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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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heftung des Gelenkhöckers des Schenkelbeines weisen hinlänglich darauf
hin, daß der aufrechte Gang, bei welchem die ganze Masse der Ein-
geweide von diesem schüsselförmigen Becken getragen und dieses wieder
auf die starken Säulen der Beine gestützt wird, eine natürliche Be-
dingung des Menschen ist. Das Oberschenkelbein des Menschen ist
im Verhältniß zum Körper länger als bei irgend einem anderen
Thiere, indem es fast den vierten Theil der Gesammtlänge des Kör-
pers erreicht. Die Muskelmasse des Schenkels ist fast cylindrisch, die
der Thiere von Außen her abgeplattet; der größte wagrechte Durch-
messer geht hier stets von Vorn nach Hinten, bei dem Menschen von
Außen nach Innen. Das Knie ist gerade gespannt; bei den men-
schenähnlichsten Affen stets, wie bei anderen Thieren, gebogen; die
Muskelmasse des Unterschenkels ist zu einer Wade concentrirt. Zu
diesen Charakteren tritt noch als besonders wichtiger die Bildung des
Fußes. Der Daumen steht hier auf gleicher Linie mit den übrigen
Fingern, denen er auf keine Weise entgegengesetzt werden kann. Die
Zehen sind verhältnißmäßig sehr kurz, wenig beweglich, breit, von
oben her platt gedrückt, eine Gangschwiele ist auf der Ferse, wie auf
dem vorderen Theile des Mittelfußes entwickelt, während der hintere
Theil des Mittelfußes und der vordere Theil der Fußwurzel gewölb-
artig zusammengefügt sind. Bei den menschenähnlichsten Affen ist im
Gegensatze hierzu der Fuß so gedreht, daß sie beim Versuchen des
aufrechten Ganges, was sie höchstens auf einige Minuten thun, nur
mit dem äußeren Rande den Boden berühren; zugleich ist der ganze
Fuß platt wie die Hand, die Finger langgestreckt dünn, rundlich, der
Daumen lang, frei beweglich, den übrigen Fingern vollkommen ent-
gegensetzbar und zum Umfassen der Zweige geeignet, die Sohle mit
keiner Schwiele versehen. Aus allen diesen Verschiedenheiten, sowie
aus der direkten Beobachtung geht ohne Zweifel hervor, daß selbst
die höchsten Affen nur sehr ausnahmsweise einige Schritte aufrecht
gehen, sonst aber nur zum Klettern bestimmt sind, während dem Men-
schen der aufrechte Gang durch die Organisation seiner Extremitäten
gebieterisch aufgenöthigt ist.

Auf die Verschiedenheiten in der Anordnung des Muskelsystemes
einzugehen, liegt außerhalb der Gränzen dieses Buches. Wir können
hier nur so viel bemerken, daß das System der Hautmuskeln bei dem
Menschen am schwächsten entwickelt ist, indem als einziger Rest da-
von die oberflächlichste Muskelausbreitung am Halse übrig bleibt,
während bei allen Affen wenigstens in der Rückengegend ein Ueber-

heftung des Gelenkhöckers des Schenkelbeines weiſen hinlänglich darauf
hin, daß der aufrechte Gang, bei welchem die ganze Maſſe der Ein-
geweide von dieſem ſchüſſelförmigen Becken getragen und dieſes wieder
auf die ſtarken Säulen der Beine geſtützt wird, eine natürliche Be-
dingung des Menſchen iſt. Das Oberſchenkelbein des Menſchen iſt
im Verhältniß zum Körper länger als bei irgend einem anderen
Thiere, indem es faſt den vierten Theil der Geſammtlänge des Kör-
pers erreicht. Die Muskelmaſſe des Schenkels iſt faſt cylindriſch, die
der Thiere von Außen her abgeplattet; der größte wagrechte Durch-
meſſer geht hier ſtets von Vorn nach Hinten, bei dem Menſchen von
Außen nach Innen. Das Knie iſt gerade geſpannt; bei den men-
ſchenähnlichſten Affen ſtets, wie bei anderen Thieren, gebogen; die
Muskelmaſſe des Unterſchenkels iſt zu einer Wade concentrirt. Zu
dieſen Charakteren tritt noch als beſonders wichtiger die Bildung des
Fußes. Der Daumen ſteht hier auf gleicher Linie mit den übrigen
Fingern, denen er auf keine Weiſe entgegengeſetzt werden kann. Die
Zehen ſind verhältnißmäßig ſehr kurz, wenig beweglich, breit, von
oben her platt gedrückt, eine Gangſchwiele iſt auf der Ferſe, wie auf
dem vorderen Theile des Mittelfußes entwickelt, während der hintere
Theil des Mittelfußes und der vordere Theil der Fußwurzel gewölb-
artig zuſammengefügt ſind. Bei den menſchenähnlichſten Affen iſt im
Gegenſatze hierzu der Fuß ſo gedreht, daß ſie beim Verſuchen des
aufrechten Ganges, was ſie höchſtens auf einige Minuten thun, nur
mit dem äußeren Rande den Boden berühren; zugleich iſt der ganze
Fuß platt wie die Hand, die Finger langgeſtreckt dünn, rundlich, der
Daumen lang, frei beweglich, den übrigen Fingern vollkommen ent-
gegenſetzbar und zum Umfaſſen der Zweige geeignet, die Sohle mit
keiner Schwiele verſehen. Aus allen dieſen Verſchiedenheiten, ſowie
aus der direkten Beobachtung geht ohne Zweifel hervor, daß ſelbſt
die höchſten Affen nur ſehr ausnahmsweiſe einige Schritte aufrecht
gehen, ſonſt aber nur zum Klettern beſtimmt ſind, während dem Men-
ſchen der aufrechte Gang durch die Organiſation ſeiner Extremitäten
gebieteriſch aufgenöthigt iſt.

