Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

findungen, wozu, wie du weißt, auch andere
Summen vorhanden sind, unternehmende, aber
nicht bemittelten Bürger können Anleihen nach¬
suchen. Kurz auch hier ist wieder der rasche Zir¬
kelgang, des, die Dinge und den Kunstfleiß dar¬
stellenden, Metalles, Endzweck. Hätte die Vor¬
zeit die Wunder der Freiheit und Ruhe ahnen
können, traun, sie würde um einige Jahrhun¬
derte früher geeilt haben, den Thron der Ver¬
nunft zu erhöhn, und in einem Erdtheil, wo die
Menschen schon lange sich durch Bildung ähnlich
wurden, die unsinnigen Kriege einzustellen. Viel¬
leicht ging das aber auch nicht ehe an, bis der
Zeitgeist alles von selbst schönerer Reife entgegen
führte. Wie langer, vorbereitender Aufklärung,
bedurfte es unter andern zu dem großen Schritte,
die Religion an die Stelle der Kirchlichkeit zu
bringen. Freilich folgte er erst dem blutig ge¬
endeten Kampfe der Politik, und hätte ihm vor¬
ausgehen können, wodurch der Christenstaat
ohne jene schauderhaften Schlachten, wovon die
Geschichte meldet, zu gründen gewesen wäre.
Denn in der That, liest man einige alte Schrift¬
steller aus dem achtzehnten Jahrhundert, in deren
Köpfen bereits so viel Licht anbrach, kann man

findungen, wozu, wie du weißt, auch andere
Summen vorhanden ſind, unternehmende, aber
nicht bemittelten Buͤrger koͤnnen Anleihen nach¬
ſuchen. Kurz auch hier iſt wieder der raſche Zir¬
kelgang, des, die Dinge und den Kunſtfleiß dar¬
ſtellenden, Metalles, Endzweck. Haͤtte die Vor¬
zeit die Wunder der Freiheit und Ruhe ahnen
koͤnnen, traun, ſie wuͤrde um einige Jahrhun¬
derte fruͤher geeilt haben, den Thron der Ver¬
nunft zu erhoͤhn, und in einem Erdtheil, wo die
Menſchen ſchon lange ſich durch Bildung aͤhnlich
wurden, die unſinnigen Kriege einzuſtellen. Viel¬
leicht ging das aber auch nicht ehe an, bis der
Zeitgeiſt alles von ſelbſt ſchoͤnerer Reife entgegen
fuͤhrte. Wie langer, vorbereitender Aufklaͤrung,
bedurfte es unter andern zu dem großen Schritte,
die Religion an die Stelle der Kirchlichkeit zu
bringen. Freilich folgte er erſt dem blutig ge¬
endeten Kampfe der Politik, und haͤtte ihm vor¬
ausgehen koͤnnen, wodurch der Chriſtenſtaat
ohne jene ſchauderhaften Schlachten, wovon die
Geſchichte meldet, zu gruͤnden geweſen waͤre.
Denn in der That, lieſt man einige alte Schrift¬
ſteller aus dem achtzehnten Jahrhundert, in deren
Koͤpfen bereits ſo viel Licht anbrach, kann man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0260" n="248"/>
findungen, wozu, wie du weißt, auch andere<lb/>
Summen vorhanden &#x017F;ind, unternehmende, aber<lb/>
nicht bemittelten Bu&#x0364;rger ko&#x0364;nnen Anleihen nach¬<lb/>
&#x017F;uchen. Kurz auch hier i&#x017F;t wieder der ra&#x017F;che Zir¬<lb/>
kelgang, des, die Dinge und den Kun&#x017F;tfleiß dar¬<lb/>
&#x017F;tellenden, Metalles, Endzweck. Ha&#x0364;tte die Vor¬<lb/>
zeit die Wunder der Freiheit und Ruhe ahnen<lb/>
ko&#x0364;nnen, traun, &#x017F;ie wu&#x0364;rde um einige Jahrhun¬<lb/>
derte fru&#x0364;her geeilt haben, den Thron der Ver¬<lb/>
nunft zu erho&#x0364;hn, und in einem Erdtheil, wo die<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;chon lange &#x017F;ich durch Bildung a&#x0364;hnlich<lb/>
wurden, die un&#x017F;innigen Kriege einzu&#x017F;tellen. Viel¬<lb/>
leicht ging das aber auch nicht ehe an, bis der<lb/>
Zeitgei&#x017F;t alles von &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;nerer Reife entgegen<lb/>
fu&#x0364;hrte. Wie langer, vorbereitender Aufkla&#x0364;rung,<lb/>
bedurfte es unter andern zu dem großen Schritte,<lb/>
die Religion an die Stelle der Kirchlichkeit zu<lb/>
bringen. Freilich folgte er er&#x017F;t dem blutig ge¬<lb/>
endeten Kampfe der Politik, und ha&#x0364;tte ihm vor¬<lb/>
ausgehen ko&#x0364;nnen, wodurch der Chri&#x017F;ten&#x017F;taat<lb/>
ohne jene &#x017F;chauderhaften Schlachten, wovon die<lb/>
Ge&#x017F;chichte meldet, zu gru&#x0364;nden gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.<lb/>
Denn in der That, lie&#x017F;t man einige alte Schrift¬<lb/>
&#x017F;teller aus dem achtzehnten Jahrhundert, in deren<lb/>
Ko&#x0364;pfen bereits &#x017F;o viel Licht anbrach, kann man<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0260] findungen, wozu, wie du weißt, auch andere Summen vorhanden ſind, unternehmende, aber nicht bemittelten Buͤrger koͤnnen Anleihen nach¬ ſuchen. Kurz auch hier iſt wieder der raſche Zir¬ kelgang, des, die Dinge und den Kunſtfleiß dar¬ ſtellenden, Metalles, Endzweck. Haͤtte die Vor¬ zeit die Wunder der Freiheit und Ruhe ahnen koͤnnen, traun, ſie wuͤrde um einige Jahrhun¬ derte fruͤher geeilt haben, den Thron der Ver¬ nunft zu erhoͤhn, und in einem Erdtheil, wo die Menſchen ſchon lange ſich durch Bildung aͤhnlich wurden, die unſinnigen Kriege einzuſtellen. Viel¬ leicht ging das aber auch nicht ehe an, bis der Zeitgeiſt alles von ſelbſt ſchoͤnerer Reife entgegen fuͤhrte. Wie langer, vorbereitender Aufklaͤrung, bedurfte es unter andern zu dem großen Schritte, die Religion an die Stelle der Kirchlichkeit zu bringen. Freilich folgte er erſt dem blutig ge¬ endeten Kampfe der Politik, und haͤtte ihm vor¬ ausgehen koͤnnen, wodurch der Chriſtenſtaat ohne jene ſchauderhaften Schlachten, wovon die Geſchichte meldet, zu gruͤnden geweſen waͤre. Denn in der That, lieſt man einige alte Schrift¬ ſteller aus dem achtzehnten Jahrhundert, in deren Koͤpfen bereits ſo viel Licht anbrach, kann man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/260
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/260>, abgerufen am 22.11.2024.