Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.oder also die Leute zu nahe. Distanz bringt Objek¬ Oft meine ich doch, ich vermög' es nicht länger. Alte Devise: Adler, über Wolken der Sonne zu¬ Ein Adler flog empor
Hoch, höher, bis hinan, wo fürchterlich Aus ew'gem Schnee Die letzten, wildgezackten Alpenhörner ragen. Da sah er hängen über sich Ein zweites, schrecklicher gethürmtes Gebirg von Wetterwolken, Schwarz, dicht und breit und schwer, zum Bersten satt. Es drohet Stürme, Güsse, Ströme, Stürze Von Regen, Hagelkieseln, die das Haupt, Die breiten Schwingen ihm zerschmettern, oder alſo die Leute zu nahe. Diſtanz bringt Objek¬ Oft meine ich doch, ich vermög' es nicht länger. Alte Deviſe: Adler, über Wolken der Sonne zu¬ Ein Adler flog empor
Hoch, höher, bis hinan, wo fürchterlich Aus ew'gem Schnee Die letzten, wildgezackten Alpenhörner ragen. Da ſah er hängen über ſich Ein zweites, ſchrecklicher gethürmtes Gebirg von Wetterwolken, Schwarz, dicht und breit und ſchwer, zum Berſten ſatt. Es drohet Stürme, Güſſe, Ströme, Stürze Von Regen, Hagelkieſeln, die das Haupt, Die breiten Schwingen ihm zerſchmettern, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0324" n="311"/> oder alſo die Leute zu nahe. Diſtanz bringt Objek¬<lb/> tivität.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Oft meine ich doch, ich vermög' es nicht länger.<lb/> Der Schmerz um Erik will im Sturm hervorbrechen<lb/> mitten in dem Gewühl; aber dann packe ich ihn und<lb/> werf' ihn gewaltſam hinüber zu dem Zorn auf ſo viel<lb/> Schlechtes in unſeren Zuſtänden, zwinge ihn, ſich als<lb/> Zorn auf das Unrecht ſolchen Todes mit dieſem zu<lb/> addiren. Es muß doch gehen. Wenn ich nur nicht<lb/> zu heftig werde! Muth! Sei Mann, es gibt zu thun,<lb/> ſei brav wie Erik!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Alte Deviſe: Adler, über Wolken der Sonne zu¬<lb/> fliegend mit Schrift: <hi rendition="#aq">nunc pluat</hi>! — ſei mir Vorbild!</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Adler flog empor</l><lb/> <l>Hoch, höher, bis hinan, wo fürchterlich</l><lb/> <l>Aus ew'gem Schnee</l><lb/> <l>Die letzten, wildgezackten Alpenhörner ragen.</l><lb/> <l>Da ſah er hängen über ſich</l><lb/> <l>Ein zweites, ſchrecklicher gethürmtes</l><lb/> <l>Gebirg von Wetterwolken,</l><lb/> <l>Schwarz, dicht und breit und ſchwer, zum Berſten ſatt.</l><lb/> <l>Es drohet Stürme, Güſſe, Ströme, Stürze</l><lb/> <l>Von Regen, Hagelkieſeln, die das Haupt,</l><lb/> <l>Die breiten Schwingen ihm zerſchmettern,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [311/0324]
oder alſo die Leute zu nahe. Diſtanz bringt Objek¬
tivität.
Oft meine ich doch, ich vermög' es nicht länger.
Der Schmerz um Erik will im Sturm hervorbrechen
mitten in dem Gewühl; aber dann packe ich ihn und
werf' ihn gewaltſam hinüber zu dem Zorn auf ſo viel
Schlechtes in unſeren Zuſtänden, zwinge ihn, ſich als
Zorn auf das Unrecht ſolchen Todes mit dieſem zu
addiren. Es muß doch gehen. Wenn ich nur nicht
zu heftig werde! Muth! Sei Mann, es gibt zu thun,
ſei brav wie Erik!
Alte Deviſe: Adler, über Wolken der Sonne zu¬
fliegend mit Schrift: nunc pluat! — ſei mir Vorbild!
Ein Adler flog empor
Hoch, höher, bis hinan, wo fürchterlich
Aus ew'gem Schnee
Die letzten, wildgezackten Alpenhörner ragen.
Da ſah er hängen über ſich
Ein zweites, ſchrecklicher gethürmtes
Gebirg von Wetterwolken,
Schwarz, dicht und breit und ſchwer, zum Berſten ſatt.
Es drohet Stürme, Güſſe, Ströme, Stürze
Von Regen, Hagelkieſeln, die das Haupt,
Die breiten Schwingen ihm zerſchmettern,
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