Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.Hort. -- Geschieden ist der Jüngling, der kurze Blind¬ Aber mein Zorn lodert nicht lange Zeit, Sondern friedlich und sanft ist mein Gemüth. Also spricht Psappha, die Lesbierinn, also spreche Einsam bin ich, o Guter, wandle seufzend wie Der Mond und die Siebensterne Sind unter und Mitternacht ist's; Vorüber ist schon die Stunde, Ich aber bin ganz alleine. -- Vielfach sind die Bewegungen des Eros, sanft die Eros schüttelt mir wieder so stark das Herz Wie der Sturm, der im Forste die Eichen bricht. Ich habe zu seiner göttlichen Mutter gefleht: Aphrodite, himmlische, thronumprangte
Tochter Zeus, Listsinnende, hör' mein Flehen: Laß in Gram und schmerzlicher Qual mein Herz nicht, Herrscherin, brechen! Sondern komm,' -- -- Hort. — Geſchieden iſt der Jüngling, der kurze Blind¬ Aber mein Zorn lodert nicht lange Zeit, Sondern friedlich und ſanft iſt mein Gemüth. Alſo ſpricht Pſappha, die Lesbierinn, alſo ſpreche Einſam bin ich, o Guter, wandle ſeufzend wie Der Mond und die Siebenſterne Sind unter und Mitternacht iſt's; Vorüber iſt ſchon die Stunde, Ich aber bin ganz alleine. — Vielfach ſind die Bewegungen des Eros, ſanft die Eros ſchüttelt mir wieder ſo ſtark das Herz Wie der Sturm, der im Forſte die Eichen bricht. Ich habe zu ſeiner göttlichen Mutter gefleht: Aphrodite, himmliſche, thronumprangte
Tochter Zeus, Liſtſinnende, hör' mein Flehen: Laß in Gram und ſchmerzlicher Qual mein Herz nicht, Herrſcherin, brechen! Sondern komm,' — — <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0200" n="187"/> Hort. — Geſchieden iſt der Jüngling, der kurze Blind¬<lb/> heit hellem Geiſt hat angehaucht. — Du zürneſt,<lb/> zürne nicht länger!</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Aber mein Zorn lodert nicht lange Zeit,</l><lb/> <l>Sondern friedlich und ſanft iſt mein Gemüth.</l><lb/> </lg><lb/> <p>Alſo ſpricht Pſappha, die Lesbierinn, alſo ſpreche<lb/> ich, alſo ſprich auch du, o Freund!</p><lb/> <p>Einſam bin ich, o Guter, wandle ſeufzend wie<lb/> Schatten am Acheron.</p><lb/><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Mond und die Siebenſterne</l><lb/> <l>Sind unter und Mitternacht iſt's;</l><lb/> <l>Vorüber iſt ſchon die Stunde,</l><lb/> <l>Ich aber bin ganz alleine. —</l><lb/> </lg><lb/> <p>Vielfach ſind die Bewegungen des Eros, ſanft die<lb/> einen, gewaltig die anderen, um dich aber, o Freund —:</p><lb/><lb/> <lg type="poem"> <l>Eros ſchüttelt mir wieder ſo ſtark das Herz</l><lb/> <l>Wie der Sturm, der im Forſte die Eichen bricht.</l><lb/> </lg><lb/> <p>Ich habe zu ſeiner göttlichen Mutter gefleht:</p><lb/><lb/> <lg type="poem"> <l>Aphrodite, himmliſche, thronumprangte</l><lb/> <l>Tochter Zeus, Liſtſinnende, hör' mein Flehen:</l><lb/> <l>Laß in Gram und ſchmerzlicher Qual mein Herz</l><lb/> <l>nicht,</l><lb/> <l>Herrſcherin, brechen!</l><lb/> <l>Sondern komm,' — —</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [187/0200]
Hort. — Geſchieden iſt der Jüngling, der kurze Blind¬
heit hellem Geiſt hat angehaucht. — Du zürneſt,
zürne nicht länger!
Aber mein Zorn lodert nicht lange Zeit,
Sondern friedlich und ſanft iſt mein Gemüth.
Alſo ſpricht Pſappha, die Lesbierinn, alſo ſpreche
ich, alſo ſprich auch du, o Freund!
Einſam bin ich, o Guter, wandle ſeufzend wie
Schatten am Acheron.
Der Mond und die Siebenſterne
Sind unter und Mitternacht iſt's;
Vorüber iſt ſchon die Stunde,
Ich aber bin ganz alleine. —
Vielfach ſind die Bewegungen des Eros, ſanft die
einen, gewaltig die anderen, um dich aber, o Freund —:
Eros ſchüttelt mir wieder ſo ſtark das Herz
Wie der Sturm, der im Forſte die Eichen bricht.
Ich habe zu ſeiner göttlichen Mutter gefleht:
Aphrodite, himmliſche, thronumprangte
Tochter Zeus, Liſtſinnende, hör' mein Flehen:
Laß in Gram und ſchmerzlicher Qual mein Herz
nicht,
Herrſcherin, brechen!
Sondern komm,' — —
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