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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Thiere festsetzen. Die Familie der Blumenthierchen (Floscularida)
besteht aus zwei Gattungen, die in gallertartigen Hülsen auf Wasser-
pflanzen aufsitzen. Der Schlundkopf ist mit gebogenen Zähnen be-
waffnet. Bei den eigentlichen Blumenthierchen (Floscularia)
sitzen sehr lange Borsten, die sich nur träge bewegen, auf einziehbaren
Fortsätzen und bilden beim Zusammenziehen einen langen steifen Bün-
del, der aus der Röhre hervorragt. Die jungen Thiere haben zwei
Augen, welche den Erwachsenen fehlen. Bei den Kronenthierchen
(Stephanoceros) sind fünf förmliche Fangarme entwickelt, die in
Wirteln mit Wimperhaaren besetzt sind und förmlich zum Ergreifen
der Beute benutzt werden.

[Abbildung] Fig. 222.

Melicerta ringens
von der Seite gesehen. a die Lap-
pen des Räderorgans; b der Mund;
c der mit zwei dreileistigen Kau-
platten bewaffnete Schlundkopf; d
Speicheldrüsen; e Magen; f After;
g Athemröhren im Nacken; h die
Panzerbüchse, durchsichtig dargestellt;
i Stiel des Thieres; k Eier mit
mehr oder minder entwickelten Em-
bryonen, bei welchen man zum Theil
Augen sieht, welche die Erwachsenen
nicht haben; l Wasserfaden, woran
das Thierchen festsitzt.

In der Familie der Großräder
(Megalotrochida) findet sich ein einfach
rundes, hufeisenförmiges oder gelapptes
Räderorgan, welches lebhaft wirbelt und
ein mit Leisten zum Kauen eingerichteter
nicht aber mit scharfen Gabelzähnen be-
waffneter Schlundkopf. Die Thiere sind
entweder frei mit ihrem Schwanzende an
Wasserpflanzen angeheftet, oder, bald ein-
sam, bald gesellig in Gallerthülsen ver-
steckt. Bei einigen Gattungen (Ptygura,
Oecistes)
ist das Räderorgan ganz rund,
bei andern (Megalotrocha, Limnias, La-
cinularia)
durch einen mittleren Einschnitt
hufeisen- oder nierenförmig, bei einer an-
dern Gruppe (Melicerta) selbst vielge-
lappt; -- die Jungen besitzen meist zwei
Augen, welche den Erwachsenen öfters
abgehen.

Die Ordnung der schwimmenden
Räderthierchen (Natantia)
zeichnet
sich durch einen meist spindelförmigen Kör-
per aus, an dessen hinterem Ende ein
deutlich abgesetzter, meist in eine Gabel-
spitze endender, fernrohrartiger Schwanz-
anhang sich befindet. Man theilt sie je
nach der Anordnung der Räderorgane in
zwei große Familien ab, welche wieder
nach der Beschaffenheit der äußern Haut
zwei Unterfamilien bilden.


Thiere feſtſetzen. Die Familie der Blumenthierchen (Floscularida)
beſteht aus zwei Gattungen, die in gallertartigen Hülſen auf Waſſer-
pflanzen aufſitzen. Der Schlundkopf iſt mit gebogenen Zähnen be-
waffnet. Bei den eigentlichen Blumenthierchen (Floscularia)
ſitzen ſehr lange Borſten, die ſich nur träge bewegen, auf einziehbaren
Fortſätzen und bilden beim Zuſammenziehen einen langen ſteifen Bün-
del, der aus der Röhre hervorragt. Die jungen Thiere haben zwei
Augen, welche den Erwachſenen fehlen. Bei den Kronenthierchen
(Stephanoceros) ſind fünf förmliche Fangarme entwickelt, die in
Wirteln mit Wimperhaaren beſetzt ſind und förmlich zum Ergreifen
der Beute benutzt werden.

[Abbildung] Fig. 222.

Melicerta ringens
von der Seite geſehen. a die Lap-
pen des Räderorgans; b der Mund;
c der mit zwei dreileiſtigen Kau-
platten bewaffnete Schlundkopf; d
Speicheldrüſen; e Magen; f After;
g Athemröhren im Nacken; h die
Panzerbüchſe, durchſichtig dargeſtellt;
i Stiel des Thieres; k Eier mit
mehr oder minder entwickelten Em-
bryonen, bei welchen man zum Theil
Augen ſieht, welche die Erwachſenen
nicht haben; l Waſſerfaden, woran
das Thierchen feſtſitzt.

