terlinge aber sie nach oben zusammenschlagen. Der Flug der Insek- ten ist begreiflicherweise je nach der Beschaffenheit und Ausbildung der Flügel außerordentlich verschieden, beruht aber im Wesentlichen darauf, daß der Flügel beim Aufheben der Luft eine geringere Fläche darbietet, als beim Niederschlagen, wodurch sich der zwischen den Flügeln ange- brachte Körper erhebt. Die Flugkraft vieler Hautflügler, Adlerflügler und Zweiflügler übersteigt alles, was wir an anderen Thieren kennen. Eine Bremse ist fähig, beim schnellsten Fahren einer Eisenbahn den Wagen Meilen weit zu verfolgen und während der Fahrt die Reisenden beständig in Kreisen zu umschwärmen, mithin den Weg, welchen der Wagen in gerader Linie macht, in Radlinien zu beschreiben.
Die Beine der Insekten sind trotz der verschiedenen Ausbildung nach demselben Grundgesetze gebaut, und enthalten selbst bei ihrer Ver- kümmerung gewöhnlich dieselbe Zahl von einzelnen Theilen. Die Hüfte (coxa), mittelst welcher das Bein in die Gelenkgrube des betreffenden Ringes eingelenkt ist, bildet meistens einen drehrunden oder länglichen Gelenkknopf, mit dem ein zweites Hornstück, der Schenkelanhang oder Trochanter, unbeweglich verbunden ist. Gewöhnlich können diese beiden Hüftstücke zusammen in dem Gelenke in ähnlicher Weise bewegt werden, wie unser Oberarm, in anderen Fällen ist die Rollung un- vollständiger. An den Hüftstücken sitzt ebenfalls durch ein unvollstän- diges Kugelgelenk mit ihnen verbunden, der Schenkel(femur), der fast immer eine walzenförmige Gestalt hat, oft bestachelt oder bezähnt ist und an den Hinterbeinen der springenden Insekten gewöhnlich be- deutend verdickt erscheint. Mit dem Schenkel steht ein zweites, meist längeres und dünneres Stück durch ein Charniergelenk in Verbindung,
[Abbildung]
Fig. 620.
Fünfgliedriger Fuß (Tarsus) eines Käfers mit erweiterten Glie- dern und Bürsten- haaren.
das man die Schiene(tibia) nennt, und das an seinem Ende den Fuß(tarsus) trägt. Dieser letztere besteht nur sehr selten aus Einem, meist aus mehreren, gewöhnlich aus fünf Gliedern, die oft erweitert und auf ihrer Unterfläche mit besonderen Ballen, Bürsten oder Wärzchen zum An- halten an glatten Oberflächen besetzt sind. Das letzte Tar- salglied trägt an seinem Ende gewöhnlich zwei, seltener eine gekrümmte, meist scharfe Hornklaue, die nur in äußerst seltenen Fällen gänzlich fehlt. Wesentliche Modifikationen erleiden die Beine häufig durch ihre Beziehungen zur Lebensart der Insekten. So besitzen Manche breite, quergestellte Vorderbeine, die zum Aufwühlen der Erde geschickt erscheinen, sogenannte Grabfüße. Bei den Spring-
terlinge aber ſie nach oben zuſammenſchlagen. Der Flug der Inſek- ten iſt begreiflicherweiſe je nach der Beſchaffenheit und Ausbildung der Flügel außerordentlich verſchieden, beruht aber im Weſentlichen darauf, daß der Flügel beim Aufheben der Luft eine geringere Fläche darbietet, als beim Niederſchlagen, wodurch ſich der zwiſchen den Flügeln ange- brachte Körper erhebt. Die Flugkraft vieler Hautflügler, Adlerflügler und Zweiflügler überſteigt alles, was wir an anderen Thieren kennen. Eine Bremſe iſt fähig, beim ſchnellſten Fahren einer Eiſenbahn den Wagen Meilen weit zu verfolgen und während der Fahrt die Reiſenden beſtändig in Kreiſen zu umſchwärmen, mithin den Weg, welchen der Wagen in gerader Linie macht, in Radlinien zu beſchreiben.
Die Beine der Inſekten ſind trotz der verſchiedenen Ausbildung nach demſelben Grundgeſetze gebaut, und enthalten ſelbſt bei ihrer Ver- kümmerung gewöhnlich dieſelbe Zahl von einzelnen Theilen. Die Hüfte (coxa), mittelſt welcher das Bein in die Gelenkgrube des betreffenden Ringes eingelenkt iſt, bildet meiſtens einen drehrunden oder länglichen Gelenkknopf, mit dem ein zweites Hornſtück, der Schenkelanhang oder Trochanter, unbeweglich verbunden iſt. Gewöhnlich können dieſe beiden Hüftſtücke zuſammen in dem Gelenke in ähnlicher Weiſe bewegt werden, wie unſer Oberarm, in anderen Fällen iſt die Rollung un- vollſtändiger. An den Hüftſtücken ſitzt ebenfalls durch ein unvollſtän- diges Kugelgelenk mit ihnen verbunden, der Schenkel(femur), der faſt immer eine walzenförmige Geſtalt hat, oft beſtachelt oder bezähnt iſt und an den Hinterbeinen der ſpringenden Inſekten gewöhnlich be- deutend verdickt erſcheint. Mit dem Schenkel ſteht ein zweites, meiſt längeres und dünneres Stück durch ein Charniergelenk in Verbindung,
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Fig. 620.
