wentopf bereit stand, das Blut des Menschenopfers zu empfangen, dann weiter der Brücke zu, worüber zuerst Urhixidur hinraste, die sich auch vor Angus den Vor¬ tritt errafft hatte. Mit sausenden Flechten stürmte sie über die polternden Planken, immer die Fackel schwin¬ gend, deren Flamme nun auf den dunkeln Spiegel des Sees ihren feuerrothen Schein umherstreute -- eine Eumenide, ein höllischer Dämon --, ihr nach der Druide, die sechs Aeltesten, dumpf erkrachte unter der wild bewegten, stampfenden Last des nachdrängen¬ den Gewühles der ganze hohle Unterbau des Wasser¬ dorfes, von fern hörte man das Geheul eines Wolfes, aufgescheuchte Nachtvögel umflatterten krächzend das wilde Heer; -- jetzt sind die Vordersten am Gefäng¬ niß angelangt, der eine der zwei Wächter, der auf seinem Posten geblieben, liegt schnarchend am Boden, Angus schwingt eine Steinaxt, die ihm unterwegs schnell gereicht worden, zerhaut den Knoten am Riegel, reißt die Thüre auf, rennt hinein, ihm folgt augen¬ blicklich Urhixidur und die Aeltesten. --
Ein dumpfes, klatschendes Geräusch wird vernom¬ men, es wiederholt sich schnell und öfters und rasch vereinigen sich diese schlagartigen Laute zu einer dunkeln, verworrenen Masse von Gehörseindrücken, die nur von zappelnden, heftigen Bewegungen im plätschernden, schäumenden, spritzenden Elemente des Wassers her¬ rühren können. Dazwischen erschallt mehrstimmiges Ge¬
wentopf bereit ſtand, das Blut des Menſchenopfers zu empfangen, dann weiter der Brücke zu, worüber zuerſt Urhixidur hinraſte, die ſich auch vor Angus den Vor¬ tritt errafft hatte. Mit ſauſenden Flechten ſtürmte ſie über die polternden Planken, immer die Fackel ſchwin¬ gend, deren Flamme nun auf den dunkeln Spiegel des Sees ihren feuerrothen Schein umherſtreute — eine Eumenide, ein hölliſcher Dämon —, ihr nach der Druide, die ſechs Aelteſten, dumpf erkrachte unter der wild bewegten, ſtampfenden Laſt des nachdrängen¬ den Gewühles der ganze hohle Unterbau des Waſſer¬ dorfes, von fern hörte man das Geheul eines Wolfes, aufgeſcheuchte Nachtvögel umflatterten krächzend das wilde Heer; — jetzt ſind die Vorderſten am Gefäng¬ niß angelangt, der eine der zwei Wächter, der auf ſeinem Poſten geblieben, liegt ſchnarchend am Boden, Angus ſchwingt eine Steinaxt, die ihm unterwegs ſchnell gereicht worden, zerhaut den Knoten am Riegel, reißt die Thüre auf, rennt hinein, ihm folgt augen¬ blicklich Urhixidur und die Aelteſten. —
Ein dumpfes, klatſchendes Geräuſch wird vernom¬ men, es wiederholt ſich ſchnell und öfters und raſch vereinigen ſich dieſe ſchlagartigen Laute zu einer dunkeln, verworrenen Maſſe von Gehörseindrücken, die nur von zappelnden, heftigen Bewegungen im plätſchernden, ſchäumenden, ſpritzenden Elemente des Waſſers her¬ rühren können. Dazwiſchen erſchallt mehrſtimmiges Ge¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0406"n="391"/>
wentopf bereit ſtand, das Blut des Menſchenopfers zu<lb/>
empfangen, dann weiter der Brücke zu, worüber zuerſt<lb/>
Urhixidur hinraſte, die ſich auch vor Angus den Vor¬<lb/>
tritt errafft hatte. Mit ſauſenden Flechten ſtürmte ſie<lb/>
über die polternden Planken, immer die Fackel ſchwin¬<lb/>
gend, deren Flamme nun auf den dunkeln Spiegel<lb/>
des Sees ihren feuerrothen Schein umherſtreute —<lb/>
eine Eumenide, ein hölliſcher Dämon —, ihr nach<lb/>
der Druide, die ſechs Aelteſten, dumpf erkrachte unter<lb/>
der wild bewegten, ſtampfenden Laſt des nachdrängen¬<lb/>
den Gewühles der ganze hohle Unterbau des Waſſer¬<lb/>
dorfes, von fern hörte man das Geheul eines Wolfes,<lb/>
aufgeſcheuchte Nachtvögel umflatterten krächzend das<lb/>
wilde Heer; — jetzt ſind die Vorderſten am Gefäng¬<lb/>
niß angelangt, der eine der zwei Wächter, der auf<lb/>ſeinem Poſten geblieben, liegt ſchnarchend am Boden,<lb/>
Angus ſchwingt eine Steinaxt, die ihm unterwegs<lb/>ſchnell gereicht worden, zerhaut den Knoten am Riegel,<lb/>
reißt die Thüre auf, rennt hinein, ihm folgt augen¬<lb/>
blicklich Urhixidur und die Aelteſten. —</p><lb/><p>Ein dumpfes, klatſchendes Geräuſch wird vernom¬<lb/>
men, es wiederholt ſich ſchnell und öfters und raſch<lb/>
vereinigen ſich dieſe ſchlagartigen Laute zu einer dunkeln,<lb/>
verworrenen Maſſe von Gehörseindrücken, die nur von<lb/>
zappelnden, heftigen Bewegungen im plätſchernden,<lb/>ſchäumenden, ſpritzenden Elemente des Waſſers her¬<lb/>
rühren können. Dazwiſchen erſchallt mehrſtimmiges Ge¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[391/0406]
wentopf bereit ſtand, das Blut des Menſchenopfers zu
empfangen, dann weiter der Brücke zu, worüber zuerſt
Urhixidur hinraſte, die ſich auch vor Angus den Vor¬
tritt errafft hatte. Mit ſauſenden Flechten ſtürmte ſie
über die polternden Planken, immer die Fackel ſchwin¬
gend, deren Flamme nun auf den dunkeln Spiegel
des Sees ihren feuerrothen Schein umherſtreute —
eine Eumenide, ein hölliſcher Dämon —, ihr nach
der Druide, die ſechs Aelteſten, dumpf erkrachte unter
der wild bewegten, ſtampfenden Laſt des nachdrängen¬
den Gewühles der ganze hohle Unterbau des Waſſer¬
dorfes, von fern hörte man das Geheul eines Wolfes,
aufgeſcheuchte Nachtvögel umflatterten krächzend das
wilde Heer; — jetzt ſind die Vorderſten am Gefäng¬
niß angelangt, der eine der zwei Wächter, der auf
ſeinem Poſten geblieben, liegt ſchnarchend am Boden,
Angus ſchwingt eine Steinaxt, die ihm unterwegs
ſchnell gereicht worden, zerhaut den Knoten am Riegel,
reißt die Thüre auf, rennt hinein, ihm folgt augen¬
blicklich Urhixidur und die Aelteſten. —
Ein dumpfes, klatſchendes Geräuſch wird vernom¬
men, es wiederholt ſich ſchnell und öfters und raſch
vereinigen ſich dieſe ſchlagartigen Laute zu einer dunkeln,
verworrenen Maſſe von Gehörseindrücken, die nur von
zappelnden, heftigen Bewegungen im plätſchernden,
ſchäumenden, ſpritzenden Elemente des Waſſers her¬
rühren können. Dazwiſchen erſchallt mehrſtimmiges Ge¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/406>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.