬
meinde zu verführen, zu entführen trachtete, die dieſer
edle, gottesfürchtige Sohn Odgal's lieb hat und freien
will.“ —
Man ſchaute umher, Aller Augen ſuchten Alpin.
Stimmen ließen ſich hören: „Wo iſt er?“ Die ledigen
Burſche riefen: „Er fehlt ſchon den ganzen Abend.“
— „Ja, ſeit dem Feſtſchießen ſchon.“ — „Halt, er wird
ermordet ſein!“ rief eine ſpitze Stimme aus der Männer¬
ſchaar. Ein Murren, ein Flüſtern gieng durch die
Verſammelten, das ſich zu tumultuariſcher Unruhe
ſteigerte. Vergebens rief Odgal: „Mein Sohn iſt ge¬
ſund und wohl vom Schützenfeſt zurückgekommen und
hat zu Hauſe gegeſſen um Mittag; wer ſollte ihn
denn in der Zwiſchenzeit ermordet haben, Arthur iſt
ja gefangen!“ — „Der Gauner kann verborgene
Helfershelfer haben,“ ſchrie eine heiſere alte Kehle.
Kurzes allgemeines Stillſchweigen, dann neues Flüſtern,
dumpfer, dunkler, unheimlicher als das vorige; Wechſel¬
blicke des Verdachts, gehäſſige Aufregung von Nachbar
gegen Nachbar, anzügliche Reden unter einander, Alles
zu einem Getöſe anſchwellend, worin die Mahnungen
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/399>, abgerufen am 23.12.2024.
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