Die Verhältnisse des Körpers, die Form des Kopfes und der Extremitäten nähern sich in allen Beziehungen der menschlichen Ge- stalt. Bei den meisten Affen ist der Schädel rundlich, von um so gefälligerer und menschenähnlicher Form, je jünger das Thier ist, dem er entnommen; die Kiefer sind meist hoch, aber kurz und kräftig und entwickeln sich mit zunehmendem Alter, so daß der Gesichtswinkel um so spitzer wird, je mehr das Thier an Jahren vorschreitet. Die Zähne nähern sich im Allgemeinen denen des Menschen, doch stehen die Eck- zähne auch bei den menschenähnlichsten Affen stärker hervor und grei- fen so über einander, daß zwischen ihnen einerseits und den Eck- oder Backzähnen andererseits eine mehr oder minder bedeutende Lücke be- steht, in welche der entsprechende Eckzahn eingreift, so daß also nie- mals bei den Affen eine vollständig geschlossene Zahnreihe existirt. Meistens sind die Schneidezähne meißelförmig, die Eckzähne stumpf konisch, die würfelförmigen, zweiwurzeligen Backzähne mit kegelförmi- gen Spitzen versehen und gewöhnlich in größerer Zahl vorhanden, als bei dem Menschen. Doch herrschen in dieser Beziehung auch mancherlei Verschiedenheiten und namentlich zeigt die Unterordnung der Halbaffen oder Aeffer eine große Mannigfaltigkeit in dem Zahn- baue, der alle Zwischenstufen zwischen Nagethieren, Insektenfressern und Früchtefressern durchmacht. Die Augenhöhle der Affen ist stets geschlossen, die äußeren Ohren meist nur mäßig groß, bald mehr zu- gespitzt, bald auch der Menschenform annähernd. Der wesentliche Charakter der ganzen Ordnung liegt in der Bildung der Füße. Die
Ordnung der Affen. (Quadrumana.)
[Abbildung]
Fig. 1466.
Schädel vom Pavian (Cynocephalus).
Die Verhältniſſe des Körpers, die Form des Kopfes und der Extremitäten nähern ſich in allen Beziehungen der menſchlichen Ge- ſtalt. Bei den meiſten Affen iſt der Schädel rundlich, von um ſo gefälligerer und menſchenähnlicher Form, je jünger das Thier iſt, dem er entnommen; die Kiefer ſind meiſt hoch, aber kurz und kräftig und entwickeln ſich mit zunehmendem Alter, ſo daß der Geſichtswinkel um ſo ſpitzer wird, je mehr das Thier an Jahren vorſchreitet. Die Zähne nähern ſich im Allgemeinen denen des Menſchen, doch ſtehen die Eck- zähne auch bei den menſchenähnlichſten Affen ſtärker hervor und grei- fen ſo über einander, daß zwiſchen ihnen einerſeits und den Eck- oder Backzähnen andererſeits eine mehr oder minder bedeutende Lücke be- ſteht, in welche der entſprechende Eckzahn eingreift, ſo daß alſo nie- mals bei den Affen eine vollſtändig geſchloſſene Zahnreihe exiſtirt. Meiſtens ſind die Schneidezähne meißelförmig, die Eckzähne ſtumpf koniſch, die würfelförmigen, zweiwurzeligen Backzähne mit kegelförmi- gen Spitzen verſehen und gewöhnlich in größerer Zahl vorhanden, als bei dem Menſchen. Doch herrſchen in dieſer Beziehung auch mancherlei Verſchiedenheiten und namentlich zeigt die Unterordnung der Halbaffen oder Aeffer eine große Mannigfaltigkeit in dem Zahn- baue, der alle Zwiſchenſtufen zwiſchen Nagethieren, Inſektenfreſſern und Früchtefreſſern durchmacht. Die Augenhöhle der Affen iſt ſtets geſchloſſen, die äußeren Ohren meiſt nur mäßig groß, bald mehr zu- geſpitzt, bald auch der Menſchenform annähernd. Der weſentliche Charakter der ganzen Ordnung liegt in der Bildung der Füße. Die
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Ordnung der Affen. (Quadrumana.)
[Abbildung Fig. 1466.
Schädel vom Pavian (Cynocephalus). ]
Die Verhältniſſe des Körpers, die Form des Kopfes und der
Extremitäten nähern ſich in allen Beziehungen der menſchlichen Ge-
ſtalt. Bei den meiſten Affen iſt der Schädel rundlich, von um ſo
gefälligerer und menſchenähnlicher Form, je jünger das Thier iſt, dem
er entnommen; die Kiefer ſind meiſt hoch, aber kurz und kräftig und
entwickeln ſich mit zunehmendem Alter, ſo daß der Geſichtswinkel um
ſo ſpitzer wird, je mehr das Thier an Jahren vorſchreitet. Die Zähne
nähern ſich im Allgemeinen denen des Menſchen, doch ſtehen die Eck-
zähne auch bei den menſchenähnlichſten Affen ſtärker hervor und grei-
fen ſo über einander, daß zwiſchen ihnen einerſeits und den Eck- oder
Backzähnen andererſeits eine mehr oder minder bedeutende Lücke be-
ſteht, in welche der entſprechende Eckzahn eingreift, ſo daß alſo nie-
mals bei den Affen eine vollſtändig geſchloſſene Zahnreihe exiſtirt.
Meiſtens ſind die Schneidezähne meißelförmig, die Eckzähne ſtumpf
koniſch, die würfelförmigen, zweiwurzeligen Backzähne mit kegelförmi-
gen Spitzen verſehen und gewöhnlich in größerer Zahl vorhanden,
als bei dem Menſchen. Doch herrſchen in dieſer Beziehung auch
mancherlei Verſchiedenheiten und namentlich zeigt die Unterordnung
der Halbaffen oder Aeffer eine große Mannigfaltigkeit in dem Zahn-
baue, der alle Zwiſchenſtufen zwiſchen Nagethieren, Inſektenfreſſern
und Früchtefreſſern durchmacht. Die Augenhöhle der Affen iſt ſtets
geſchloſſen, die äußeren Ohren meiſt nur mäßig groß, bald mehr zu-
geſpitzt, bald auch der Menſchenform annähernd. Der weſentliche
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/529>, abgerufen am 25.11.2024.
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