war in die Hände von etwa Dreißigtausend Gläubigern der Nation zusammengeflossen. Ihre Zinsforderungen befriedigen zu können, wurden dem übrigen Volke unerhört drückende Gaben aufgelegt, Verarmung, Elend jeder Art, und endlich völlig erschlaffte Staatskraft, mußten die Folgen sein. Freilich retteten sich die Wohlha¬ benderen nach Bengalen, und späterhin, wie dir bekannt ist, nach Polinesien, wo das jetzt mäch¬ tige Reich durch sie gegründet, und mindestens die Kultur nach früherhin fast unbekannten Erd¬ gegenden, verbreitet wurde; doch die zurückblei¬ benden traf ein Anfangs hartes Loos, bis sie sich auch wieder zum gemessenen Streben er¬ mannten, und im freundlichen, auf ewigen inne¬ ren Frieden gegründeten Bund mit Europa, ein festeres Gedeihen als je fanden.
Die alte Paulskirche stand noch, sogar, wie¬ wohl verfallen, die Westminsterabtei. Ueber das, dem Brande von 1660 zum Andenken errichtete, Monument, hatte noch der Zahn der Zeit nichts vermocht.
Der Luxus war dem in Paris ähnlich, die Reisenden bezogen wieder einen Miethpallast der jenem nichts nachgab. Man hatte einen öffent¬
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war in die Haͤnde von etwa Dreißigtauſend Glaͤubigern der Nation zuſammengefloſſen. Ihre Zinsforderungen befriedigen zu koͤnnen, wurden dem uͤbrigen Volke unerhoͤrt druͤckende Gaben aufgelegt, Verarmung, Elend jeder Art, und endlich voͤllig erſchlaffte Staatskraft, mußten die Folgen ſein. Freilich retteten ſich die Wohlha¬ benderen nach Bengalen, und ſpaͤterhin, wie dir bekannt iſt, nach Polineſien, wo das jetzt maͤch¬ tige Reich durch ſie gegruͤndet, und mindeſtens die Kultur nach fruͤherhin faſt unbekannten Erd¬ gegenden, verbreitet wurde; doch die zuruͤckblei¬ benden traf ein Anfangs hartes Loos, bis ſie ſich auch wieder zum gemeſſenen Streben er¬ mannten, und im freundlichen, auf ewigen inne¬ ren Frieden gegruͤndeten Bund mit Europa, ein feſteres Gedeihen als je fanden.
Die alte Paulskirche ſtand noch, ſogar, wie¬ wohl verfallen, die Weſtminſterabtei. Ueber das, dem Brande von 1660 zum Andenken errichtete, Monument, hatte noch der Zahn der Zeit nichts vermocht.
Der Luxus war dem in Paris aͤhnlich, die Reiſenden bezogen wieder einen Miethpallaſt der jenem nichts nachgab. Man hatte einen oͤffent¬
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war in die Haͤnde von etwa Dreißigtauſend
Glaͤubigern der Nation zuſammengefloſſen. Ihre
Zinsforderungen befriedigen zu koͤnnen, wurden
dem uͤbrigen Volke unerhoͤrt druͤckende Gaben
aufgelegt, Verarmung, Elend jeder Art, und
endlich voͤllig erſchlaffte Staatskraft, mußten die
Folgen ſein. Freilich retteten ſich die Wohlha¬
benderen nach Bengalen, und ſpaͤterhin, wie dir
bekannt iſt, nach Polineſien, wo das jetzt maͤch¬
tige Reich durch ſie gegruͤndet, und mindeſtens
die Kultur nach fruͤherhin faſt unbekannten Erd¬
gegenden, verbreitet wurde; doch die zuruͤckblei¬
benden traf ein Anfangs hartes Loos, bis ſie
ſich auch wieder zum gemeſſenen Streben er¬
mannten, und im freundlichen, auf ewigen inne¬
ren Frieden gegruͤndeten Bund mit Europa, ein
feſteres Gedeihen als je fanden.
Die alte Paulskirche ſtand noch, ſogar, wie¬
wohl verfallen, die Weſtminſterabtei. Ueber das,
dem Brande von 1660 zum Andenken errichtete,
Monument, hatte noch der Zahn der Zeit nichts
vermocht.
Der Luxus war dem in Paris aͤhnlich, die
Reiſenden bezogen wieder einen Miethpallaſt der
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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