Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

druidischen Hierarchie drei verschiedene Classen: der unterste Rang war der der Barden, deren Obliegenheit es war; die nationalen Ueberlieferungen im Gedächtniss zu bewahren und die Helden zu besingen. Hierauf kamen die Ovaten, die Vermittler zwischen den D. und dem Volke; sie waren zur Verrichtung der Opfer und der Ausübung der äusseren Gottesverehrung bestimmt. Endlich über allen standen die D., mit ihrer Wissenschaft und ihrer höchsten Gewalt. Durch ihre Kenntnisse über die Masse des Volkes emporgehoben, wählten sie sich aus ihrer Mitte ein allgewaltiges Oberhaupt; diese Wahl geschah wahrscheinlich in ihrer feierlichen Versammlung, die einmal des Jahrs auf dem Gebiete der Carnuten zusammenberufen wurde an einem geheiligten Orte, der für den Mittelpunkt Galliens galt; und es war nicht selten, dass ein Bürgerkrieg daraus entstand. Selbst wenn der Druidismus nicht durch diese Spaltungen geschwächt worden wäre, so musste sein Wahlprinzip selbst ihn in Streit mit dem der Geburt bringen, für welches die Aristocratie kämpfte. Endlich musste noch das einsiedlerische Leben, das die meisten seiner Mitglieder gewählt zu haben scheinen, dazu beitragen, sie allmälig ihren Einfluss auf die Bevölkerung verlieren zu machen. Zur Zeit, als die gallischen Stämme vom Joche des fremden Eroberers bedroht waren, herrschte der Druidismus, obgleich im übrigen Lande geschwächt, noch in den beiden Bretagnen und in den Becken der Seine und Loire. Die Aeduer befanden sich an der Spitze der Partei, welche das Wahlprincip vertheidigte, d. h. die D. und die zeitweiligen Häupter des Volks. Aber die Arverner, die Sequaner und alle iberischen Völkerschaften Aquitaniens waren der Erblichkeit treu, d. h. dem System der Clanhäupter. Die Grausamkeiten des Siegers konnten allein die Anhänger dieses Systems mit den D. gegen ihn vereinigen. Das Zeichen zum Aufstand, den der Arverner Vercingetorix leitete, ging von dem druidischen Gebiete der Carnuten von Genabum aus. Als Gallien zur Ruhe gebracht war, liess der Druidismus, indem er seine Herrschaft auf die Volksmasse beschränkte, die Ehrgeizigen aus den höheren Classen die Religion der Römer annehmen; aber er wurde der Herd, wo sich die Hoffnungen der Vaterlandsfreunde wieder belebten. Er selbst bewahrte seine Thatkraft und seinen Fanatismus; er wusste beständig dem römischen Einflusse zu widerstehen, und dorthin flüchtete sich die gallische Nationalität. Augustus versuchte vergebens die blutigen Gebräuche dieses Cultus zu mildern. Unter Tiber war es ein Aeduer, Julius Sacrovir, der sich an die Spitze der Empörung der Gallier stellte. Auch wollte der Kaiser, nachdem er diese Empörung erstickt hatte, die ganze Secte der D. vertilgen: wirklich starben fast alle den Kreuzestod. Unter seiner Regierung und unter der von Claudius und Nero verfolgte der römische Feldherr Suetonius Paulinus die noch übrigen D. bis in ihre letzte Zufluchtsstätte, die Insel Mona (Anglesey). Dort war seit mehreren Jahrhunderten der geheimste Sitz des druidischen Cultus. Die Eroberung der Bretagne schien nur durch seine Ausrottung vollendet werden zu können. Als die Römer sich anschickten zu landen, sahen sie am Ufer einen Wald von Waffen und Kriegern. In den Reihen liefen Weiber mit aufgelösten Haaren, Fackeln in der Hand, rings herum standen die D., welche mit stolzer, unbeweglicher Haltung und zum Himmel erhobenen Armen mit Feierlichkeit schreckliche Verwünschungen aussprachen. Zuerst von Schrecken ergriffen, ermunterten sich die Römer wieder bei der Stimme ihrer Anführer und überwältigten die Bretonen. D., Priesterinnen, Krieger, Alles wurde niedergemacht oder verbrannt (61 n. Chr.). - Als Civilis gegen Vespasian die Waffen ergriff, gingen diese so lange verfolgten Priester noch einmal aus ihren Zufluchtsstätten hervor, um zu verkünden, dass das Reich der Gallier sich auf den Trümmern des Capitols erheben werde; aber die römische Civilisation hatte schon die gallischen Städte ergriffen. Nur ausserhalb der Städte, auf dem Lande, und besonders gegen Norden, hatte sich noch ein Rest von Nationalität mit dem Druidismus erhalten, der sich dorthin geflüchtet hatte. Auch Pescennius Niger glaubte nichts Besseres thun zu können, um sich volksthümlich zu machen, als, wie es heisst, alte Geheimnisse zu erwecken, welche ohne Zweifel die des Druidismus