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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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muß beim rechten Flügel gestanden sein, der sich so
heldenmüthig bis zur Eisengießerei vor Flensburg
durchgeschlagen hat."

"Nach geraumer Zwischenzeit meinte ich ein leises
Weinen zu vernehmen und wieder das Wort: ,Ge¬
rettet!' Dann den Seufzer: ,Spät! -- Cordelia, o
Cordelia -- warum --' Bei diesen Lauten voll
Innigkeit überfiel mich eine Scham, daß ich horchte,
und ich schliech hinweg. -- Es muß in Norwegen
etwas vorgegangen sein, ehe er von dort nach Schles¬
wig-Holstein gieng und verwundet wurde. hat immer
so sichtbar abgelenkt, wenn ich auf das Land zu sprechen
kam oder wenn man ihn gar in Gesellschaft mit Fragen
bedrängte."

Dunkle Schlüsse aus diesen kargen Spuren ziehend
verweilte ich in der Betrachtung der beiden Bilder.
Es war, als ränne ein milder Geist des Friedens
aus den sanften Zügen des zweiten Bildes und legte
sich beruhigend über die wirren Wogen widersprechen¬
der, beängstigender Vorstellungen, die aus dem andern
wie aus einem Hexenkessel brodelnd hervorquollen. Es
war ganz der Ausdruck der Lauterkeit, Güte und Vernunft¬
ruhe, der mich vor Jahren an diesem Weibe so herzlich
gerührt hatte, jetzt nur doppelt wirksam im schlagenden
Gegensatze zur wilden Schönheit des Nebenbildes.

"Nun aber," fieng Frau Hedwig nach einer Weile
wieder an, "muß da später noch etwas gekommen

muß beim rechten Flügel geſtanden ſein, der ſich ſo
heldenmüthig bis zur Eiſengießerei vor Flensburg
durchgeſchlagen hat.“

„Nach geraumer Zwiſchenzeit meinte ich ein leiſes
Weinen zu vernehmen und wieder das Wort: ‚Ge¬
rettet!’ Dann den Seufzer: ‚Spät! — Cordelia, o
Cordelia — warum —' Bei dieſen Lauten voll
Innigkeit überfiel mich eine Scham, daß ich horchte,
und ich ſchliech hinweg. — Es muß in Norwegen
etwas vorgegangen ſein, ehe er von dort nach Schles¬
wig-Holſtein gieng und verwundet wurde. hat immer
ſo ſichtbar abgelenkt, wenn ich auf das Land zu ſprechen
kam oder wenn man ihn gar in Geſellſchaft mit Fragen
bedrängte.“

Dunkle Schlüſſe aus dieſen kargen Spuren ziehend
verweilte ich in der Betrachtung der beiden Bilder.
Es war, als ränne ein milder Geiſt des Friedens
aus den ſanften Zügen des zweiten Bildes und legte
ſich beruhigend über die wirren Wogen widerſprechen¬
der, beängſtigender Vorſtellungen, die aus dem andern
wie aus einem Hexenkeſſel brodelnd hervorquollen. Es
war ganz der Ausdruck der Lauterkeit, Güte und Vernunft¬
ruhe, der mich vor Jahren an dieſem Weibe ſo herzlich
gerührt hatte, jetzt nur doppelt wirkſam im ſchlagenden
Gegenſatze zur wilden Schönheit des Nebenbildes.

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[52/0065] muß beim rechten Flügel geſtanden ſein, der ſich ſo heldenmüthig bis zur Eiſengießerei vor Flensburg durchgeſchlagen hat.“ „Nach geraumer Zwiſchenzeit meinte ich ein leiſes Weinen zu vernehmen und wieder das Wort: ‚Ge¬ rettet!’ Dann den Seufzer: ‚Spät! — Cordelia, o Cordelia — warum —' Bei dieſen Lauten voll Innigkeit überfiel mich eine Scham, daß ich horchte, und ich ſchliech hinweg. — Es muß in Norwegen etwas vorgegangen ſein, ehe er von dort nach Schles¬ wig-Holſtein gieng und verwundet wurde. hat immer ſo ſichtbar abgelenkt, wenn ich auf das Land zu ſprechen kam oder wenn man ihn gar in Geſellſchaft mit Fragen bedrängte.“ Dunkle Schlüſſe aus dieſen kargen Spuren ziehend verweilte ich in der Betrachtung der beiden Bilder. Es war, als ränne ein milder Geiſt des Friedens aus den ſanften Zügen des zweiten Bildes und legte ſich beruhigend über die wirren Wogen widerſprechen¬ der, beängſtigender Vorſtellungen, die aus dem andern wie aus einem Hexenkeſſel brodelnd hervorquollen. Es war ganz der Ausdruck der Lauterkeit, Güte und Vernunft¬ ruhe, der mich vor Jahren an dieſem Weibe ſo herzlich gerührt hatte, jetzt nur doppelt wirkſam im ſchlagenden Gegenſatze zur wilden Schönheit des Nebenbildes. „Nun aber,“ fieng Frau Hedwig nach einer Weile wieder an, „muß da ſpäter noch etwas gekommen

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/65>, abgerufen am 25.11.2024.