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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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förmliche Verdauungsorgane und eine so complicirte innere Bil-
dung zeigen, daß man manche dieser Ammen für selbstständig or-
ganisirte Würmer halten muß. Von dem starren, hie und da erwei-
terten Fadenschlauche bis zu diesen, den erwachsenen Saugwürmern selbst
wieder ähnlichen lebendigen Keimschläuchen kennt man alle Arten von
Zwischenstufen. In allen diesen Ammen bilden sich aber die Jungen
auf folgende Art. Die Höhlung des Schlauches, oder bei den mit Ver-
dauungsorganen versehenen Ammen nur ein Theil desselben, meistens der
hintere, füllt sich mit körnigen Körperchen an, die niemals die Cha-
raktere eines Eies an sich tragen und nach und nach zu einem wurm-
ähnlichen Wesen auswachsen, das man schon lange kannte und unter
dem Namen Cercaria bald den Infusorien anreihte, bald selbst mit
den Samenthierchen zusammenbrachte. Es bestehen nämlich die fast
mikroskopischen Cercarien nach ihrer vollständigen Ausbildung inner-
halb des Schlauches aus einem Vorderkörper, der meistens einen oder
zwei Saugnäpfe, Verdauungskanal, Wassergefäße etc. besitzt, zuweilen
vornen am Kopfe mit Hornspitzen versehen ist und einen vollständigen
Saugwurmleib darstellt, und einem schwanzförmigen Anhange, welcher
bei den meisten einfach, bei einer bekannten Art doppelt ist. Sobald
die Cercarien so weit entwickelt sind, so brechen sie aus ihrer Amme,
aus dem Keimschlauche, hervor und schwimmen mit Hülfe ihres
Schwanzes in dem Wasser umher, in welchem sie sich äußerst lebhaft
unter den sonderbarsten Krümmungen und Windungen umhertummeln.
Man braucht im Sommer nur einige Wasserschnecken in einem Glase
mit reinem Wasser zu sammeln, ihnen, zur Beförderung des Aus-
trittes der Cercarien, die Schale abzunehmen und ihre Haut an ver-
schiedenen Stellen einzuritzen, um bald lebhaft bewegte Wolken im
Wasser zu sehen, die unter dem Mikroskope als Schwärme von Cer-
carien erscheinen. Viele dieser Thiere sind nun darauf angewiesen,
sich in Insektenlarven, welche das Wasser bewohnen, von Außen her
einzubohren und deren Leibeshöhle zu bewohnen. Man hat diesen
Akt des Einbohrens selbst beobachtet, wobei die spitzigen Stirnwaffen
den sie besitzenden Arten wesentliche Dienste leisten. Beim Hinüber-
schlüpfen in die Insektenlarve verlieren die Cercarien ihren Schwanz-
anhang und erscheinen nun schon in der Form von Saugwürmern.
Sie ziehen sich nun zusammen, schwitzen einen glashellen Stoff aus
und bilden sich so eine Puppenhülse, in welcher sie ihrer weitern Aus-
bildung entgegen gehen. Gewiß erfolgt diese erst, wenn die Larven
vollkommene Insekten geworden sind, oder auch dann, wenn sie von

förmliche Verdauungsorgane und eine ſo complicirte innere Bil-
dung zeigen, daß man manche dieſer Ammen für ſelbſtſtändig or-
ganiſirte Würmer halten muß. Von dem ſtarren, hie und da erwei-
terten Fadenſchlauche bis zu dieſen, den erwachſenen Saugwürmern ſelbſt
wieder ähnlichen lebendigen Keimſchläuchen kennt man alle Arten von
Zwiſchenſtufen. In allen dieſen Ammen bilden ſich aber die Jungen
auf folgende Art. Die Höhlung des Schlauches, oder bei den mit Ver-
dauungsorganen verſehenen Ammen nur ein Theil deſſelben, meiſtens der
hintere, füllt ſich mit körnigen Körperchen an, die niemals die Cha-
raktere eines Eies an ſich tragen und nach und nach zu einem wurm-
ähnlichen Weſen auswachſen, das man ſchon lange kannte und unter
dem Namen Cercaria bald den Infuſorien anreihte, bald ſelbſt mit
den Samenthierchen zuſammenbrachte. Es beſtehen nämlich die faſt
mikroſkopiſchen Cercarien nach ihrer vollſtändigen Ausbildung inner-
halb des Schlauches aus einem Vorderkörper, der meiſtens einen oder
zwei Saugnäpfe, Verdauungskanal, Waſſergefäße etc. beſitzt, zuweilen
vornen am Kopfe mit Hornſpitzen verſehen iſt und einen vollſtändigen
Saugwurmleib darſtellt, und einem ſchwanzförmigen Anhange, welcher
bei den meiſten einfach, bei einer bekannten Art doppelt iſt. Sobald
die Cercarien ſo weit entwickelt ſind, ſo brechen ſie aus ihrer Amme,
aus dem Keimſchlauche, hervor und ſchwimmen mit Hülfe ihres
Schwanzes in dem Waſſer umher, in welchem ſie ſich äußerſt lebhaft
unter den ſonderbarſten Krümmungen und Windungen umhertummeln.
