Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

von ihnen, welche die gemäßigten Zonen bewohnen, fallen während
der kälteren Jahreszeit in Winterschlaf. Sciurus; Pteromys; Tamias;
Spermophilus; Arctomys
.

[Abbildung] Fig. 1465.

Der Siebenschläfer (Myoxus nitela).

Hierin so wie in der zierlichen Gestalt und der Lebensart gleicht
ihnen die Familie der Siebenschläfer (Myoxida), die ebenso einen
langen stark behaarten Schwanz besitzen, aber sich wesentlich durch
den Mangel des Lückenzahnes und durch die meist vielblättrige Struk-
tur der mit Querleisten versehenen Backzähne unterscheiden. Die Vor-
derfüße sind ganz, wie diejenigen der Eichhörnchen, mit vier Kral-
lenzehen und einem Daumenstummel versehen, der hier nagellos ist,
zugleich aber ist auch an den Hinterfüßen der Daumen deutlich abge-
setzt, lang und mit einem Krallennagel versehen, wodurch eine den
Halbaffen ähnliche Handbildung entsteht. Zu dieser Aehnlichkeit tritt
noch die des gänzlichen Mangels eines Blinddarmes, welcher bei allen
übrigen Nagern in ausgezeichneter Weise entwickelt ist. Die äußerst
niedlichen und flinken Thierchen, welche höchstens die Größe einer
Ratte erreichen und besonders gern auf Haselstauden umherklettern,
bauen sich im Herbste ein warmes Nest, in welchem sie ihren Winter-
schlaf halten; sie schließen sich unter allen Nagern zunächst an die Aeffer
und zwar an die Familie der Nageäffer an, denen sie auch durch den
wolligen Pelz und das mehr nächtliche Leben näher kommen. Myoxus.

Fossile Reste von Nagethieren finden sich in allen Schichten der
Tertiär- und Diluvialgebilde und zwar in Europa Eichhörnchen,
Biber, Mäuse, Hasen und in Amerika fast alle dort einheimischen Fa-
milien, besonders in den Knochenhöhlen.


von ihnen, welche die gemäßigten Zonen bewohnen, fallen während
der kälteren Jahreszeit in Winterſchlaf. Sciurus; Pteromys; Tamias;
Spermophilus; Arctomys
.

[Abbildung] Fig. 1465.

Der Siebenſchläfer (Myoxus nitela).

Hierin ſo wie in der zierlichen Geſtalt und der Lebensart gleicht
ihnen die Familie der Siebenſchläfer (Myoxida), die ebenſo einen
langen ſtark behaarten Schwanz beſitzen, aber ſich weſentlich durch
den Mangel des Lückenzahnes und durch die meiſt vielblättrige Struk-
tur der mit Querleiſten verſehenen Backzähne unterſcheiden. Die Vor-
derfüße ſind ganz, wie diejenigen der Eichhörnchen, mit vier Kral-
lenzehen und einem Daumenſtummel verſehen, der hier nagellos iſt,
zugleich aber iſt auch an den Hinterfüßen der Daumen deutlich abge-
ſetzt, lang und mit einem Krallennagel verſehen, wodurch eine den
Halbaffen ähnliche Handbildung entſteht. Zu dieſer Aehnlichkeit tritt
noch die des gänzlichen Mangels eines Blinddarmes, welcher bei allen
übrigen Nagern in ausgezeichneter Weiſe entwickelt iſt. Die äußerſt
niedlichen und flinken Thierchen, welche höchſtens die Größe einer
Ratte erreichen und beſonders gern auf Haſelſtauden umherklettern,
bauen ſich im Herbſte ein warmes Neſt, in welchem ſie ihren Winter-
ſchlaf halten; ſie ſchließen ſich unter allen Nagern zunächſt an die Aeffer
und zwar an die Familie der Nageäffer an, denen ſie auch durch den
wolligen Pelz und das mehr nächtliche Leben näher kommen. Myoxus.

