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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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hören und sich in den Fächern ... befinden, ver¬
mache ich Herrn ... als Eigenthum und überlasse
seinem Ermessen, welche Bestimmung er ihnen
geben will.

Albert Einhart, Vogt a. D."

"Und also auch das Haus gehört mir," sagte sie,
indem sie das Blatt aus meiner Hand zurücknahm und
Thränen ihr in's Auge traten, "das Haus, das er
gekauft und sich zurechtgebaut hat, als er verabschiedet
war; ich bin reicher geworden, als ich bedarf, und
kann dafür mehr an den Armen thun, als mir wört¬
lich aufgegeben ist." -- Das Vermächtniß, das unver¬
muthet mir geworden, war mir im ersten Augenblick
befremdend, ich konnte die Ueberlassung nicht mit dem
Wesen eines Mannes reimen, dem es eben nicht gleich
sah, sich vor irgend Jemand nackt zu zeigen, und Ent¬
hüllungen waren von diesen Blättern doch zu erwarten.
Da fiel mir Hamlet ein, wie er sterbend den Horazio
bittet, dem versammelten Volke kund zu geben, wie
Alles gekommen sei, um seinen schwer verletzten Namen
zu retten. Jetzt erfaßte ich, daß dieser seltsam ver¬
hüllte, dem tragischen Helden nicht eben unverwandte
Mann doch ein Bedürfniß in sich getragen habe, nach
seinem Tode in richtigem Lichte gesehen zu werden,
und herzlich fühlte ich mich nun geehrt, daß er mich
als seinen Horazio auserlesen.

Während Frau Hedwig die Fächer öffnete, worin

hören und ſich in den Fächern ... befinden, ver¬
mache ich Herrn ... als Eigenthum und überlaſſe
ſeinem Ermeſſen, welche Beſtimmung er ihnen
geben will.

Albert Einhart, Vogt a. D.“

„Und alſo auch das Haus gehört mir,“ ſagte ſie,
indem ſie das Blatt aus meiner Hand zurücknahm und
Thränen ihr in's Auge traten, „das Haus, das er
gekauft und ſich zurechtgebaut hat, als er verabſchiedet
war; ich bin reicher geworden, als ich bedarf, und
kann dafür mehr an den Armen thun, als mir wört¬
lich aufgegeben iſt.“ — Das Vermächtniß, das unver¬
muthet mir geworden, war mir im erſten Augenblick
befremdend, ich konnte die Ueberlaſſung nicht mit dem
Weſen eines Mannes reimen, dem es eben nicht gleich
ſah, ſich vor irgend Jemand nackt zu zeigen, und Ent¬
hüllungen waren von dieſen Blättern doch zu erwarten.
Da fiel mir Hamlet ein, wie er ſterbend den Horazio
bittet, dem verſammelten Volke kund zu geben, wie
Alles gekommen ſei, um ſeinen ſchwer verletzten Namen
zu retten. Jetzt erfaßte ich, daß dieſer ſeltſam ver¬
hüllte, dem tragiſchen Helden nicht eben unverwandte
Mann doch ein Bedürfniß in ſich getragen habe, nach
ſeinem Tode in richtigem Lichte geſehen zu werden,
und herzlich fühlte ich mich nun geehrt, daß er mich
als ſeinen Horazio auserleſen.

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[45/0058] hören und ſich in den Fächern ... befinden, ver¬ mache ich Herrn ... als Eigenthum und überlaſſe ſeinem Ermeſſen, welche Beſtimmung er ihnen geben will. Albert Einhart, Vogt a. D.“ „Und alſo auch das Haus gehört mir,“ ſagte ſie, indem ſie das Blatt aus meiner Hand zurücknahm und Thränen ihr in's Auge traten, „das Haus, das er gekauft und ſich zurechtgebaut hat, als er verabſchiedet war; ich bin reicher geworden, als ich bedarf, und kann dafür mehr an den Armen thun, als mir wört¬ lich aufgegeben iſt.“ — Das Vermächtniß, das unver¬ muthet mir geworden, war mir im erſten Augenblick befremdend, ich konnte die Ueberlaſſung nicht mit dem Weſen eines Mannes reimen, dem es eben nicht gleich ſah, ſich vor irgend Jemand nackt zu zeigen, und Ent¬ hüllungen waren von dieſen Blättern doch zu erwarten. Da fiel mir Hamlet ein, wie er ſterbend den Horazio bittet, dem verſammelten Volke kund zu geben, wie Alles gekommen ſei, um ſeinen ſchwer verletzten Namen zu retten. Jetzt erfaßte ich, daß dieſer ſeltſam ver¬ hüllte, dem tragiſchen Helden nicht eben unverwandte Mann doch ein Bedürfniß in ſich getragen habe, nach ſeinem Tode in richtigem Lichte geſehen zu werden, und herzlich fühlte ich mich nun geehrt, daß er mich als ſeinen Horazio auserleſen. Während Frau Hedwig die Fächer öffnete, worin

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/58>, abgerufen am 25.11.2024.