waren. Druidische Frauen sagten Marcus Aurelius, Diocletian und Alexander Severus die Zukunft voraus. Die volksthümliche Religion war noch nicht untergegangen, sie schlief unter der römischen Bildung, das Christenthum erwartend. Dieses, welches gegen das Ende des vierten Jahrhunderts in Armorica gepredigt wurde, erwarb sich zuerst nur wenige Anhänger: der Druidismus war geächtet, aber er bestand noch in den wenig oder gar nicht veränderten Denkmälern des alten Cultus, welche dem neuen als Symbol dienen sollten. Es war desshalb beinahe erfolglos, dass das im Jahr 658 gehaltene Concil von Nantes, indem es sich gegen die Anbetungen des Volks vor gewissen Eichen und gewissen in der Tiefe der Wälder verborgenen Steinen, vor denen man Feuerbrände anzündete und Opfergaben niederlegte, erhob, den armoricanischen Priestern befahl, diese heiligen Bäume herausreissen zu lassen, sie zu verbrennen, die Steine zu sammeln und sie an so verborgenen Orten zu vergraben, dass die Landleute sie nie wieder finden könnten. Diese Beschlüsse konnten nur sehr unvollkommen ausgeführt werden. Im neunten Jahrhundert sieht man Karl den Grossen gegen den Aberglauben und die Gebräuche des Druidismus zwei Capitularien schleudern, die ebenso wenig Erfolg hatten. Die langsame Wirkung einer vorgeschrittenen Civilisation, welche der Barbarei von Tag zu Tag mehr Boden abgewann, konnte allein wirksame Ergebnisse herbeiführen. Noch im siebenzehnten Jahrhundert war die Küste von Armorica und die Insel Ouessant u. s. w. in dem gröbsten Heidenthum befangen und es füllte maschinenmässig abergläubische Gebräuche, deren Sinn damals beinahe verloren, aber mit dem innersten Leben der Gesellschaft zu eng verwachsen war, als dass seine Fortdauer sich nicht erklären liesse.


Druidinnen, dem gallischen Priesterstand, angehörige Frauen. Ihre Hauptobliegenheiten beschränkten sich darauf, die Gestirne und die Eingeweide der Opferthiere zu befragen, gewissen Opfern vorzustehen, geheimnissvolle Gebräuche zu versehen und Orakel zu ertheilen. Ihre Gesetze waren übrigens seltsam und widersprachen sich oft. An einem Ort weihten sie sich einer fortwährenden Jungfräulichkeit; anderswo, obgleich verheirathet, verpflichteten sie sich zu langer Getrenntheit. Bei den Namneten wohnten auf einem der Inselchen, welche die Loire bei ihrer Mündung bildet, Priesterinnen, welche zu bestimmten Zeitpunkten selbst ihre Gatten auf dem festen Lande besuchten. Aber dieser Besuch geschah nur bei Nacht und musste vor der Morgendämmerung zu Ende sein. In ihren Festen, wo Blut floss, waren sie gezwungen, Mörderinnen oder Opfer zu sein. Manchmal wohnten sie nächtlichen Opfern bei, wo sie ganz nackt, eine Fackel in der Hand, mit schwarz gefärbtem Körper und verwirrten Haaren, sich in wahnsinnigem Taumel bewegten. Unter die berühmtesten D. zählte man die neun schrecklichen Jungfrauen der Insel Seyn an der Spitze von Armorica (auf der Küste Finisterre nicht weit von Sainte-Croix).


Druwen (Ind. M.), einer der berühmtesten Heiligen der indischen Legende, Sohn des Utanubaden und der Sunadi, und also einer der ältesten Menschen, denn sein Grossvater Suajambhu war der Stammvater des Menschengeschlechts. Utanubaden vermählte sich zum zweitenmal, und die Stiefmutter behandelte den Knaben so hart, dass er ihr entfloh und, damals erst fünf Jahre zählend, in einer Einöde ein beschauliches Leben führte. So ging er alle Stufen der Büsser durch, zu immer reinerer Anschauung der Gottheit gelangend, bis Wischnu selbst in eigener Portion ihm erschien, ihm die vollkommene Kenntniss der Vedas, ihr richtiges Verständniss und seine höchste Gnade schenkte. Er verliess nun nach des Gottes Willen die Wüste und trat als vollkommener Heiliger das Reich seines Vaters an, welches er 26,000 Jahre tadellos mit höchster Milde und Weisheit regierte, dann holte ihn Wischnu selbst in seinem Feuerwagen zum Himmel ab, wo er im Polarstern wohnt, um welchen sich seit dieser Zeit alle übrigen Sterne drehen, um ihm ihre Ehrfurcht zu bezeigen.


Dryaden (Gr. M.), Gottheiten der Bäume, mit denen sie zugleich entstehen und vergehen, auch Hamadryaden genannt. Sie scheinen arcadischen Ursprungs zu sein, und begleiten nicht, wie andere Nymphen, Oreaden und Najaden, andere Gottheiten. Sie leben lange und altern nicht, geniessen ambrosische Speise, und tanzen mit den Göttern den Reigen, aber sie sterben mit ihren Bäumen.