Man braucht im Sommer nur einige Waſſerſchnecken in einem Glaſe
mit reinem Waſſer zu ſammeln, ihnen, zur Beförderung des Aus-
trittes der Cercarien, die Schale abzunehmen und ihre Haut an ver-
ſchiedenen Stellen einzuritzen, um bald lebhaft bewegte Wolken im
Waſſer zu ſehen, die unter dem Mikroſkope als Schwärme von Cer-
carien erſcheinen. Viele dieſer Thiere ſind nun darauf angewieſen,
ſich in Inſektenlarven, welche das Waſſer bewohnen, von Außen her
einzubohren und deren Leibeshöhle zu bewohnen. Man hat dieſen
Akt des Einbohrens ſelbſt beobachtet, wobei die ſpitzigen Stirnwaffen
den ſie beſitzenden Arten weſentliche Dienſte leiſten. Beim Hinüber-
ſchlüpfen in die Inſektenlarve verlieren die Cercarien ihren Schwanz-
anhang und erſcheinen nun ſchon in der Form von Saugwürmern.
Sie ziehen ſich nun zuſammen, ſchwitzen einen glashellen Stoff aus
und bilden ſich ſo eine Puppenhülſe, in welcher ſie ihrer weitern Aus-
bildung entgegen gehen. Gewiß erfolgt dieſe erſt, wenn die Larven
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[202/0208] förmliche Verdauungsorgane und eine ſo complicirte innere Bil- dung zeigen, daß man manche dieſer Ammen für ſelbſtſtändig or- ganiſirte Würmer halten muß. Von dem ſtarren, hie und da erwei- terten Fadenſchlauche bis zu dieſen, den erwachſenen Saugwürmern ſelbſt wieder ähnlichen lebendigen Keimſchläuchen kennt man alle Arten von Zwiſchenſtufen. In allen dieſen Ammen bilden ſich aber die Jungen auf folgende Art. Die Höhlung des Schlauches, oder bei den mit Ver- dauungsorganen verſehenen Ammen nur ein Theil deſſelben, meiſtens der hintere, füllt ſich mit körnigen Körperchen an, die niemals die Cha- raktere eines Eies an ſich tragen und nach und nach zu einem wurm- ähnlichen Weſen auswachſen, das man ſchon lange kannte und unter dem Namen Cercaria bald den Infuſorien anreihte, bald ſelbſt mit den Samenthierchen zuſammenbrachte. Es beſtehen nämlich die faſt mikroſkopiſchen Cercarien nach ihrer vollſtändigen Ausbildung inner- halb des Schlauches aus einem Vorderkörper, der meiſtens einen oder zwei Saugnäpfe, Verdauungskanal, Waſſergefäße etc. beſitzt, zuweilen vornen am Kopfe mit Hornſpitzen verſehen iſt und einen vollſtändigen Saugwurmleib darſtellt, und einem ſchwanzförmigen Anhange, welcher bei den meiſten einfach, bei einer bekannten Art doppelt iſt. Sobald die Cercarien ſo weit entwickelt ſind, ſo brechen ſie aus ihrer Amme, aus dem Keimſchlauche, hervor und ſchwimmen mit Hülfe ihres Schwanzes in dem Waſſer umher, in welchem ſie ſich äußerſt lebhaft unter den ſonderbarſten Krümmungen und Windungen umhertummeln. Man braucht im Sommer nur einige Waſſerſchnecken in einem Glaſe mit reinem Waſſer zu ſammeln, ihnen, zur Beförderung des Aus- trittes der Cercarien, die Schale abzunehmen und ihre Haut an ver- ſchiedenen Stellen einzuritzen, um bald lebhaft bewegte Wolken im Waſſer zu ſehen, die unter dem Mikroſkope als Schwärme von Cer- carien erſcheinen. Viele dieſer Thiere ſind nun darauf angewieſen, ſich in Inſektenlarven, welche das Waſſer bewohnen, von Außen her einzubohren und deren Leibeshöhle zu bewohnen. Man hat dieſen Akt des Einbohrens ſelbſt beobachtet, wobei die ſpitzigen Stirnwaffen den ſie beſitzenden Arten weſentliche Dienſte leiſten. Beim Hinüber- ſchlüpfen in die Inſektenlarve verlieren die Cercarien ihren Schwanz- anhang und erſcheinen nun ſchon in der Form von Saugwürmern. Sie ziehen ſich nun zuſammen, ſchwitzen einen glashellen Stoff aus und bilden ſich ſo eine Puppenhülſe, in welcher ſie ihrer weitern Aus- bildung entgegen gehen. Gewiß erfolgt dieſe erſt, wenn die Larven vollkommene Inſekten geworden ſind, oder auch dann, wenn ſie von

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/208>, abgerufen am 22.12.2024.