es auch recht sein. Recht: das heißt gerichtet nach absoluter Richtschnur.
Ich hab', glaub' ich, schon einmal in diese Blätter geschrieben, dem Pessimismus gehe ein verborgener Rest von Theismus nach. Sie wollen sich's nicht ge¬ stehen, daß sie den Kinderbegriff von einem Gott nicht los werden, der zwischen verschiedenen möglichen Welten wählte. Das beweist eben ihr Schlechtfinden "dieser" Welt. Gut oder schlecht kann im Grunde nur sein, was Jemand gemacht hat. Die Welt kann nicht ge¬ macht sein, weil die Kategorie Kausalität nur inner¬ halb des Ganzen, nicht für das Ganze gelten kann. Was von selbst ist, ist weder gut noch schlecht, sondern nothwendig. Es kann Einzelnes im Naturreiche für mich gut oder schlecht sein, aber nicht vom Naturreiche bloß (gegenüber dem moralischen Reiche) spricht man, wenn vom Universum die Rede ist und man es noth¬ wendig nennt, sondern vom Ganzen. Wer dieß Ganze tadelt, der meint, es sei ein Machwerk. -- Eine gute Arznei gegen die Uebel darin oder eigentlich gegen die Klage darüber ist und bleibt Beyle's Satz: ce qui excuse Dieu, c'est, qu'il n'existe pas. Uebrigens war der Taugenichts Beyle ein Narr, der trotz diesem guten, echt religiösen Wort einen persönlichen Gott glaubte und haßte wie der Krämer von Brackniz.
es auch recht ſein. Recht: das heißt gerichtet nach abſoluter Richtſchnur.
Ich hab', glaub’ ich, ſchon einmal in dieſe Blätter geſchrieben, dem Peſſimismus gehe ein verborgener Reſt von Theismus nach. Sie wollen ſich’s nicht ge¬ ſtehen, daß ſie den Kinderbegriff von einem Gott nicht los werden, der zwiſchen verſchiedenen möglichen Welten wählte. Das beweist eben ihr Schlechtfinden „dieſer“ Welt. Gut oder ſchlecht kann im Grunde nur ſein, was Jemand gemacht hat. Die Welt kann nicht ge¬ macht ſein, weil die Kategorie Kauſalität nur inner¬ halb des Ganzen, nicht für das Ganze gelten kann. Was von ſelbſt iſt, iſt weder gut noch ſchlecht, ſondern nothwendig. Es kann Einzelnes im Naturreiche für mich gut oder ſchlecht ſein, aber nicht vom Naturreiche bloß (gegenüber dem moraliſchen Reiche) ſpricht man, wenn vom Univerſum die Rede iſt und man es noth¬ wendig nennt, ſondern vom Ganzen. Wer dieß Ganze tadelt, der meint, es ſei ein Machwerk. — Eine gute Arznei gegen die Uebel darin oder eigentlich gegen die Klage darüber iſt und bleibt Beyle’s Satz: ce qui excuse Dieu, c'est, qu'il n'existe pas. Uebrigens war der Taugenichts Beyle ein Narr, der trotz dieſem guten, echt religiöſen Wort einen perſönlichen Gott glaubte und haßte wie der Krämer von Brackniz.
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es auch recht ſein. Recht: das heißt gerichtet nach
abſoluter Richtſchnur.
Ich hab', glaub’ ich, ſchon einmal in dieſe Blätter
geſchrieben, dem Peſſimismus gehe ein verborgener
Reſt von Theismus nach. Sie wollen ſich’s nicht ge¬
ſtehen, daß ſie den Kinderbegriff von einem Gott nicht
los werden, der zwiſchen verſchiedenen möglichen Welten
wählte. Das beweist eben ihr Schlechtfinden „dieſer“
Welt. Gut oder ſchlecht kann im Grunde nur ſein,
was Jemand gemacht hat. Die Welt kann nicht ge¬
macht ſein, weil die Kategorie Kauſalität nur inner¬
halb des Ganzen, nicht für das Ganze gelten kann.
Was von ſelbſt iſt, iſt weder gut noch ſchlecht, ſondern
nothwendig. Es kann Einzelnes im Naturreiche für
mich gut oder ſchlecht ſein, aber nicht vom Naturreiche
bloß (gegenüber dem moraliſchen Reiche) ſpricht man,
wenn vom Univerſum die Rede iſt und man es noth¬
wendig nennt, ſondern vom Ganzen. Wer dieß Ganze
tadelt, der meint, es ſei ein Machwerk. — Eine gute
Arznei gegen die Uebel darin oder eigentlich gegen die
Klage darüber iſt und bleibt Beyle’s Satz: ce qui
excuse Dieu, c'est, qu'il n'existe pas. Uebrigens
war der Taugenichts Beyle ein Narr, der trotz dieſem
guten, echt religiöſen Wort einen perſönlichen Gott
glaubte und haßte wie der Krämer von Brackniz.
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/234>, abgerufen am 23.11.2024.
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