Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.Abgrund von Schuld! Auf nun -- da büße, da Ich erstarke, ich darf bald fort! O, du bist gut, ja, du bist gut! Wie du dich sanft geneiget Und über mich gebeuget, Da schwand die Fieberwuth. O, du bist rein, ja, du bist rein! Durch deiner Wimpern Schatten Strahlt nieder auf mich Matten Ein heller Himmelsschein. O, du bist mild, ja, du bist mild! Um deinen Mund dieß Lächeln, Es kühlet wie ein Fächeln Aus seligem Gefild. O, du bist lind, ja, du bist lind! Von dir, von dir gerettet, In Liebe weich gebettet Entschlummr' ich wie ein Kind. O, du bist still, ja, du bist still!
Dein leises Wort, dein Schweigen Verbeut dem Höllenreigen Sein tobendes Gebrüll. Abgrund von Schuld! Auf nun — da büße, da Ich erſtarke, ich darf bald fort! O, du biſt gut, ja, du biſt gut! Wie du dich ſanft geneiget Und über mich gebeuget, Da ſchwand die Fieberwuth. O, du biſt rein, ja, du biſt rein! Durch deiner Wimpern Schatten Strahlt nieder auf mich Matten Ein heller Himmelsſchein. O, du biſt mild, ja, du biſt mild! Um deinen Mund dieß Lächeln, Es kühlet wie ein Fächeln Aus ſeligem Gefild. O, du biſt lind, ja, du biſt lind! Von dir, von dir gerettet, In Liebe weich gebettet Entſchlummr' ich wie ein Kind. O, du biſt ſtill, ja, du biſt ſtill!
Dein leiſes Wort, dein Schweigen Verbeut dem Höllenreigen Sein tobendes Gebrüll. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0221" n="208"/> Abgrund von Schuld! Auf nun — da büße, da<lb/> kämpfe, da arbeite — da iſt die Heilung!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ich erſtarke, ich darf bald fort!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O, du biſt gut, ja, du biſt gut!</l><lb/> <l>Wie du dich ſanft geneiget</l><lb/> <l>Und über mich gebeuget,</l><lb/> <l>Da ſchwand die Fieberwuth.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>O, du biſt rein, ja, du biſt rein!</l><lb/> <l>Durch deiner Wimpern Schatten</l><lb/> <l>Strahlt nieder auf mich Matten</l><lb/> <l>Ein heller Himmelsſchein.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O, du biſt mild, ja, du biſt mild!</l><lb/> <l>Um deinen Mund dieß Lächeln,</l><lb/> <l>Es kühlet wie ein Fächeln</l><lb/> <l>Aus ſeligem Gefild.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>O, du biſt lind, ja, du biſt lind!</l><lb/> <l>Von dir, von dir gerettet,</l><lb/> <l>In Liebe weich gebettet</l><lb/> <l>Entſchlummr' ich wie ein Kind.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>O, du biſt ſtill, ja, du biſt ſtill!</l><lb/> <l>Dein leiſes Wort, dein Schweigen</l><lb/> <l>Verbeut dem Höllenreigen</l><lb/> <l>Sein tobendes Gebrüll.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [208/0221]
Abgrund von Schuld! Auf nun — da büße, da
kämpfe, da arbeite — da iſt die Heilung!
Ich erſtarke, ich darf bald fort!
O, du biſt gut, ja, du biſt gut!
Wie du dich ſanft geneiget
Und über mich gebeuget,
Da ſchwand die Fieberwuth.
O, du biſt rein, ja, du biſt rein!
Durch deiner Wimpern Schatten
Strahlt nieder auf mich Matten
Ein heller Himmelsſchein.
O, du biſt mild, ja, du biſt mild!
Um deinen Mund dieß Lächeln,
Es kühlet wie ein Fächeln
Aus ſeligem Gefild.
O, du biſt lind, ja, du biſt lind!
Von dir, von dir gerettet,
In Liebe weich gebettet
Entſchlummr' ich wie ein Kind.
O, du biſt ſtill, ja, du biſt ſtill!
Dein leiſes Wort, dein Schweigen
Verbeut dem Höllenreigen
Sein tobendes Gebrüll.
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