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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 457.

Nervensystem einer Krabbe (Maja).
ca Das ringsum geöffnete Kopfbrustschild.
a Aeußere Fühler. y Augen. e Magen. c Hirn-
knoten. no Sehnerven. na Fühlernerven.
eo Schlundring. ns Eingeweidenerven. gt Brust-
knoten. np Beinnerven. na Rudimentäres Bauch-
mark des verkümmerten Hinterleibes.

Das Nervensystem der
Krustenthiere zeigt sehr ver-
schiedene Stufen der Ausbil-
dung, besteht aber bei allen
aus einem knotigen Bauch-
marke, welches durch einen
Schlundring mit einer mehr
oder minder verwickelten Ge-
hirnmasse in Verbindung steht.
Diese Gehirnmasse, welche
hauptsächlich die Sinnesor-
gane, die am Kopfe liegen,
Augen, Ohren und Fühler
mit Nerven versieht, schwindet
mit der Ausbildung dieser
Sinnesorgane und wird end-
lich bei denjenigen Schma-
rotzern, die im erwachsenen
Zustande gar keine Sinnes-
organe besitzen, vollständig vermißt. Zahl und Größe der Bauchkno-
ten richtet sich besonders nach der Unabhängigkeit der einzelnen Ringe,
sowie nach der Entwickelung ihrer Anhänge. Bei den lang gestreck-
ten Krustenthieren zählt man mehrere und gleichmäßig ausgebildete
Knoten des Bauchmarkes, während bei den Gattungen mit mehr run-
dem Leibe, wie z. B. bei den Krabben die Brustknoten in eine einzige
Masse verschmolzen erscheinen und das Bauchmark gänzlich rudimen-
tär wird. Bei starker Entwickelung der Anhänge sind auch die ent-
sprechenden Knoten, sowie die von ihnen abgehenden Nerven verhält-
nißmäßig stärker und kräftiger.

[Abbildung] Fig. 458.

Augenkrabbe (Podophthalmus) mit
ungemein langen Augenstielen.

Die Augen der
Krustenthiere fehlen zwar
im erwachsenen Zustande
einigen schmarotzenden
oder sonst festsitzenden
Familien, kommen aber
im jugendlichen Zustande
gewiß bei allen ohne Aus-
nahme vor. Sie stehen
auf sehr verschiedener
Stufe der Ausbildung,


[Abbildung] Fig. 457.

Nervenſyſtem einer Krabbe (Maja).
ca Das ringsum geöffnete Kopfbruſtſchild.
a Aeußere Fühler. y Augen. e Magen. c Hirn-
knoten. no Sehnerven. na Fühlernerven.
eo Schlundring. ns Eingeweidenerven. gt Bruſt-
knoten. np Beinnerven. na Rudimentäres Bauch-
mark des verkümmerten Hinterleibes.

Das Nervenſyſtem der
Kruſtenthiere zeigt ſehr ver-
ſchiedene Stufen der Ausbil-
dung, beſteht aber bei allen
aus einem knotigen Bauch-
marke, welches durch einen
Schlundring mit einer mehr
oder minder verwickelten Ge-
hirnmaſſe in Verbindung ſteht.
Dieſe Gehirnmaſſe, welche
hauptſächlich die Sinnesor-
gane, die am Kopfe liegen,
Augen, Ohren und Fühler
mit Nerven verſieht, ſchwindet
mit der Ausbildung dieſer
Sinnesorgane und wird end-
lich bei denjenigen Schma-
rotzern, die im erwachſenen
Zuſtande gar keine Sinnes-
organe beſitzen, vollſtändig vermißt. Zahl und Größe der Bauchkno-
ten richtet ſich beſonders nach der Unabhängigkeit der einzelnen Ringe,
ſowie nach der Entwickelung ihrer Anhänge. Bei den lang geſtreck-
ten Kruſtenthieren zählt man mehrere und gleichmäßig ausgebildete
Knoten des Bauchmarkes, während bei den Gattungen mit mehr run-
dem Leibe, wie z. B. bei den Krabben die Bruſtknoten in eine einzige
Maſſe verſchmolzen erſcheinen und das Bauchmark gänzlich rudimen-
tär wird. Bei ſtarker Entwickelung der Anhänge ſind auch die ent-
ſprechenden Knoten, ſowie die von ihnen abgehenden Nerven verhält-
nißmäßig ſtärker und kräftiger.

[Abbildung] Fig. 458.

Augenkrabbe (Podophthalmus) mit
ungemein langen Augenſtielen.

Die Augen der
Kruſtenthiere fehlen zwar
im erwachſenen Zuſtande
einigen ſchmarotzenden
oder ſonſt feſtſitzenden
Familien, kommen aber
im jugendlichen Zuſtande
gewiß bei allen ohne Aus-
nahme vor. Sie ſtehen
auf ſehr verſchiedener
Stufe der Ausbildung,

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[409/0415] [Abbildung Fig. 457. Nervenſyſtem einer Krabbe (Maja). ca Das ringsum geöffnete Kopfbruſtſchild. a Aeußere Fühler. y Augen. e Magen. c Hirn- knoten. no Sehnerven. na Fühlernerven. eo Schlundring. ns Eingeweidenerven. gt Bruſt- knoten. np Beinnerven. na Rudimentäres Bauch- mark des verkümmerten Hinterleibes. ] Das Nervenſyſtem der Kruſtenthiere zeigt ſehr ver- ſchiedene Stufen der Ausbil- dung, beſteht aber bei allen aus einem knotigen Bauch- marke, welches durch einen Schlundring mit einer mehr oder minder verwickelten Ge- hirnmaſſe in Verbindung ſteht. Dieſe Gehirnmaſſe, welche hauptſächlich die Sinnesor- gane, die am Kopfe liegen, Augen, Ohren und Fühler mit Nerven verſieht, ſchwindet mit der Ausbildung dieſer Sinnesorgane und wird end- lich bei denjenigen Schma- rotzern, die im erwachſenen Zuſtande gar keine Sinnes- organe beſitzen, vollſtändig vermißt. Zahl und Größe der Bauchkno- ten richtet ſich beſonders nach der Unabhängigkeit der einzelnen Ringe, ſowie nach der Entwickelung ihrer Anhänge. Bei den lang geſtreck- ten Kruſtenthieren zählt man mehrere und gleichmäßig ausgebildete Knoten des Bauchmarkes, während bei den Gattungen mit mehr run- dem Leibe, wie z. B. bei den Krabben die Bruſtknoten in eine einzige Maſſe verſchmolzen erſcheinen und das Bauchmark gänzlich rudimen- tär wird. Bei ſtarker Entwickelung der Anhänge ſind auch die ent- ſprechenden Knoten, ſowie die von ihnen abgehenden Nerven verhält- nißmäßig ſtärker und kräftiger. [Abbildung Fig. 458. Augenkrabbe (Podophthalmus) mit ungemein langen Augenſtielen. ] Die Augen der Kruſtenthiere fehlen zwar im erwachſenen Zuſtande einigen ſchmarotzenden oder ſonſt feſtſitzenden Familien, kommen aber im jugendlichen Zuſtande gewiß bei allen ohne Aus- nahme vor. Sie ſtehen auf ſehr verſchiedener Stufe der Ausbildung,

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/415>, abgerufen am 20.05.2024.