Dryalus (Gr. M.), ein Centaur, welcher bei dem

druidischen Hierarchie drei verschiedene Classen: der unterste Rang war der der Barden, deren Obliegenheit es war; die nationalen Ueberlieferungen im Gedächtniss zu bewahren und die Helden zu besingen. Hierauf kamen die Ovaten, die Vermittler zwischen den D. und dem Volke; sie waren zur Verrichtung der Opfer und der Ausübung der äusseren Gottesverehrung bestimmt. Endlich über allen standen die D., mit ihrer Wissenschaft und ihrer höchsten Gewalt. Durch ihre Kenntnisse über die Masse des Volkes emporgehoben, wählten sie sich aus ihrer Mitte ein allgewaltiges Oberhaupt; diese Wahl geschah wahrscheinlich in ihrer feierlichen Versammlung, die einmal des Jahrs auf dem Gebiete der Carnuten zusammenberufen wurde an einem geheiligten Orte, der für den Mittelpunkt Galliens galt; und es war nicht selten, dass ein Bürgerkrieg daraus entstand. Selbst wenn der Druidismus nicht durch diese Spaltungen geschwächt worden wäre, so musste sein Wahlprinzip selbst ihn in Streit mit dem der Geburt bringen, für welches die Aristocratie kämpfte. Endlich musste noch das einsiedlerische Leben, das die meisten seiner Mitglieder gewählt zu haben scheinen, dazu beitragen, sie allmälig ihren Einfluss auf die Bevölkerung verlieren zu machen. Zur Zeit, als die gallischen Stämme vom Joche des fremden Eroberers bedroht waren, herrschte der Druidismus, obgleich im übrigen Lande geschwächt, noch in den beiden Bretagnen und in den Becken der Seine und Loire. Die Aeduer befanden sich an der Spitze der Partei, welche das Wahlprincip vertheidigte, d. h. die D. und die zeitweiligen Häupter des Volks. Aber die Arverner, die Sequaner und alle iberischen Völkerschaften Aquitaniens waren der Erblichkeit treu, d. h. dem System der Clanhäupter. Die Grausamkeiten des Siegers konnten allein die Anhänger dieses Systems mit den D. gegen ihn vereinigen. Das Zeichen zum Aufstand, den der Arverner Vercingetorix leitete, ging von dem druidischen Gebiete der Carnuten von Genabum aus. Als Gallien zur Ruhe gebracht war, liess der Druidismus, indem er seine Herrschaft auf die Volksmasse beschränkte, die Ehrgeizigen aus den höheren Classen die Religion der Römer annehmen; aber er wurde der Herd, wo sich die Hoffnungen der Vaterlandsfreunde wieder belebten. Er selbst bewahrte seine Thatkraft und seinen Fanatismus; er wusste beständig dem römischen Einflusse zu widerstehen, und dorthin flüchtete sich die gallische Nationalität. Augustus versuchte vergebens die blutigen Gebräuche dieses Cultus zu mildern. Unter Tiber war es ein Aeduer, Julius Sacrovir, der sich an die Spitze der Empörung der Gallier stellte. Auch wollte der Kaiser, nachdem er diese Empörung erstickt hatte, die ganze Secte der D. vertilgen: wirklich starben fast alle den Kreuzestod. Unter seiner Regierung und unter der von Claudius und Nero verfolgte der römische Feldherr Suetonius Paulinus die noch übrigen D. bis in ihre letzte Zufluchtsstätte, die Insel Mona (Anglesey). Dort war seit mehreren Jahrhunderten der geheimste Sitz des druidischen Cultus. Die Eroberung der Bretagne schien nur durch seine Ausrottung vollendet werden zu können. Als die Römer sich anschickten zu landen, sahen sie am Ufer einen Wald von Waffen und Kriegern. In den Reihen liefen Weiber mit aufgelösten Haaren, Fackeln in der Hand, rings herum standen die D., welche mit stolzer, unbeweglicher Haltung und zum Himmel erhobenen Armen mit Feierlichkeit schreckliche Verwünschungen aussprachen. Zuerst von Schrecken ergriffen, ermunterten sich die Römer wieder bei der Stimme ihrer Anführer und überwältigten die Bretonen. D., Priesterinnen, Krieger, Alles wurde niedergemacht oder verbrannt (61 n. Chr.). – Als Civilis gegen Vespasian die Waffen ergriff, gingen diese so lange verfolgten Priester noch einmal aus ihren Zufluchtsstätten hervor, um zu verkünden, dass das Reich der Gallier sich auf den Trümmern des Capitols erheben werde; aber die römische Civilisation hatte schon die gallischen Städte ergriffen. Nur ausserhalb der Städte, auf dem Lande, und besonders gegen Norden, hatte sich noch ein Rest von Nationalität mit dem Druidismus erhalten, der sich dorthin geflüchtet hatte. Auch Pescennius Niger glaubte nichts Besseres thun zu können, um sich volksthümlich zu machen, als, wie es heisst, alte Geheimnisse zu erwecken, welche ohne Zweifel die des Druidismus