Fünfgliedriger Fuß (Tarsus) eines Käfers mit erweiterten Glie- dern und Bürſten- haaren.
das man die Schiene(tibia) nennt, und das an ſeinem Ende den Fuß(tarsus) trägt. Dieſer letztere beſteht nur ſehr ſelten aus Einem, meiſt aus mehreren, gewöhnlich aus fünf Gliedern, die oft erweitert und auf ihrer Unterfläche mit beſonderen Ballen, Bürſten oder Wärzchen zum An- halten an glatten Oberflächen beſetzt ſind. Das letzte Tar- ſalglied trägt an ſeinem Ende gewöhnlich zwei, ſeltener eine gekrümmte, meiſt ſcharfe Hornklaue, die nur in äußerſt ſeltenen Fällen gänzlich fehlt. Weſentliche Modifikationen erleiden die Beine häufig durch ihre Beziehungen zur Lebensart der Inſekten. So beſitzen Manche breite, quergeſtellte Vorderbeine, die zum Aufwühlen der Erde geſchickt erſcheinen, ſogenannte Grabfüße. Bei den Spring-
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terlinge aber ſie nach oben zuſammenſchlagen. Der Flug der Inſek-
ten iſt begreiflicherweiſe je nach der Beſchaffenheit und Ausbildung der
Flügel außerordentlich verſchieden, beruht aber im Weſentlichen darauf,
daß der Flügel beim Aufheben der Luft eine geringere Fläche darbietet,
als beim Niederſchlagen, wodurch ſich der zwiſchen den Flügeln ange-
brachte Körper erhebt. Die Flugkraft vieler Hautflügler, Adlerflügler
und Zweiflügler überſteigt alles, was wir an anderen Thieren kennen.
Eine Bremſe iſt fähig, beim ſchnellſten Fahren einer Eiſenbahn den
Wagen Meilen weit zu verfolgen und während der Fahrt die Reiſenden
beſtändig in Kreiſen zu umſchwärmen, mithin den Weg, welchen der
Wagen in gerader Linie macht, in Radlinien zu beſchreiben.
Die Beine der Inſekten ſind trotz der verſchiedenen Ausbildung
nach demſelben Grundgeſetze gebaut, und enthalten ſelbſt bei ihrer Ver-
kümmerung gewöhnlich dieſelbe Zahl von einzelnen Theilen. Die Hüfte
(coxa), mittelſt welcher das Bein in die Gelenkgrube des betreffenden
Ringes eingelenkt iſt, bildet meiſtens einen drehrunden oder länglichen
Gelenkknopf, mit dem ein zweites Hornſtück, der Schenkelanhang
oder Trochanter, unbeweglich verbunden iſt. Gewöhnlich können dieſe
beiden Hüftſtücke zuſammen in dem Gelenke in ähnlicher Weiſe bewegt
werden, wie unſer Oberarm, in anderen Fällen iſt die Rollung un-
vollſtändiger. An den Hüftſtücken ſitzt ebenfalls durch ein unvollſtän-
diges Kugelgelenk mit ihnen verbunden, der Schenkel (femur), der
faſt immer eine walzenförmige Geſtalt hat, oft beſtachelt oder bezähnt
iſt und an den Hinterbeinen der ſpringenden Inſekten gewöhnlich be-
deutend verdickt erſcheint. Mit dem Schenkel ſteht ein zweites, meiſt
längeres und dünneres Stück durch ein Charniergelenk in Verbindung,
[Abbildung Fig. 620.
Fünfgliedriger
Fuß (Tarsus)
eines Käfers mit
erweiterten Glie-
dern und Bürſten-
haaren.]
das man die Schiene (tibia) nennt, und das an ſeinem
Ende den Fuß (tarsus) trägt. Dieſer letztere beſteht nur
ſehr ſelten aus Einem, meiſt aus mehreren, gewöhnlich aus
fünf Gliedern, die oft erweitert und auf ihrer Unterfläche
mit beſonderen Ballen, Bürſten oder Wärzchen zum An-
halten an glatten Oberflächen beſetzt ſind. Das letzte Tar-
ſalglied trägt an ſeinem Ende gewöhnlich zwei, ſeltener
eine gekrümmte, meiſt ſcharfe Hornklaue, die nur in äußerſt
ſeltenen Fällen gänzlich fehlt. Weſentliche Modifikationen erleiden die
Beine häufig durch ihre Beziehungen zur Lebensart der Inſekten. So
beſitzen Manche breite, quergeſtellte Vorderbeine, die zum Aufwühlen
der Erde geſchickt erſcheinen, ſogenannte Grabfüße. Bei den Spring-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/534>, abgerufen am 23.12.2024.
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