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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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stellt, ist, wie schon aus dem Vorhergehenden erhellt, die Fähigkeit
dieser Arten, fruchtbare Bastarde mit einander zu erzeugen und so die
Mischlingscharaktere weiter fortzupflanzen. Man hat dieß häufig als
einen Beweis der artlichen Einheit des Menschengeschlechtes ausge-
sprochen, indem man sich auf die Analogie mit der Pferdegattung
stützte, wo allerdings Esel und Pferd unfruchtbare Bastarde zeugen.
Es ist schwer zu begreifen, warum man diese Analogie derjenigen der
verschiedenen Hundearten vorzog, wo Wolf, Hund und Fuchs voll-
kommen fruchtbare Bastarde mit einander zeugen. Es läßt sich im
Gegentheile nachweisen, daß die Bastardzeugung um so leichter ist,
je mehr man den letzten Ausläufern des Thierreiches sich nähert, denn
während bei niederen Thieren, wie Insekten zum Beispiele, die ver-
schiedene Gestalt der Hornstücke des Begattungsapparates eine Begat-
tung zwischen verschiedenen Arten unmöglich macht, ist die Erzeugung
von Bastarden bei den meisten Säugethieren nicht durch solche äußere
Schwierigkeiten verhindert und die Möglichkeit einer Erzeugung fort-
pflanzungsfähiger Bastarde um so wahrscheinlicher. Es kann demnach
auch die Erzeugung fruchtbarer Bastarde in der Menschengattung kei-
nen Beweis für ihre artliche Einheit abgeben, so wenig als das oben
angeführte Beispiel aus der Hundegattung den Beweis liefert, daß
Hund und Wolf dieselbe Art seien. Indeß sind diese Bastardzeugun-
gen nur dann wichtig für die Veränderung der physischen Merkmale,
namentlich der Hautfarbe, der Schädelstruktur, der Gesichtsformation
und der Haarbeschaffenheit, wenn sie ganze Völkerschaften mit einem
Male betreffen, wie dieß durch Kriegs- und Ausrottungszüge nach
alter Weise geschehen kann. Die vereinzelten Bastardzeugungen kehren
immer nach einigen Generationen wieder zu dem Typus einer ursprüng-
lichen Art zurück, schon aus dem Grunde, weil der Bastard selten einen in
gleicher Linie der Abstammung mit ihm stehenden anderen Bastard fin-
det, mit welchem er Kinder erzeugen könnte. Man kann diese Rück-
kehr der Bastarde in den einen oder den andern Elterntypus (Rück-
kehr, welche durch die Abstammung des Weibes bestimmt wird, mit
welcher der Bastard Kinder zeugt) jetzt schon in Amerika beobachten,
wo an vielen Orten drei scharf geschiedene Menschenarter mit einander
in Berührung kommen: die amerikanischen Ureinwohner oder India-
ner, die afrikanischen Negersklaven und die weiße aus Europa herüber
gewanderte Art, die Creolen. Die vereinzelten Bastarde, welche diese
drei Arten mit einander erzeugen und die unter dem Namen Mulatten,
Mestizen und Zambo's bekannt sind, sind gewöhnlich schon mit der
vierten Generation gänzlich in einer der drei Arten aufgegangen.


ſtellt, iſt, wie ſchon aus dem Vorhergehenden erhellt, die Fähigkeit
dieſer Arten, fruchtbare Baſtarde mit einander zu erzeugen und ſo die
Miſchlingscharaktere weiter fortzupflanzen. Man hat dieß häufig als
einen Beweis der artlichen Einheit des Menſchengeſchlechtes ausge-
ſprochen, indem man ſich auf die Analogie mit der Pferdegattung
ſtützte, wo allerdings Eſel und Pferd unfruchtbare Baſtarde zeugen.