waren. Druidische Frauen sagten Marcus Aurelius, Diocletian und Alexander Severus die Zukunft voraus. Die volksthümliche Religion war noch nicht untergegangen, sie schlief unter der römischen Bildung, das Christenthum erwartend. Dieses, welches gegen das Ende des vierten Jahrhunderts in Armorica gepredigt wurde, erwarb sich zuerst nur wenige Anhänger: der Druidismus war geächtet, aber er bestand noch in den wenig oder gar nicht veränderten Denkmälern des alten Cultus, welche dem neuen als Symbol dienen sollten. Es war desshalb beinahe erfolglos, dass das im Jahr 658 gehaltene Concil von Nantes, indem es sich gegen die Anbetungen des Volks vor gewissen Eichen und gewissen in der Tiefe der Wälder verborgenen Steinen, vor denen man Feuerbrände anzündete und Opfergaben niederlegte, erhob, den armoricanischen Priestern befahl, diese heiligen Bäume herausreissen zu lassen, sie zu verbrennen, die Steine zu sammeln und sie an so verborgenen Orten zu vergraben, dass die Landleute sie nie wieder finden könnten. Diese Beschlüsse konnten nur sehr unvollkommen ausgeführt werden. Im neunten Jahrhundert sieht man Karl den Grossen gegen den Aberglauben und die Gebräuche des Druidismus zwei Capitularien schleudern, die ebenso wenig Erfolg hatten. Die langsame Wirkung einer vorgeschrittenen Civilisation, welche der Barbarei von Tag zu Tag mehr Boden abgewann, konnte allein wirksame Ergebnisse herbeiführen. Noch im siebenzehnten Jahrhundert war die Küste von Armorica und die Insel Ouessant u. s. w. in dem gröbsten Heidenthum befangen und es füllte maschinenmässig abergläubische Gebräuche, deren Sinn damals beinahe verloren, aber mit dem innersten Leben der Gesellschaft zu eng verwachsen war, als dass seine Fortdauer sich nicht erklären liesse.


Druidinnen, dem gallischen Priesterstand, angehörige Frauen. Ihre Hauptobliegenheiten beschränkten sich darauf, die Gestirne und die Eingeweide der Opferthiere zu befragen, gewissen Opfern vorzustehen, geheimnissvolle Gebräuche zu versehen und Orakel zu ertheilen. Ihre Gesetze waren übrigens seltsam und widersprachen sich oft. An einem Ort weihten sie sich einer fortwährenden Jungfräulichkeit; anderswo, obgleich verheirathet, verpflichteten sie sich zu langer Getrenntheit. Bei den Namneten wohnten auf einem der Inselchen, welche die Loire bei ihrer Mündung bildet, Priesterinnen, welche zu bestimmten Zeitpunkten selbst ihre Gatten auf dem festen Lande besuchten. Aber dieser Besuch geschah nur bei Nacht und musste vor der Morgendämmerung zu Ende sein. In ihren Festen, wo Blut floss, waren sie gezwungen, Mörderinnen oder Opfer zu sein. Manchmal wohnten sie nächtlichen Opfern bei, wo sie ganz nackt, eine Fackel in der Hand, mit schwarz gefärbtem Körper und verwirrten Haaren, sich in wahnsinnigem Taumel bewegten. Unter die berühmtesten D. zählte man die neun schrecklichen Jungfrauen der Insel Seyn an der Spitze von Armorica (auf der Küste Finisterre nicht weit von Sainte-Croix).


Druwen (Ind. M.), einer der berühmtesten Heiligen der indischen Legende, Sohn des Utanubaden und der Sunadi, und also einer der ältesten Menschen, denn sein Grossvater Suajambhu war der Stammvater des Menschengeschlechts. Utanubaden vermählte sich zum zweitenmal, und die Stiefmutter behandelte den Knaben so hart, dass er ihr entfloh und, damals erst fünf Jahre zählend, in einer Einöde ein beschauliches Leben führte. So ging er alle Stufen der Büsser durch, zu immer reinerer Anschauung der Gottheit gelangend, bis Wischnu selbst in eigener Portion ihm erschien, ihm die vollkommene Kenntniss der Vedas, ihr richtiges Verständniss und seine höchste Gnade schenkte. Er verliess nun nach des Gottes Willen die Wüste und trat als vollkommener Heiliger das Reich seines Vaters an, welches er 26,000 Jahre tadellos mit höchster Milde und Weisheit regierte, dann holte ihn Wischnu selbst in seinem Feuerwagen zum Himmel ab, wo er im Polarstern wohnt, um welchen sich seit dieser Zeit alle übrigen Sterne drehen, um ihm ihre Ehrfurcht zu bezeigen.


Dryaden (Gr. M.), Gottheiten der Bäume, mit denen sie zugleich entstehen und vergehen, auch Hamadryaden genannt. Sie scheinen arcadischen Ursprungs zu sein, und begleiten nicht, wie andere Nymphen, Oreaden und Najaden, andere Gottheiten. Sie leben lange und altern nicht, geniessen ambrosische Speise, und tanzen mit den Göttern den Reigen, aber sie sterben mit ihren Bäumen.


