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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Raubthieren, Fischen, Fröschen und Vögeln gefressen wurden, inner-
halb der neuen Wohnthiere. Viele Cercarien gehen vielleicht auch un-
mittelbar aus den Weichthieren in Wasservögel und andere Raubthiere über.
Die Cercarien sind somit die Larven der Saugwürmer und es entstehen
diese Larven als Knospen in einem Ammenschlauche, welcher selbst
wieder als Knospe in dem Leibe des aus dem Ei entwickelten Em-
bryo entstand. Alle diese wunderbaren Wandlungsstadien gehen in
so verschiedenen Thieren vor sich, daß man fast sagen möchte, ein sol-
ches Doppelloch müsse sämmtliche Kreise des Thierreiches, Weichthiere,
Gliederthiere und Wirbelthiere durchwandern, um die Stufenfolge sei-
ner Ausbildung zu durchlaufen.

Wir theilen die Saugwürmer nach der Natur, Stellung und
Beschaffenheit ihrer Saugnäpfe in drei Familien: Die Doppellöcher
(Distomida) haben ein oder zwei Saugnäpfe, von welchen der vordere
als Mund dient, während der hintere meist größere, bald vorn, bald
mehr in der Mitte, bald hinten an dem Körperende liegt oder auch
ganz fehlt. Zu dieser Familie, die in den Eingeweiden, ja selbst
in den Augen und dem Gehirn vieler Thiere sehr verbreitet ist, gehört
namentlich der Leberegel (Distoma hepaticum), welcher besonders in
den Gallengängen der Schafe außerordentlich häufig vorkommt. Die
zweite Familie ist diejenige der Dreilöcher (Tristomida), bei welchen

[Abbildung] Fig. 212 und 113.

Tristoma coccineum.

zu beiden Seiten des
Mundes zwei kleinere
Saugnäpfe, und an dem
hintern Ende ein gro-
ßer, meist runder Saug-
napf existirt. Man findet
diese Würmer hauptsäch-
lich nur auf den Kiemen
von Fischen. Endlich die
Familie der Viellöcher
(Polystomida) hat stets hintere große Saugnäpfe, welche von einem
Horngerüste oder selbst von hornigen Stacheln unterstützt sind; mei-
stens fehlen die vorderen Saugnäpfe und wenn dieselben vorhanden

Raubthieren, Fiſchen, Fröſchen und Vögeln gefreſſen wurden, inner-
halb der neuen Wohnthiere. Viele Cercarien gehen vielleicht auch un-
mittelbar aus den Weichthieren in Waſſervögel und andere Raubthiere über.
Die Cercarien ſind ſomit die Larven der Saugwürmer und es entſtehen
dieſe Larven als Knospen in einem Ammenſchlauche, welcher ſelbſt
wieder als Knospe in dem Leibe des aus dem Ei entwickelten Em-
bryo entſtand. Alle dieſe wunderbaren Wandlungsſtadien gehen in
ſo verſchiedenen Thieren vor ſich, daß man faſt ſagen möchte, ein ſol-
ches Doppelloch müſſe ſämmtliche Kreiſe des Thierreiches, Weichthiere,
Gliederthiere und Wirbelthiere durchwandern, um die Stufenfolge ſei-
ner Ausbildung zu durchlaufen.

Wir theilen die Saugwürmer nach der Natur, Stellung und
Beſchaffenheit ihrer Saugnäpfe in drei Familien: Die Doppellöcher
(Distomida) haben ein oder zwei Saugnäpfe, von welchen der vordere
als Mund dient, während der hintere meiſt größere, bald vorn, bald
mehr in der Mitte, bald hinten an dem Körperende liegt oder auch
ganz fehlt. Zu dieſer Familie, die in den Eingeweiden, ja ſelbſt
in den Augen und dem Gehirn vieler Thiere ſehr verbreitet iſt, gehört
namentlich der Leberegel (Distoma hepaticum), welcher beſonders in
den Gallengängen der Schafe außerordentlich häufig vorkommt. Die
zweite Familie iſt diejenige der Dreilöcher (Tristomida), bei welchen

[Abbildung] Fig. 212 und 113.

Tristoma coccineum.

zu beiden Seiten des
Mundes zwei kleinere
Saugnäpfe, und an dem
hintern Ende ein gro-
ßer, meiſt runder Saug-
napf exiſtirt. Man findet
dieſe Würmer hauptſäch-
lich nur auf den Kiemen
von Fiſchen. Endlich die
Familie der Viellöcher
(Polystomida) hat ſtets hintere große Saugnäpfe, welche von einem
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ſtens fehlen die vorderen Saugnäpfe und wenn dieſelben vorhanden

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[203/0209] Raubthieren, Fiſchen, Fröſchen und Vögeln gefreſſen wurden, inner- halb der neuen Wohnthiere. Viele Cercarien gehen vielleicht auch un- mittelbar aus den Weichthieren in Waſſervögel und andere Raubthiere über. Die Cercarien ſind ſomit die Larven der Saugwürmer und es entſtehen dieſe Larven als Knospen in einem Ammenſchlauche, welcher ſelbſt wieder als Knospe in dem Leibe des aus dem Ei entwickelten Em- bryo entſtand. Alle dieſe wunderbaren Wandlungsſtadien gehen in ſo verſchiedenen Thieren vor ſich, daß man faſt ſagen möchte, ein ſol- ches Doppelloch müſſe ſämmtliche Kreiſe des Thierreiches, Weichthiere, Gliederthiere und Wirbelthiere durchwandern, um die Stufenfolge ſei- ner Ausbildung zu durchlaufen. Wir theilen die Saugwürmer nach der Natur, Stellung und Beſchaffenheit ihrer Saugnäpfe in drei Familien: Die Doppellöcher (Distomida) haben ein oder zwei Saugnäpfe, von welchen der vordere als Mund dient, während der hintere meiſt größere, bald vorn, bald mehr in der Mitte, bald hinten an dem Körperende liegt oder auch ganz fehlt. Zu dieſer Familie, die in den Eingeweiden, ja ſelbſt in den Augen und dem Gehirn vieler Thiere ſehr verbreitet iſt, gehört namentlich der Leberegel (Distoma hepaticum), welcher beſonders in den Gallengängen der Schafe außerordentlich häufig vorkommt. Die zweite Familie iſt diejenige der Dreilöcher (Tristomida), bei welchen [Abbildung Fig. 212 und 113. Tristoma coccineum.] zu beiden Seiten des Mundes zwei kleinere Saugnäpfe, und an dem hintern Ende ein gro- ßer, meiſt runder Saug- napf exiſtirt. Man findet dieſe Würmer hauptſäch- lich nur auf den Kiemen von Fiſchen. Endlich die Familie der Viellöcher (Polystomida) hat ſtets hintere große Saugnäpfe, welche von einem Horngerüſte oder ſelbſt von hornigen Stacheln unterſtützt ſind; mei- ſtens fehlen die vorderen Saugnäpfe und wenn dieſelben vorhanden

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/209>, abgerufen am 22.12.2024.