ein großer Triumph über selbstsüchtig Begeh¬ ren, und ich hoffe, du stehst am Ziel.
Es folgte eine himmelvolle Stunde trunk¬ ner Unterhaltung. Sie floh wie ein Augenblick. Dann mahnte Athania. Kein Flehen hielt Ini zurück. Sie erhob sich im mondbeleuchteten äthe¬ rischen Wagen, flog unter den Sternen hin, ei¬ nem Seraph ähnlich, in der Glorie aus Lunens Strahl gewunden, und schwand dann in blauer dunkler Ferne dem entwichenen Meteor gleich.
Guido empfand die Nacht und den folgenden Tag hindurch, nur den Nachklang der seligen Er¬ scheinung, alles um sich vergessend; dann er¬ mannte er sich, und drang wieder, um den schö¬ nen Preis kämpfend, ins Leben. --
Die Reise ging nun nach Frankreich. Es würde zu viele Zeit geraubt haben, noch länger in Deutschland zu weilen, ob gleich noch viel Sehenswerthes übrig blieb, das sie in München, Stuttgardt, Frankfurt u. s. w. hätten betrachten können, als besonders kluge Einrichtungen, Mo¬ numente alter trefflicher Fürsten, Volkfreuden. Doch sie mußten es, nach dem einmal gewähl¬ ten Plan, bei den größten Städten bewenden lassen.
ein großer Triumph uͤber ſelbſtſuͤchtig Begeh¬ ren, und ich hoffe, du ſtehſt am Ziel.
Es folgte eine himmelvolle Stunde trunk¬ ner Unterhaltung. Sie floh wie ein Augenblick. Dann mahnte Athania. Kein Flehen hielt Ini zuruͤck. Sie erhob ſich im mondbeleuchteten aͤthe¬ riſchen Wagen, flog unter den Sternen hin, ei¬ nem Seraph aͤhnlich, in der Glorie aus Lunens Strahl gewunden, und ſchwand dann in blauer dunkler Ferne dem entwichenen Meteor gleich.
Guido empfand die Nacht und den folgenden Tag hindurch, nur den Nachklang der ſeligen Er¬ ſcheinung, alles um ſich vergeſſend; dann er¬ mannte er ſich, und drang wieder, um den ſchoͤ¬ nen Preis kaͤmpfend, ins Leben. —
Die Reiſe ging nun nach Frankreich. Es wuͤrde zu viele Zeit geraubt haben, noch laͤnger in Deutſchland zu weilen, ob gleich noch viel Sehenswerthes uͤbrig blieb, das ſie in Muͤnchen, Stuttgardt, Frankfurt u. ſ. w. haͤtten betrachten koͤnnen, als beſonders kluge Einrichtungen, Mo¬ numente alter trefflicher Fuͤrſten, Volkfreuden. Doch ſie mußten es, nach dem einmal gewaͤhl¬ ten Plan, bei den groͤßten Staͤdten bewenden laſſen.
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ein großer Triumph uͤber ſelbſtſuͤchtig Begeh¬
ren, und ich hoffe, du ſtehſt am Ziel.
Es folgte eine himmelvolle Stunde trunk¬
ner Unterhaltung. Sie floh wie ein Augenblick.
Dann mahnte Athania. Kein Flehen hielt Ini
zuruͤck. Sie erhob ſich im mondbeleuchteten aͤthe¬
riſchen Wagen, flog unter den Sternen hin, ei¬
nem Seraph aͤhnlich, in der Glorie aus Lunens
Strahl gewunden, und ſchwand dann in blauer
dunkler Ferne dem entwichenen Meteor gleich.
Guido empfand die Nacht und den folgenden
Tag hindurch, nur den Nachklang der ſeligen Er¬
ſcheinung, alles um ſich vergeſſend; dann er¬
mannte er ſich, und drang wieder, um den ſchoͤ¬
nen Preis kaͤmpfend, ins Leben. —
Die Reiſe ging nun nach Frankreich. Es
wuͤrde zu viele Zeit geraubt haben, noch laͤnger
in Deutſchland zu weilen, ob gleich noch viel
Sehenswerthes uͤbrig blieb, das ſie in Muͤnchen,
Stuttgardt, Frankfurt u. ſ. w. haͤtten betrachten
koͤnnen, als beſonders kluge Einrichtungen, Mo¬
numente alter trefflicher Fuͤrſten, Volkfreuden.
Doch ſie mußten es, nach dem einmal gewaͤhl¬
ten Plan, bei den groͤßten Staͤdten bewenden
laſſen.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/244>, abgerufen am 21.11.2024.
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