Dryalus (Gr. M.), ein Centaur, welcher bei dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0244" n="174"/>
druidischen Hierarchie drei verschiedene Classen: der unterste Rang war der der Barden, deren Obliegenheit es war; die nationalen Ueberlieferungen im Gedächtniss zu bewahren und die Helden zu besingen. Hierauf kamen die Ovaten, die Vermittler zwischen den D. und dem Volke; sie waren zur Verrichtung der Opfer und der Ausübung der äusseren Gottesverehrung bestimmt. Endlich über allen standen die D., mit ihrer Wissenschaft und ihrer höchsten Gewalt. Durch ihre Kenntnisse über die Masse des Volkes emporgehoben, wählten sie sich aus ihrer Mitte ein allgewaltiges Oberhaupt; diese Wahl geschah wahrscheinlich in ihrer feierlichen Versammlung, die einmal des Jahrs auf dem Gebiete der Carnuten zusammenberufen wurde an einem geheiligten Orte, der für den Mittelpunkt Galliens galt; und es war nicht selten, dass ein Bürgerkrieg daraus entstand. Selbst wenn der Druidismus nicht durch diese Spaltungen geschwächt worden wäre, so musste sein Wahlprinzip selbst ihn in Streit mit dem der Geburt bringen, für welches die Aristocratie kämpfte. Endlich musste noch das einsiedlerische Leben, das die meisten seiner Mitglieder gewählt zu haben scheinen, dazu beitragen, sie allmälig ihren Einfluss auf die Bevölkerung verlieren zu machen. Zur Zeit, als die gallischen Stämme vom Joche des fremden Eroberers bedroht waren, herrschte der Druidismus, obgleich im übrigen Lande geschwächt, noch in den beiden Bretagnen und in den Becken der Seine und Loire. Die Aeduer befanden sich an der Spitze der Partei, welche das Wahlprincip vertheidigte, d. h. die D. und die zeitweiligen Häupter des Volks. Aber die Arverner, die Sequaner und alle iberischen Völkerschaften Aquitaniens waren der Erblichkeit treu, d. h. dem System der Clanhäupter. Die Grausamkeiten des Siegers konnten allein die Anhänger dieses Systems mit den D. gegen ihn vereinigen. Das Zeichen zum Aufstand, den der Arverner Vercingetorix leitete, ging von dem druidischen Gebiete der Carnuten von Genabum aus. Als Gallien zur Ruhe gebracht war, liess der Druidismus, indem er seine Herrschaft auf die Volksmasse beschränkte, die Ehrgeizigen aus den höheren Classen die Religion der Römer annehmen; aber er wurde der Herd, wo sich die Hoffnungen der Vaterlandsfreunde wieder belebten. Er selbst bewahrte seine Thatkraft und seinen Fanatismus; er wusste beständig dem römischen Einflusse zu widerstehen, und dorthin flüchtete sich die gallische Nationalität. Augustus versuchte vergebens die blutigen Gebräuche dieses Cultus zu mildern. Unter Tiber war es ein Aeduer, Julius Sacrovir, der sich an die Spitze der Empörung der Gallier stellte. Auch wollte der Kaiser, nachdem er diese Empörung erstickt hatte, die ganze Secte der D. vertilgen: wirklich starben fast alle den Kreuzestod. Unter seiner Regierung und unter der von Claudius und Nero verfolgte der römische Feldherr Suetonius Paulinus die noch übrigen D. bis in ihre letzte Zufluchtsstätte, die Insel Mona (Anglesey). Dort war seit mehreren Jahrhunderten der geheimste Sitz des druidischen Cultus. Die Eroberung der Bretagne schien nur durch seine Ausrottung vollendet werden zu können. Als die Römer sich anschickten zu landen, sahen sie am Ufer einen Wald von Waffen und Kriegern. In den Reihen liefen Weiber mit aufgelösten Haaren, Fackeln in der Hand, rings herum standen die D., welche mit stolzer, unbeweglicher Haltung und zum Himmel erhobenen Armen mit Feierlichkeit schreckliche Verwünschungen aussprachen. Zuerst von Schrecken ergriffen, ermunterten sich die Römer wieder bei der Stimme ihrer Anführer und überwältigten die Bretonen. D., Priesterinnen, Krieger, Alles wurde niedergemacht oder verbrannt (61 n. Chr.). &#x2013; Als Civilis gegen Vespasian die Waffen ergriff, gingen diese so lange verfolgten Priester noch einmal aus ihren Zufluchtsstätten hervor, um zu verkünden, dass das Reich der Gallier sich auf den Trümmern des Capitols erheben werde; aber die römische Civilisation hatte schon die gallischen Städte ergriffen. Nur ausserhalb der Städte, auf dem Lande, und besonders gegen Norden, hatte sich noch ein Rest von Nationalität mit dem Druidismus erhalten, der sich dorthin geflüchtet hatte. Auch Pescennius Niger glaubte nichts Besseres thun zu können, um sich volksthümlich zu machen, als, wie es heisst, alte Geheimnisse zu erwecken, welche ohne Zweifel die des Druidismus waren. Druidische Frauen sagten Marcus Aurelius, Diocletian und