Foſſile Reſte von Nagethieren finden ſich in allen Schichten der
Tertiär- und Diluvialgebilde und zwar in Europa Eichhörnchen,
Biber, Mäuſe, Haſen und in Amerika faſt alle dort einheimiſchen Fa-
milien, beſonders in den Knochenhöhlen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0528" n="522"/>
von ihnen, welche die gemäßigten Zonen bewohnen, fallen während<lb/>
der kälteren Jahreszeit in Winter&#x017F;chlaf. <hi rendition="#aq">Sciurus; Pteromys; Tamias;<lb/>
Spermophilus; Arctomys</hi>.</p><lb/>
                  <figure>
                    <head>Fig. 1465.</head><lb/>
                    <p>Der Sieben&#x017F;chläfer <hi rendition="#aq">(Myoxus nitela)</hi>.</p>
                  </figure><lb/>
                  <p>Hierin &#x017F;o wie in der zierlichen Ge&#x017F;talt und der Lebensart gleicht<lb/>
ihnen die Familie der <hi rendition="#b">Sieben&#x017F;chläfer</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Myoxida</hi>)</hi>, die eben&#x017F;o einen<lb/>
langen &#x017F;tark behaarten Schwanz be&#x017F;itzen, aber &#x017F;ich we&#x017F;entlich durch<lb/>
den Mangel des Lückenzahnes und durch die mei&#x017F;t vielblättrige Struk-<lb/>
tur der mit Querlei&#x017F;ten ver&#x017F;ehenen Backzähne unter&#x017F;cheiden. Die Vor-<lb/>
derfüße &#x017F;ind ganz, wie diejenigen der Eichhörnchen, mit vier Kral-<lb/>
lenzehen und einem Daumen&#x017F;tummel ver&#x017F;ehen, der hier nagellos i&#x017F;t,<lb/>
zugleich aber i&#x017F;t auch an den Hinterfüßen der Daumen deutlich abge-<lb/>
&#x017F;etzt, lang und mit einem Krallennagel ver&#x017F;ehen, wodurch eine den<lb/>
Halbaffen ähnliche Handbildung ent&#x017F;teht. Zu die&#x017F;er Aehnlichkeit tritt<lb/>
noch die des gänzlichen Mangels eines Blinddarmes, welcher bei allen<lb/>
übrigen Nagern in ausgezeichneter Wei&#x017F;e entwickelt i&#x017F;t. Die äußer&#x017F;t<lb/>
niedlichen und flinken Thierchen, welche höch&#x017F;tens die Größe einer<lb/>
Ratte erreichen und be&#x017F;onders gern auf Ha&#x017F;el&#x017F;tauden umherklettern,<lb/>
bauen &#x017F;ich im Herb&#x017F;te ein warmes Ne&#x017F;t, in welchem &#x017F;ie ihren Winter-<lb/>
&#x017F;chlaf halten; &#x017F;ie &#x017F;chließen &#x017F;ich unter allen Nagern zunäch&#x017F;t an die Aeffer<lb/>
und zwar an die Familie der Nageäffer an, denen &#x017F;ie auch durch den<lb/>
wolligen Pelz und das mehr nächtliche Leben näher kommen. <hi rendition="#aq">Myoxus</hi>.</p><lb/>
                  <p>Fo&#x017F;&#x017F;ile Re&#x017F;te von Nagethieren finden &#x017F;ich in allen Schichten der<lb/>
Tertiär- und Diluvialgebilde und zwar in Europa Eichhörnchen,<lb/>
Biber, Mäu&#x017F;e, Ha&#x017F;en und in Amerika fa&#x017F;t alle dort einheimi&#x017F;chen Fa-<lb/>
milien, be&#x017F;onders in den Knochenhöhlen.</p>
                </div><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0528] von ihnen, welche die gemäßigten Zonen bewohnen, fallen während der kälteren Jahreszeit in Winterſchlaf. Sciurus; Pteromys; Tamias; Spermophilus; Arctomys. [Abbildung Fig. 1465. Der Siebenſchläfer (Myoxus nitela). ] Hierin ſo wie in der zierlichen Geſtalt und der Lebensart gleicht ihnen die Familie der Siebenſchläfer (Myoxida), die ebenſo einen langen ſtark behaarten Schwanz beſitzen, aber ſich weſentlich durch den Mangel des Lückenzahnes und durch die meiſt vielblättrige Struk- tur der mit Querleiſten verſehenen Backzähne unterſcheiden. Die Vor- derfüße ſind ganz, wie diejenigen der Eichhörnchen, mit vier Kral- lenzehen und einem Daumenſtummel verſehen, der hier nagellos iſt, zugleich aber iſt auch an den Hinterfüßen der Daumen deutlich abge- ſetzt, lang und mit einem Krallennagel verſehen, wodurch eine den Halbaffen ähnliche Handbildung entſteht. Zu dieſer Aehnlichkeit tritt noch die des gänzlichen Mangels eines Blinddarmes, welcher bei allen übrigen Nagern in ausgezeichneter Weiſe entwickelt iſt. Die äußerſt niedlichen und flinken Thierchen, welche höchſtens die Größe einer Ratte erreichen und beſonders gern auf Haſelſtauden umherklettern, bauen ſich im Herbſte ein warmes Neſt, in welchem ſie ihren Winter- ſchlaf halten; ſie ſchließen ſich unter allen Nagern zunächſt an die Aeffer und zwar an die Familie der Nageäffer an, denen ſie auch durch den wolligen Pelz und das mehr nächtliche Leben näher kommen. Myoxus. Foſſile Reſte von Nagethieren finden ſich in allen Schichten der Tertiär- und Diluvialgebilde und zwar in Europa Eichhörnchen, Biber, Mäuſe, Haſen und in Amerika faſt alle dort einheimiſchen Fa- milien, beſonders in den Knochenhöhlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/528
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/528>, abgerufen am 25.11.2024.