Auf die Verſchiedenheiten in der Anordnung des Muskelſyſtemes
einzugehen, liegt außerhalb der Gränzen dieſes Buches. Wir können
hier nur ſo viel bemerken, daß das Syſtem der Hautmuskeln bei dem
Menſchen am ſchwächſten entwickelt iſt, indem als einziger Reſt da-
von die oberflächlichſte Muskelausbreitung am Halſe übrig bleibt,
während bei allen Affen wenigſtens in der Rückengegend ein Ueber-

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[542/0548] heftung des Gelenkhöckers des Schenkelbeines weiſen hinlänglich darauf hin, daß der aufrechte Gang, bei welchem die ganze Maſſe der Ein- geweide von dieſem ſchüſſelförmigen Becken getragen und dieſes wieder auf die ſtarken Säulen der Beine geſtützt wird, eine natürliche Be- dingung des Menſchen iſt. Das Oberſchenkelbein des Menſchen iſt im Verhältniß zum Körper länger als bei irgend einem anderen Thiere, indem es faſt den vierten Theil der Geſammtlänge des Kör- pers erreicht. Die Muskelmaſſe des Schenkels iſt faſt cylindriſch, die der Thiere von Außen her abgeplattet; der größte wagrechte Durch- meſſer geht hier ſtets von Vorn nach Hinten, bei dem Menſchen von Außen nach Innen. Das Knie iſt gerade geſpannt; bei den men- ſchenähnlichſten Affen ſtets, wie bei anderen Thieren, gebogen; die Muskelmaſſe des Unterſchenkels iſt zu einer Wade concentrirt. Zu dieſen Charakteren tritt noch als beſonders wichtiger die Bildung des Fußes. Der Daumen ſteht hier auf gleicher Linie mit den übrigen Fingern, denen er auf keine Weiſe entgegengeſetzt werden kann. Die Zehen ſind verhältnißmäßig ſehr kurz, wenig beweglich, breit, von oben her platt gedrückt, eine Gangſchwiele iſt auf der Ferſe, wie auf dem vorderen Theile des Mittelfußes entwickelt, während der hintere Theil des Mittelfußes und der vordere Theil der Fußwurzel gewölb- artig zuſammengefügt ſind. Bei den menſchenähnlichſten Affen iſt im Gegenſatze hierzu der Fuß ſo gedreht, daß ſie beim Verſuchen des aufrechten Ganges, was ſie höchſtens auf einige Minuten thun, nur mit dem äußeren Rande den Boden berühren; zugleich iſt der ganze Fuß platt wie die Hand, die Finger langgeſtreckt dünn, rundlich, der Daumen lang, frei beweglich, den übrigen Fingern vollkommen ent- gegenſetzbar und zum Umfaſſen der Zweige geeignet, die Sohle mit keiner Schwiele verſehen. Aus allen dieſen Verſchiedenheiten, ſowie aus der direkten Beobachtung geht ohne Zweifel hervor, daß ſelbſt die höchſten Affen nur ſehr ausnahmsweiſe einige Schritte aufrecht gehen, ſonſt aber nur zum Klettern beſtimmt ſind, während dem Men- ſchen der aufrechte Gang durch die Organiſation ſeiner Extremitäten gebieteriſch aufgenöthigt iſt. Auf die Verſchiedenheiten in der Anordnung des Muskelſyſtemes einzugehen, liegt außerhalb der Gränzen dieſes Buches. Wir können hier nur ſo viel bemerken, daß das Syſtem der Hautmuskeln bei dem Menſchen am ſchwächſten entwickelt iſt, indem als einziger Reſt da- von die oberflächlichſte Muskelausbreitung am Halſe übrig bleibt, während bei allen Affen wenigſtens in der Rückengegend ein Ueber-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/548>, abgerufen am 22.11.2024.