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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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von seiner durchdachten Leidenschaft gegen diese Dinge
gebraucht hatte, zu verstehen, zurechtzulegen. Kurz, ich
fieng an, zu bereuen, daß ich ihm unfreundlich be¬
gegnet war, und es tröstete mich noch ein wenig, daß
ich ein noch härteres Wort, das mir dort am Axen¬
tunnel auf der Zunge lag, unterdrückt hatte, nemlich:
alter Kindskopf! Doch, das half nicht viel; ich ver¬
zehrte in der That mit mehr Hunger als Frohheit
meine paar Schinkenschnitten und Eier und nahm
ziemlich verdrossen, mit wenig Sinn für große und
kleine Windgelle und Bristenstock, meinen Weg unter
die Füße. Ein Wagen fuhr an mir vorüber, ich
erkannte gleich an einem der Knaben, der neben dem
Kutscher auf dem Bocke saß, die fremde Familie
wieder, ich traute meinen Augen kaum, als mir schien,
ich entdecke im Innern neben der anmuthigen Britin
oder Schottin meinen A. E. Das Fahren an sich
schon war es, was mich an ihm wunderte, denn er
hatte auf der Axenstraße, als ein Reisewagen an uns
vorüberfuhr, gesagt: "Da hocken sie wieder drin im
Kasten, der nach Leder riecht, und haben nicht ein
Fleckchen Raum, um nur auszuspucken," wobei er, seiner
Freiheit froh, in stolzem, kühnem Bogen die hiemit be¬
zeichnete That verrichtete; er hatte ferner bei derselben
Gelegenheit das Fahren für die unter allen Umständen
unbequemste, dummste und anstrengendste Art der Fort¬
bewegung erklärt. "Was haben doch die Menschen

von ſeiner durchdachten Leidenſchaft gegen dieſe Dinge
gebraucht hatte, zu verſtehen, zurechtzulegen. Kurz, ich
fieng an, zu bereuen, daß ich ihm unfreundlich be¬
gegnet war, und es tröſtete mich noch ein wenig, daß
ich ein noch härteres Wort, das mir dort am Axen¬
tunnel auf der Zunge lag, unterdrückt hatte, nemlich:
alter Kindskopf! Doch, das half nicht viel; ich ver¬
zehrte in der That mit mehr Hunger als Frohheit
meine paar Schinkenſchnitten und Eier und nahm
ziemlich verdroſſen, mit wenig Sinn für große und
kleine Windgelle und Briſtenſtock, meinen Weg unter
die Füße. Ein Wagen fuhr an mir vorüber, ich
erkannte gleich an einem der Knaben, der neben dem
Kutſcher auf dem Bocke ſaß, die fremde Familie
wieder, ich traute meinen Augen kaum, als mir ſchien,
ich entdecke im Innern neben der anmuthigen Britin
oder Schottin meinen A. E. Das Fahren an ſich
ſchon war es, was mich an ihm wunderte, denn er
hatte auf der Axenſtraße, als ein Reiſewagen an uns
vorüberfuhr, geſagt: „Da hocken ſie wieder drin im
Kaſten, der nach Leder riecht, und haben nicht ein
Fleckchen Raum, um nur auszuſpucken,“ wobei er, ſeiner
Freiheit froh, in ſtolzem, kühnem Bogen die hiemit be¬
zeichnete That verrichtete; er hatte ferner bei derſelben
Gelegenheit das Fahren für die unter allen Umſtänden
unbequemſte, dummſte und anſtrengendſte Art der Fort¬
bewegung erklärt. „Was haben doch die Menſchen

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[58/0071] von ſeiner durchdachten Leidenſchaft gegen dieſe Dinge gebraucht hatte, zu verſtehen, zurechtzulegen. Kurz, ich fieng an, zu bereuen, daß ich ihm unfreundlich be¬ gegnet war, und es tröſtete mich noch ein wenig, daß ich ein noch härteres Wort, das mir dort am Axen¬ tunnel auf der Zunge lag, unterdrückt hatte, nemlich: alter Kindskopf! Doch, das half nicht viel; ich ver¬ zehrte in der That mit mehr Hunger als Frohheit meine paar Schinkenſchnitten und Eier und nahm ziemlich verdroſſen, mit wenig Sinn für große und kleine Windgelle und Briſtenſtock, meinen Weg unter die Füße. Ein Wagen fuhr an mir vorüber, ich erkannte gleich an einem der Knaben, der neben dem Kutſcher auf dem Bocke ſaß, die fremde Familie wieder, ich traute meinen Augen kaum, als mir ſchien, ich entdecke im Innern neben der anmuthigen Britin oder Schottin meinen A. E. Das Fahren an ſich ſchon war es, was mich an ihm wunderte, denn er hatte auf der Axenſtraße, als ein Reiſewagen an uns vorüberfuhr, geſagt: „Da hocken ſie wieder drin im Kaſten, der nach Leder riecht, und haben nicht ein Fleckchen Raum, um nur auszuſpucken,“ wobei er, ſeiner Freiheit froh, in ſtolzem, kühnem Bogen die hiemit be¬ zeichnete That verrichtete; er hatte ferner bei derſelben Gelegenheit das Fahren für die unter allen Umſtänden unbequemſte, dummſte und anſtrengendſte Art der Fort¬ bewegung erklärt. „Was haben doch die Menſchen

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/71>, abgerufen am 22.12.2024.