In der Familie der Großräder
(Megalotrochida) findet ſich ein einfach
rundes, hufeiſenförmiges oder gelapptes
Räderorgan, welches lebhaft wirbelt und
ein mit Leiſten zum Kauen eingerichteter
nicht aber mit ſcharfen Gabelzähnen be-
waffneter Schlundkopf. Die Thiere ſind
entweder frei mit ihrem Schwanzende an
Waſſerpflanzen angeheftet, oder, bald ein-
ſam, bald geſellig in Gallerthülſen ver-
ſteckt. Bei einigen Gattungen (Ptygura,
Oecistes)
iſt das Räderorgan ganz rund,
bei andern (Megalotrocha, Limnias, La-
cinularia)
durch einen mittleren Einſchnitt
hufeiſen- oder nierenförmig, bei einer an-
dern Gruppe (Melicerta) ſelbſt vielge-
lappt; — die Jungen beſitzen meiſt zwei
Augen, welche den Erwachſenen öfters
abgehen.

Die Ordnung der ſchwimmenden
Räderthierchen (Natantia)
zeichnet
ſich durch einen meiſt ſpindelförmigen Kör-
per aus, an deſſen hinterem Ende ein
deutlich abgeſetzter, meiſt in eine Gabel-
ſpitze endender, fernrohrartiger Schwanz-
anhang ſich befindet. Man theilt ſie je
nach der Anordnung der Räderorgane in
zwei große Familien ab, welche wieder
nach der Beſchaffenheit der äußern Haut
zwei Unterfamilien bilden.


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[215/0221] Thiere feſtſetzen. Die Familie der Blumenthierchen (Floscularida) beſteht aus zwei Gattungen, die in gallertartigen Hülſen auf Waſſer- pflanzen aufſitzen. Der Schlundkopf iſt mit gebogenen Zähnen be- waffnet. Bei den eigentlichen Blumenthierchen (Floscularia) ſitzen ſehr lange Borſten, die ſich nur träge bewegen, auf einziehbaren Fortſätzen und bilden beim Zuſammenziehen einen langen ſteifen Bün- del, der aus der Röhre hervorragt. Die jungen Thiere haben zwei Augen, welche den Erwachſenen fehlen. Bei den Kronenthierchen (Stephanoceros) ſind fünf förmliche Fangarme entwickelt, die in Wirteln mit Wimperhaaren beſetzt ſind und förmlich zum Ergreifen der Beute benutzt werden. [Abbildung Fig. 222. Melicerta ringens von der Seite geſehen. a die Lap- pen des Räderorgans; b der Mund; c der mit zwei dreileiſtigen Kau- platten bewaffnete Schlundkopf; d Speicheldrüſen; e Magen; f After; g Athemröhren im Nacken; h die Panzerbüchſe, durchſichtig dargeſtellt; i Stiel des Thieres; k Eier mit mehr oder minder entwickelten Em- bryonen, bei welchen man zum Theil Augen ſieht, welche die Erwachſenen nicht haben; l Waſſerfaden, woran das Thierchen feſtſitzt. ] In der Familie der Großräder (Megalotrochida) findet ſich ein einfach rundes, hufeiſenförmiges oder gelapptes Räderorgan, welches lebhaft wirbelt und ein mit Leiſten zum Kauen eingerichteter nicht aber mit ſcharfen Gabelzähnen be- waffneter Schlundkopf. Die Thiere ſind entweder frei mit ihrem Schwanzende an Waſſerpflanzen angeheftet, oder, bald ein- ſam, bald geſellig in Gallerthülſen ver- ſteckt. Bei einigen Gattungen (Ptygura, Oecistes) iſt das Räderorgan ganz rund, bei andern (Megalotrocha, Limnias, La- cinularia) durch einen mittleren Einſchnitt hufeiſen- oder nierenförmig, bei einer an- dern Gruppe (Melicerta) ſelbſt vielge- lappt; — die Jungen beſitzen meiſt zwei Augen, welche den Erwachſenen öfters abgehen. Die Ordnung der ſchwimmenden Räderthierchen (Natantia) zeichnet ſich durch einen meiſt ſpindelförmigen Kör- per aus, an deſſen hinterem Ende ein deutlich abgeſetzter, meiſt in eine Gabel- ſpitze endender, fernrohrartiger Schwanz- anhang ſich befindet. Man theilt ſie je nach der Anordnung der Räderorgane in zwei große Familien ab, welche wieder nach der Beſchaffenheit der äußern Haut zwei Unterfamilien bilden.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/221>, abgerufen am 22.12.2024.