Es iſt ſchwer zu begreifen, warum man dieſe Analogie derjenigen der
verſchiedenen Hundearten vorzog, wo Wolf, Hund und Fuchs voll-
kommen fruchtbare Baſtarde mit einander zeugen. Es läßt ſich im
Gegentheile nachweiſen, daß die Baſtardzeugung um ſo leichter iſt,
je mehr man den letzten Ausläufern des Thierreiches ſich nähert, denn
während bei niederen Thieren, wie Inſekten zum Beiſpiele, die ver-
ſchiedene Geſtalt der Hornſtücke des Begattungsapparates eine Begat-
tung zwiſchen verſchiedenen Arten unmöglich macht, iſt die Erzeugung
von Baſtarden bei den meiſten Säugethieren nicht durch ſolche äußere
Schwierigkeiten verhindert und die Möglichkeit einer Erzeugung fort-
pflanzungsfähiger Baſtarde um ſo wahrſcheinlicher. Es kann demnach
auch die Erzeugung fruchtbarer Baſtarde in der Menſchengattung kei-
nen Beweis für ihre artliche Einheit abgeben, ſo wenig als das oben
angeführte Beiſpiel aus der Hundegattung den Beweis liefert, daß
Hund und Wolf dieſelbe Art ſeien. Indeß ſind dieſe Baſtardzeugun-
gen nur dann wichtig für die Veränderung der phyſiſchen Merkmale,
namentlich der Hautfarbe, der Schädelſtruktur, der Geſichtsformation
und der Haarbeſchaffenheit, wenn ſie ganze Völkerſchaften mit einem
Male betreffen, wie dieß durch Kriegs- und Ausrottungszüge nach
alter Weiſe geſchehen kann. Die vereinzelten Baſtardzeugungen kehren
immer nach einigen Generationen wieder zu dem Typus einer urſprüng-
lichen Art zurück, ſchon aus dem Grunde, weil der Baſtard ſelten einen in
gleicher Linie der Abſtammung mit ihm ſtehenden anderen Baſtard fin-
det, mit welchem er Kinder erzeugen könnte. Man kann dieſe Rück-
kehr der Baſtarde in den einen oder den andern Elterntypus (Rück-
kehr, welche durch die Abſtammung des Weibes beſtimmt wird, mit
welcher der Baſtard Kinder zeugt) jetzt ſchon in Amerika beobachten,
wo an vielen Orten drei ſcharf geſchiedene Menſchenarter mit einander
in Berührung kommen: die amerikaniſchen Ureinwohner oder India-
ner, die afrikaniſchen Negerſklaven und die weiße aus Europa herüber
gewanderte Art, die Creolen. Die vereinzelten Baſtarde, welche dieſe
drei Arten mit einander erzeugen und die unter dem Namen Mulatten,
Meſtizen und Zambo’s bekannt ſind, ſind gewöhnlich ſchon mit der
vierten Generation gänzlich in einer der drei Arten aufgegangen.


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[550/0556] ſtellt, iſt, wie ſchon aus dem Vorhergehenden erhellt, die Fähigkeit dieſer Arten, fruchtbare Baſtarde mit einander zu erzeugen und ſo die Miſchlingscharaktere weiter fortzupflanzen. Man hat dieß häufig als einen Beweis der artlichen Einheit des Menſchengeſchlechtes ausge- ſprochen, indem man ſich auf die Analogie mit der Pferdegattung ſtützte, wo allerdings Eſel und Pferd unfruchtbare Baſtarde zeugen. Es iſt ſchwer zu begreifen, warum man dieſe Analogie derjenigen der verſchiedenen Hundearten vorzog, wo Wolf, Hund und Fuchs voll- kommen fruchtbare Baſtarde mit einander zeugen. Es läßt ſich im Gegentheile nachweiſen, daß die Baſtardzeugung um ſo leichter iſt, je mehr man den letzten Ausläufern des Thierreiches ſich nähert, denn während bei niederen Thieren, wie Inſekten zum Beiſpiele, die ver- ſchiedene Geſtalt der Hornſtücke des Begattungsapparates eine Begat- tung zwiſchen verſchiedenen Arten unmöglich macht, iſt die Erzeugung von Baſtarden bei den meiſten Säugethieren nicht durch ſolche äußere Schwierigkeiten verhindert und die Möglichkeit einer Erzeugung fort- pflanzungsfähiger Baſtarde um ſo wahrſcheinlicher. Es kann demnach auch die Erzeugung fruchtbarer Baſtarde in der Menſchengattung kei- nen Beweis für ihre artliche Einheit abgeben, ſo wenig als das oben angeführte Beiſpiel aus der Hundegattung den Beweis liefert, daß Hund und Wolf dieſelbe Art ſeien. Indeß ſind dieſe Baſtardzeugun- gen nur dann wichtig für die Veränderung der phyſiſchen Merkmale, namentlich der Hautfarbe, der Schädelſtruktur, der Geſichtsformation und der Haarbeſchaffenheit, wenn ſie ganze Völkerſchaften mit einem Male betreffen, wie dieß durch Kriegs- und Ausrottungszüge nach alter Weiſe geſchehen kann. Die vereinzelten Baſtardzeugungen kehren immer nach einigen Generationen wieder zu dem Typus einer urſprüng- lichen Art zurück, ſchon aus dem Grunde, weil der Baſtard ſelten einen in gleicher Linie der Abſtammung mit ihm ſtehenden anderen Baſtard fin- det, mit welchem er Kinder erzeugen könnte. Man kann dieſe Rück- kehr der Baſtarde in den einen oder den andern Elterntypus (Rück- kehr, welche durch die Abſtammung des Weibes beſtimmt wird, mit welcher der Baſtard Kinder zeugt) jetzt ſchon in Amerika beobachten, wo an vielen Orten drei ſcharf geſchiedene Menſchenarter mit einander in Berührung kommen: die amerikaniſchen Ureinwohner oder India- ner, die afrikaniſchen Negerſklaven und die weiße aus Europa herüber gewanderte Art, die Creolen. Die vereinzelten Baſtarde, welche dieſe drei Arten mit einander erzeugen und die unter dem Namen Mulatten, Meſtizen und Zambo’s bekannt ſind, ſind gewöhnlich ſchon mit der vierten Generation gänzlich in einer der drei Arten aufgegangen.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/556>, abgerufen am 22.11.2024.