drei halbcirkelförmigen Kanälen und einer röhrenförmigen Schnecke, die im Inneren die sogenannte Flasche (lagena), das erste Rudiment des Spiralblattes einschließt. Die Zunge ist nur selten weich und fleischig, wie bei den Papageien, bei den meisten übrigen Vögeln da- gegen mit einem dicken Hornüberzuge versehen, welcher Warzen, Wi- derhaken, Pinsel oder Bürsten entwickelt, die zum Angreifen und Anspießen der Nahrung dienlich sind. Bei den Kolibris scheint die pinselförmige Zunge in dem langen, dünnen Schnabel sogar gewissermaßen als Pumpenstengel zum Auffangen des Honigsaftes zu dienen; bei vielen Wasservögeln, wie namentlich beim Pelikane, ist sie durchaus rudimentär.
Die Verdauungswerkzeuge der Vögel sind trotz der so
[Abbildung]
Fig. 1210.
Verdauungsapparat des Huhnes. e Schlund. j Krovf. vs Drüsenmagen. g Magen. p Pankreas. d Zwölffingerdarm. co Blinddärme. gi Dick- darm. u Harnleiter. o Eileiter. x Oeffnung desselben. cl Kloa- ke. i Dünndarm. c Gallengang. vf Gallenblase. f Leber.
verschiedenen Nahrung derselben dennoch nach einem ziemlich überein- stimmenden Plane ge- baut und zeigen nur in unbedeutenden Dingen einige Verschiedenheiten. Zahlreiche Speicheldrü- sen ergießen ihr Sekret in die Mundhöhle, wel- che sich in die gewöhnlich weite und bei den Raub- vögeln besonders stark muskulöse, längsgefal- tete Speisenröhre fort- setzt. Diese steigt längs der Wirbelsäule des Halses gewöhnlich etwas auf der rechten Seite herab und ist bald gleich- mäßig weit, bald in der Nähe der Brust zu einem bedeutenden Sacke, dem Kropfe, aufgeblasen, wel- cher sehr drüsenreich ist und hauptsächlich den Tagraubvögeln, den Hühnern, Tauben und
drei halbcirkelförmigen Kanälen und einer röhrenförmigen Schnecke, die im Inneren die ſogenannte Flaſche (lagena), das erſte Rudiment des Spiralblattes einſchließt. Die Zunge iſt nur ſelten weich und fleiſchig, wie bei den Papageien, bei den meiſten übrigen Vögeln da- gegen mit einem dicken Hornüberzuge verſehen, welcher Warzen, Wi- derhaken, Pinſel oder Bürſten entwickelt, die zum Angreifen und Anſpießen der Nahrung dienlich ſind. Bei den Kolibris ſcheint die pinſelförmige Zunge in dem langen, dünnen Schnabel ſogar gewiſſermaßen als Pumpenſtengel zum Auffangen des Honigſaftes zu dienen; bei vielen Waſſervögeln, wie namentlich beim Pelikane, iſt ſie durchaus rudimentär.
Die Verdauungswerkzeuge der Vögel ſind trotz der ſo
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Fig. 1210.
Verdauungsapparat des Huhnes. e Schlund. j Krovf. vs Drüſenmagen. g Magen. p Pankreas. d Zwölffingerdarm. co Blinddärme. gi Dick- darm. u Harnleiter. o Eileiter. x Oeffnung deſſelben. cl Kloa- ke. i Dünndarm. c Gallengang. vf Gallenblaſe. f Leber.
verſchiedenen Nahrung derſelben dennoch nach einem ziemlich überein- ſtimmenden Plane ge- baut und zeigen nur in unbedeutenden Dingen einige Verſchiedenheiten. Zahlreiche Speicheldrü- ſen ergießen ihr Sekret in die Mundhöhle, wel- che ſich in die gewöhnlich weite und bei den Raub- vögeln beſonders ſtark muskulöſe, längsgefal- tete Speiſenröhre fort- ſetzt. Dieſe ſteigt längs der Wirbelſäule des Halſes gewöhnlich etwas auf der rechten Seite herab und iſt bald gleich- mäßig weit, bald in der Nähe der Bruſt zu einem bedeutenden Sacke, dem Kropfe, aufgeblaſen, wel- cher ſehr drüſenreich iſt und hauptſächlich den Tagraubvögeln, den Hühnern, Tauben und
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drei halbcirkelförmigen Kanälen und einer röhrenförmigen Schnecke,
die im Inneren die ſogenannte Flaſche (lagena), das erſte Rudiment
des Spiralblattes einſchließt. Die Zunge iſt nur ſelten weich und
fleiſchig, wie bei den Papageien, bei den meiſten übrigen Vögeln da-
gegen mit einem dicken Hornüberzuge verſehen, welcher Warzen, Wi-
derhaken, Pinſel oder Bürſten entwickelt, die zum Angreifen und
Anſpießen der Nahrung dienlich ſind. Bei den Kolibris ſcheint
die pinſelförmige Zunge in dem langen, dünnen Schnabel ſogar
gewiſſermaßen als Pumpenſtengel zum Auffangen des Honigſaftes zu
dienen; bei vielen Waſſervögeln, wie namentlich beim Pelikane, iſt ſie
durchaus rudimentär.
Die Verdauungswerkzeuge der Vögel ſind trotz der ſo
[Abbildung Fig. 1210.
Verdauungsapparat des Huhnes.
e Schlund. j Krovf. vs Drüſenmagen. g Magen.
p Pankreas. d Zwölffingerdarm. co Blinddärme. gi Dick-
darm. u Harnleiter. o Eileiter. x Oeffnung deſſelben. cl Kloa-
ke. i Dünndarm. c Gallengang. vf Gallenblaſe. f Leber.]
verſchiedenen Nahrung
derſelben dennoch nach
einem ziemlich überein-
ſtimmenden Plane ge-
baut und zeigen nur in
unbedeutenden Dingen
einige Verſchiedenheiten.
Zahlreiche Speicheldrü-
ſen ergießen ihr Sekret
in die Mundhöhle, wel-
che ſich in die gewöhnlich
weite und bei den Raub-
vögeln beſonders ſtark
muskulöſe, längsgefal-
tete Speiſenröhre fort-
ſetzt. Dieſe ſteigt längs
der Wirbelſäule des
Halſes gewöhnlich etwas
auf der rechten Seite
herab und iſt bald gleich-
mäßig weit, bald in der
Nähe der Bruſt zu einem
bedeutenden Sacke, dem
Kropfe, aufgeblaſen, wel-
cher ſehr drüſenreich iſt
und hauptſächlich den
Tagraubvögeln, den
Hühnern, Tauben und
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/319>, abgerufen am 26.06.2024.
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