Alexander Severus die Zukunft voraus. Die volksthümliche Religion war noch nicht untergegangen, sie schlief unter der römischen Bildung, das Christenthum erwartend. Dieses, welches gegen das Ende des vierten Jahrhunderts in Armorica gepredigt wurde, erwarb sich zuerst nur wenige Anhänger: der Druidismus war geächtet, aber er bestand noch in den wenig oder gar nicht veränderten Denkmälern des alten Cultus, welche dem neuen als Symbol dienen sollten. Es war desshalb beinahe erfolglos, dass das im Jahr 658 gehaltene Concil von Nantes, indem es sich gegen die Anbetungen des Volks vor gewissen Eichen und gewissen in der Tiefe der Wälder verborgenen Steinen, vor denen man Feuerbrände anzündete und Opfergaben niederlegte, erhob, den armoricanischen Priestern befahl, diese heiligen Bäume herausreissen zu lassen, sie zu verbrennen, die Steine zu sammeln und sie an so verborgenen Orten zu vergraben, dass die Landleute sie nie wieder finden könnten. Diese Beschlüsse konnten nur sehr unvollkommen ausgeführt werden. Im neunten Jahrhundert sieht man Karl den Grossen gegen den Aberglauben und die Gebräuche des Druidismus zwei Capitularien schleudern, die ebenso wenig Erfolg hatten. Die langsame Wirkung einer vorgeschrittenen Civilisation, welche der Barbarei von Tag zu Tag mehr Boden abgewann, konnte allein wirksame Ergebnisse herbeiführen. Noch im siebenzehnten Jahrhundert war die Küste von Armorica und die Insel Ouessant u. s. w. in dem gröbsten Heidenthum befangen und es füllte maschinenmässig abergläubische Gebräuche, deren Sinn damals beinahe verloren, aber mit dem innersten Leben der Gesellschaft zu eng verwachsen war, als dass seine Fortdauer sich nicht erklären liesse.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Druidinnen</hi>, dem gallischen Priesterstand, angehörige Frauen. Ihre Hauptobliegenheiten beschränkten sich darauf, die Gestirne und die Eingeweide der Opferthiere zu befragen, gewissen Opfern vorzustehen, geheimnissvolle Gebräuche zu versehen und Orakel zu ertheilen. Ihre Gesetze waren übrigens seltsam und widersprachen sich oft. An einem Ort weihten sie sich einer fortwährenden Jungfräulichkeit; anderswo, obgleich verheirathet, verpflichteten sie sich zu langer Getrenntheit. Bei den Namneten wohnten auf einem der Inselchen, welche die Loire bei ihrer Mündung bildet, Priesterinnen, welche zu bestimmten Zeitpunkten selbst ihre Gatten auf dem festen Lande besuchten. Aber dieser Besuch geschah nur bei Nacht und musste vor der Morgendämmerung zu Ende sein. In ihren Festen, wo Blut floss, waren sie gezwungen, Mörderinnen oder Opfer zu sein. Manchmal wohnten sie nächtlichen Opfern bei, wo sie ganz nackt, eine Fackel in der Hand, mit schwarz gefärbtem Körper und verwirrten Haaren, sich in wahnsinnigem Taumel bewegten. Unter die berühmtesten D. zählte man die neun schrecklichen Jungfrauen der Insel Seyn an der Spitze von Armorica (auf der Küste Finisterre nicht weit von Sainte-Croix).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Druwen</hi> (Ind. M.), einer der berühmtesten Heiligen der indischen Legende, Sohn des Utanubaden und der Sunadi, und also einer der ältesten Menschen, denn sein Grossvater Suajambhu war der Stammvater des Menschengeschlechts. Utanubaden vermählte sich zum zweitenmal, und die Stiefmutter behandelte den Knaben so hart, dass er ihr entfloh und, damals erst fünf Jahre zählend, in einer Einöde ein beschauliches Leben führte. So ging er alle Stufen der Büsser durch, zu immer reinerer Anschauung der Gottheit gelangend, bis Wischnu selbst in eigener Portion ihm erschien, ihm die vollkommene Kenntniss der Vedas, ihr richtiges Verständniss und seine höchste Gnade schenkte. Er verliess nun nach des Gottes Willen die Wüste und trat als vollkommener Heiliger das Reich seines Vaters an, welches er 26,000 Jahre tadellos mit höchster Milde und Weisheit regierte, dann holte ihn Wischnu selbst in seinem Feuerwagen zum Himmel ab, wo er im Polarstern wohnt, um welchen sich seit dieser Zeit alle übrigen Sterne drehen, um ihm ihre Ehrfurcht zu bezeigen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Dryaden</hi> (Gr. M.), Gottheiten der Bäume, mit denen sie zugleich entstehen und vergehen, auch Hamadryaden genannt. Sie scheinen arcadischen Ursprungs zu sein, und begleiten nicht, wie andere Nymphen, Oreaden und Najaden, andere Gottheiten. Sie leben lange und altern nicht, geniessen ambrosische Speise, und tanzen mit den Göttern den Reigen, aber sie sterben mit ihren