eingetieft aufsteigenden, halbrunden Marktplatz und sehe sie ihre naiven Bilder malen in den Rathhausräumen, ich begleite den sanften und doch so gestaltenreichen Duccio nach dem prächtigen Dom und freue mich mit ihm der leuchtenden Augen, womit das Volk seine herrliche Tafel betrachtet; ich sehe die reinen Linien der Marmor-Niellen, Marmor-Intarsien aus feinen Künstlerhänden in die Platten des Fußbodens rieseln. Und hier, in der Libreria, schon Raphael näher, schon seine jugendliche Hand fühlbar in den Fresken! -- Für Hände, die schon Alles los haben wie Sodoma, so schön er's oft macht, kann ich jetzt, hier, keinen rechten Sinn in mir aufbringen.
Tiefer hinein in die alte etrurische Welt. Unheim¬ liche Fahrt allein mit spitzbübischem Vetturino. Regen, Einkehr in Casciano: sitze fieberkrank auf dem Herd am Kohlenfeuer. Vetturin flüstert mit den Wirths¬ leuten, ich merke, das; er mich hier über Nacht fest¬ halten, so den ganzen Kontrakt zu seinem Vortheil ver¬ wirren, vielleicht morgen mich Banditen in die Hände liefern will: weigert sich, einzuspannen. Ich springe wie ein Panther vom Herd und herrsche ihn an, daß er schnurstracks gehorcht. Kann doch noch befehlen. Und, Kerl, du ahnst nicht, wohin, wohin mein Sinn steht!
eingetieft aufſteigenden, halbrunden Marktplatz und ſehe ſie ihre naiven Bilder malen in den Rathhausräumen, ich begleite den ſanften und doch ſo geſtaltenreichen Duccio nach dem prächtigen Dom und freue mich mit ihm der leuchtenden Augen, womit das Volk ſeine herrliche Tafel betrachtet; ich ſehe die reinen Linien der Marmor-Niellen, Marmor-Intarſien aus feinen Künſtlerhänden in die Platten des Fußbodens rieſeln. Und hier, in der Libreria, ſchon Raphael näher, ſchon ſeine jugendliche Hand fühlbar in den Fresken! — Für Hände, die ſchon Alles los haben wie Sodoma, ſo ſchön er's oft macht, kann ich jetzt, hier, keinen rechten Sinn in mir aufbringen.
Tiefer hinein in die alte etruriſche Welt. Unheim¬ liche Fahrt allein mit ſpitzbübiſchem Vetturino. Regen, Einkehr in Caſciano: ſitze fieberkrank auf dem Herd am Kohlenfeuer. Vetturin flüſtert mit den Wirths¬ leuten, ich merke, das; er mich hier über Nacht feſt¬ halten, ſo den ganzen Kontrakt zu ſeinem Vortheil ver¬ wirren, vielleicht morgen mich Banditen in die Hände liefern will: weigert ſich, einzuſpannen. Ich ſpringe wie ein Panther vom Herd und herrſche ihn an, daß er ſchnurſtracks gehorcht. Kann doch noch befehlen. Und, Kerl, du ahnſt nicht, wohin, wohin mein Sinn ſteht!
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eingetieft aufſteigenden, halbrunden Marktplatz und ſehe
ſie ihre naiven Bilder malen in den Rathhausräumen,
ich begleite den ſanften und doch ſo geſtaltenreichen
Duccio nach dem prächtigen Dom und freue mich mit
ihm der leuchtenden Augen, womit das Volk ſeine
herrliche Tafel betrachtet; ich ſehe die reinen Linien
der Marmor-Niellen, Marmor-Intarſien aus feinen
Künſtlerhänden in die Platten des Fußbodens rieſeln.
Und hier, in der Libreria, ſchon Raphael näher, ſchon
ſeine jugendliche Hand fühlbar in den Fresken! —
Für Hände, die ſchon Alles los haben wie Sodoma,
ſo ſchön er's oft macht, kann ich jetzt, hier, keinen rechten
Sinn in mir aufbringen.
Tiefer hinein in die alte etruriſche Welt. Unheim¬
liche Fahrt allein mit ſpitzbübiſchem Vetturino. Regen,
Einkehr in Caſciano: ſitze fieberkrank auf dem Herd
am Kohlenfeuer. Vetturin flüſtert mit den Wirths¬
leuten, ich merke, das; er mich hier über Nacht feſt¬
halten, ſo den ganzen Kontrakt zu ſeinem Vortheil ver¬
wirren, vielleicht morgen mich Banditen in die Hände
liefern will: weigert ſich, einzuſpannen. Ich ſpringe
wie ein Panther vom Herd und herrſche ihn an, daß
er ſchnurſtracks gehorcht. Kann doch noch befehlen. Und,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/271>, abgerufen am 27.11.2024.
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