sich schon über die Menge von Diamanten ge¬ wundert, welche ihm Ueberall zu Gesichte kam; die Frauen der niederen Klassen waren so da¬ mit bedeckt, daß man auf Spatziergängen nicht nach der Seite blicken konnte, wohin die Sonne schien, selbst die Dienstmädchen in seinem Pal¬ laste, trugen Haar, Ohren, Busen und Arme davon voll. Der Glaube, sie möchten unächt sein, fand die Widerlegung der Kenner, allein man benachrichtigte ihn: es sei in Paris ein Juwelenhändler vorhanden, der die edlen Steine um einen tief geringen Preis verkaufe, da¬ bei ein unerhört angefülltes Waarenlager hielt, und so auch den Pöbel in Stand setzte, den gepriesenen Schmuck zu tragen. Deshalb aber, wie man wohl denken kann, verschmähten ihn nun die Damen der feinen Welt, und sich ohne Juwelenschimmer zeigen, hieß glänzen.
Die andern Kleinodienverkäufer sahen sich zu Grunde gerichtet, feindeten ihren Nebenbuhler an, belangten ihn vor Gericht. Hier begriff auch Niemand, wie der Mann das Theure so wohlfeil losschlagen könne. Neue Prüfungen über die Güte seiner Steine folgten, sie schlu¬ gen abermal zu seinem Vortheil aus. Man
ſich ſchon uͤber die Menge von Diamanten ge¬ wundert, welche ihm Ueberall zu Geſichte kam; die Frauen der niederen Klaſſen waren ſo da¬ mit bedeckt, daß man auf Spatziergaͤngen nicht nach der Seite blicken konnte, wohin die Sonne ſchien, ſelbſt die Dienſtmaͤdchen in ſeinem Pal¬ laſte, trugen Haar, Ohren, Buſen und Arme davon voll. Der Glaube, ſie moͤchten unaͤcht ſein, fand die Widerlegung der Kenner, allein man benachrichtigte ihn: es ſei in Paris ein Juwelenhaͤndler vorhanden, der die edlen Steine um einen tief geringen Preis verkaufe, da¬ bei ein unerhoͤrt angefuͤlltes Waarenlager hielt, und ſo auch den Poͤbel in Stand ſetzte, den geprieſenen Schmuck zu tragen. Deshalb aber, wie man wohl denken kann, verſchmaͤhten ihn nun die Damen der feinen Welt, und ſich ohne Juwelenſchimmer zeigen, hieß glaͤnzen.
Die andern Kleinodienverkaͤufer ſahen ſich zu Grunde gerichtet, feindeten ihren Nebenbuhler an, belangten ihn vor Gericht. Hier begriff auch Niemand, wie der Mann das Theure ſo wohlfeil losſchlagen koͤnne. Neue Pruͤfungen uͤber die Guͤte ſeiner Steine folgten, ſie ſchlu¬ gen abermal zu ſeinem Vortheil aus. Man
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ſich ſchon uͤber die Menge von Diamanten ge¬
wundert, welche ihm Ueberall zu Geſichte kam;
die Frauen der niederen Klaſſen waren ſo da¬
mit bedeckt, daß man auf Spatziergaͤngen nicht
nach der Seite blicken konnte, wohin die Sonne
ſchien, ſelbſt die Dienſtmaͤdchen in ſeinem Pal¬
laſte, trugen Haar, Ohren, Buſen und Arme
davon voll. Der Glaube, ſie moͤchten unaͤcht
ſein, fand die Widerlegung der Kenner, allein
man benachrichtigte ihn: es ſei in Paris ein
Juwelenhaͤndler vorhanden, der die edlen Steine
um einen tief geringen Preis verkaufe, da¬
bei ein unerhoͤrt angefuͤlltes Waarenlager hielt,
und ſo auch den Poͤbel in Stand ſetzte, den
geprieſenen Schmuck zu tragen. Deshalb aber,
wie man wohl denken kann, verſchmaͤhten ihn
nun die Damen der feinen Welt, und ſich ohne
Juwelenſchimmer zeigen, hieß glaͤnzen.
Die andern Kleinodienverkaͤufer ſahen ſich zu
Grunde gerichtet, feindeten ihren Nebenbuhler
an, belangten ihn vor Gericht. Hier begriff
auch Niemand, wie der Mann das Theure ſo
wohlfeil losſchlagen koͤnne. Neue Pruͤfungen
uͤber die Guͤte ſeiner Steine folgten, ſie ſchlu¬
gen abermal zu ſeinem Vortheil aus. Man
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/264>, abgerufen am 22.11.2024.
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