Bäumen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Dryalus</hi> (Gr. M.), ein Centaur, welcher bei dem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0244] druidischen Hierarchie drei verschiedene Classen: der unterste Rang war der der Barden, deren Obliegenheit es war; die nationalen Ueberlieferungen im Gedächtniss zu bewahren und die Helden zu besingen. Hierauf kamen die Ovaten, die Vermittler zwischen den D. und dem Volke; sie waren zur Verrichtung der Opfer und der Ausübung der äusseren Gottesverehrung bestimmt. Endlich über allen standen die D., mit ihrer Wissenschaft und ihrer höchsten Gewalt. Durch ihre Kenntnisse über die Masse des Volkes emporgehoben, wählten sie sich aus ihrer Mitte ein allgewaltiges Oberhaupt; diese Wahl geschah wahrscheinlich in ihrer feierlichen Versammlung, die einmal des Jahrs auf dem Gebiete der Carnuten zusammenberufen wurde an einem geheiligten Orte, der für den Mittelpunkt Galliens galt; und es war nicht selten, dass ein Bürgerkrieg daraus entstand. Selbst wenn der Druidismus nicht durch diese Spaltungen geschwächt worden wäre, so musste sein Wahlprinzip selbst ihn in Streit mit dem der Geburt bringen, für welches die Aristocratie kämpfte. Endlich musste noch das einsiedlerische Leben, das die meisten seiner Mitglieder gewählt zu haben scheinen, dazu beitragen, sie allmälig ihren Einfluss auf die Bevölkerung verlieren zu machen. Zur Zeit, als die gallischen Stämme vom Joche des fremden Eroberers bedroht waren, herrschte der Druidismus, obgleich im übrigen Lande geschwächt, noch in den beiden Bretagnen und in den Becken der Seine und Loire. Die Aeduer befanden sich an der Spitze der Partei, welche das Wahlprincip vertheidigte, d. h. die D. und die zeitweiligen Häupter des Volks. Aber die Arverner, die Sequaner und alle iberischen Völkerschaften Aquitaniens waren der Erblichkeit treu, d. h. dem System der Clanhäupter. Die Grausamkeiten des Siegers konnten allein die Anhänger dieses Systems mit den D. gegen ihn vereinigen. Das Zeichen zum Aufstand, den der Arverner Vercingetorix leitete, ging von dem druidischen Gebiete der Carnuten von Genabum aus. Als Gallien zur Ruhe gebracht war, liess der Druidismus, indem er seine Herrschaft auf die Volksmasse beschränkte, die Ehrgeizigen aus den höheren Classen die Religion der Römer annehmen; aber er wurde der Herd, wo sich die Hoffnungen der Vaterlandsfreunde wieder belebten. Er selbst bewahrte seine Thatkraft und seinen Fanatismus; er wusste beständig dem römischen Einflusse zu widerstehen, und dorthin flüchtete sich die gallische Nationalität. Augustus versuchte vergebens die blutigen Gebräuche dieses Cultus zu mildern. Unter Tiber war es ein Aeduer, Julius Sacrovir, der sich an die Spitze der Empörung der Gallier stellte. Auch wollte der Kaiser, nachdem er diese Empörung erstickt hatte, die ganze Secte der D. vertilgen: wirklich starben fast alle den Kreuzestod. Unter seiner Regierung und unter der von Claudius und Nero verfolgte der römische Feldherr Suetonius Paulinus die noch übrigen D. bis in ihre letzte Zufluchtsstätte, die Insel Mona (Anglesey). Dort war seit mehreren Jahrhunderten der geheimste Sitz des druidischen Cultus. Die Eroberung der Bretagne schien nur durch seine Ausrottung vollendet werden zu können. Als die Römer sich anschickten zu landen, sahen sie am Ufer einen Wald von Waffen und Kriegern. In den Reihen liefen Weiber mit aufgelösten Haaren, Fackeln in der Hand, rings herum standen die D., welche mit stolzer, unbeweglicher Haltung und zum Himmel erhobenen Armen mit Feierlichkeit schreckliche Verwünschungen aussprachen. Zuerst von Schrecken ergriffen, ermunterten sich die Römer wieder bei der Stimme ihrer Anführer und überwältigten die Bretonen. D., Priesterinnen, Krieger, Alles wurde niedergemacht oder verbrannt (61 n. Chr.). – Als Civilis gegen Vespasian die Waffen ergriff, gingen diese so lange verfolgten Priester noch einmal aus ihren Zufluchtsstätten hervor, um zu verkünden, dass das Reich der Gallier sich auf den Trümmern des Capitols erheben werde; aber die römische Civilisation hatte schon die gallischen Städte ergriffen. Nur ausserhalb der Städte, auf dem Lande, und besonders gegen Norden, hatte sich noch ein Rest von Nationalität mit dem Druidismus erhalten, der sich dorthin geflüchtet hatte. Auch Pescennius Niger glaubte nichts Besseres thun zu können, um sich volksthümlich zu machen, als, wie es heisst, alte Geheimnisse zu erwecken, welche ohne Zweifel die des Druidismus waren. Druidische Frauen sagten Marcus Aurelius, Diocletian und Alexander Severus die Zukunft voraus. Die volksthümliche Religion war noch nicht untergegangen, sie schlief unter der römischen Bildung, das Christenthum erwartend. Dieses, welches gegen das Ende des vierten Jahrhunderts in Armorica gepredigt wurde, erwarb sich zuerst nur wenige Anhänger: der Druidismus war geächtet, aber er bestand noch in den wenig oder gar nicht veränderten Denkmälern des alten Cultus, welche dem neuen als Symbol dienen sollten. Es war desshalb beinahe erfolglos, dass das im Jahr 658 gehaltene Concil von Nantes, indem es sich gegen die Anbetungen des Volks vor gewissen Eichen und gewissen in der Tiefe der Wälder verborgenen Steinen, vor denen man Feuerbrände anzündete und Opfergaben niederlegte, erhob, den armoricanischen Priestern befahl, diese heiligen Bäume herausreissen zu lassen, sie zu verbrennen, die Steine zu sammeln und sie an so verborgenen Orten zu vergraben, dass die Landleute sie nie wieder finden könnten. Diese Beschlüsse konnten nur sehr unvollkommen ausgeführt werden. Im neunten Jahrhundert sieht man Karl den Grossen gegen den Aberglauben und die Gebräuche des Druidismus zwei Capitularien schleudern, die ebenso wenig Erfolg hatten. Die langsame Wirkung einer vorgeschrittenen Civilisation, welche der Barbarei von Tag zu Tag mehr Boden abgewann, konnte allein wirksame Ergebnisse herbeiführen. Noch im siebenzehnten Jahrhundert war die Küste von Armorica und die Insel Ouessant u. s. w. in dem gröbsten Heidenthum befangen und es füllte maschinenmässig abergläubische Gebräuche, deren Sinn damals beinahe verloren, aber mit dem innersten Leben der Gesellschaft zu eng verwachsen war, als dass seine Fortdauer sich nicht erklären liesse. Druidinnen, dem gallischen Priesterstand, angehörige Frauen. Ihre Hauptobliegenheiten beschränkten sich darauf, die Gestirne und die Eingeweide der Opferthiere zu befragen, gewissen Opfern vorzustehen, geheimnissvolle Gebräuche zu versehen und Orakel zu ertheilen. Ihre Gesetze waren übrigens seltsam und widersprachen sich oft. An einem Ort weihten sie sich einer fortwährenden Jungfräulichkeit; anderswo, obgleich verheirathet, verpflichteten sie sich zu langer Getrenntheit. Bei den Namneten wohnten auf einem der Inselchen, welche die Loire bei ihrer Mündung bildet, Priesterinnen, welche zu bestimmten Zeitpunkten selbst ihre Gatten auf dem festen Lande besuchten. Aber dieser Besuch geschah nur bei Nacht und musste vor der Morgendämmerung zu Ende sein. In ihren Festen, wo Blut floss, waren sie gezwungen, Mörderinnen oder Opfer zu sein. Manchmal wohnten sie nächtlichen Opfern bei, wo sie ganz nackt, eine Fackel in der Hand, mit schwarz gefärbtem Körper und verwirrten Haaren, sich in wahnsinnigem Taumel bewegten. Unter die berühmtesten D. zählte man die neun schrecklichen Jungfrauen der Insel Seyn an der Spitze von Armorica (auf der Küste Finisterre nicht weit von Sainte-Croix). Druwen (Ind. M.), einer der berühmtesten Heiligen der indischen Legende, Sohn des Utanubaden und der Sunadi, und also einer der ältesten Menschen, denn sein Grossvater Suajambhu war der Stammvater des Menschengeschlechts. Utanubaden vermählte sich zum zweitenmal, und die Stiefmutter behandelte den Knaben so hart, dass er ihr entfloh und, damals erst fünf Jahre zählend, in einer Einöde ein beschauliches Leben führte. So ging er alle Stufen der Büsser durch, zu immer reinerer Anschauung der Gottheit gelangend, bis Wischnu selbst in eigener Portion ihm erschien, ihm die vollkommene Kenntniss der Vedas, ihr richtiges Verständniss und seine höchste Gnade schenkte. Er verliess nun nach des Gottes Willen die Wüste und trat als vollkommener Heiliger das Reich seines Vaters an, welches er 26,000 Jahre tadellos mit höchster Milde und Weisheit regierte, dann holte ihn Wischnu selbst in seinem Feuerwagen zum Himmel ab, wo er im Polarstern wohnt, um welchen sich seit dieser Zeit alle übrigen Sterne drehen, um ihm ihre Ehrfurcht zu bezeigen. Dryaden (Gr. M.), Gottheiten der Bäume, mit denen sie zugleich entstehen und vergehen, auch Hamadryaden genannt. Sie scheinen arcadischen Ursprungs zu sein, und begleiten nicht, wie andere Nymphen, Oreaden und Najaden, andere Gottheiten. Sie leben lange und altern nicht, geniessen ambrosische Speise, und tanzen mit den Göttern den Reigen, aber sie sterben mit ihren Bäumen. Dryalus (Gr. M.), ein Centaur, welcher bei dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/244
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/244>, abgerufen am 23.11.2024.