lichen Garten, wo das alte Eden nachgeahmt war und in der That Milch und Honig in Bä¬ chen floß. Es gab aber auch Teiche von Port¬ wein, Rum, Punsch, auf denen man in Nachen aus buntfarbigen Konchilienschalen oder edlen Metallen fuhr, Bäume von denen man leckere Konfituren pflückte, gebratene Vögel die in der Luft flogen (sie waren mit brennbarer Luft ge¬ füllt), gespickte Haasen, die umherliefen (eben so in Bewegung gesetzt), Puddings, Roßbeef¬ stücke, Hammern, Austern, Bifsteeks von gro¬ ßem Umfang, die Pilzen gleich aus der Erde wuchsen, (denn die Küche hatte unterirdische Gänge). Bisweilen regnete es Limonade, ha¬ gelte Zuckerwerk oder fror süßes Pistazien¬ eis. Der Eintritt in diesen Garten kostete aber, nach altem Münzfuß gerechnet, Hundert Guineen.
Auch hatte ein neuer Graham ein himmli¬ sches Bett aufgeschlagen. Wer nun die Beschrei¬ bung davon lesen wollte, mußte so viel zahlen, als für den Eintritt in jenen Lustgarten, dane¬ ben einen Eid schwören, nicht auszuplaudern. Guido las, ward von den Vorstellungen unend¬ lich zauberisch ergriffen. Der Lehrer sagte:
lichen Garten, wo das alte Eden nachgeahmt war und in der That Milch und Honig in Baͤ¬ chen floß. Es gab aber auch Teiche von Port¬ wein, Rum, Punſch, auf denen man in Nachen aus buntfarbigen Konchilienſchalen oder edlen Metallen fuhr, Baͤume von denen man leckere Konfituren pfluͤckte, gebratene Voͤgel die in der Luft flogen (ſie waren mit brennbarer Luft ge¬ fuͤllt), geſpickte Haaſen, die umherliefen (eben ſo in Bewegung geſetzt), Puddings, Roßbeef¬ ſtuͤcke, Hammern, Auſtern, Bifſteeks von gro¬ ßem Umfang, die Pilzen gleich aus der Erde wuchſen, (denn die Kuͤche hatte unterirdiſche Gaͤnge). Bisweilen regnete es Limonade, ha¬ gelte Zuckerwerk oder fror ſuͤßes Piſtazien¬ eis. Der Eintritt in dieſen Garten koſtete aber, nach altem Muͤnzfuß gerechnet, Hundert Guineen.
Auch hatte ein neuer Graham ein himmli¬ ſches Bett aufgeſchlagen. Wer nun die Beſchrei¬ bung davon leſen wollte, mußte ſo viel zahlen, als fuͤr den Eintritt in jenen Luſtgarten, dane¬ ben einen Eid ſchwoͤren, nicht auszuplaudern. Guido las, ward von den Vorſtellungen unend¬ lich zauberiſch ergriffen. Der Lehrer ſagte:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0288"n="276"/>
lichen Garten, wo das alte Eden nachgeahmt<lb/>
war und in der That Milch und Honig in Baͤ¬<lb/>
chen floß. Es gab aber auch Teiche von Port¬<lb/>
wein, Rum, Punſch, auf denen man in Nachen<lb/>
aus buntfarbigen Konchilienſchalen oder edlen<lb/>
Metallen fuhr, Baͤume von denen man leckere<lb/>
Konfituren pfluͤckte, gebratene Voͤgel die in der<lb/>
Luft flogen (ſie waren mit brennbarer Luft ge¬<lb/>
fuͤllt), geſpickte Haaſen, die umherliefen (eben<lb/>ſo in Bewegung geſetzt), Puddings, Roßbeef¬<lb/>ſtuͤcke, Hammern, Auſtern, Bifſteeks von gro¬<lb/>
ßem Umfang, die Pilzen gleich aus der Erde<lb/>
wuchſen, (denn die Kuͤche hatte unterirdiſche<lb/>
Gaͤnge). Bisweilen regnete es Limonade, ha¬<lb/>
gelte Zuckerwerk oder fror ſuͤßes Piſtazien¬<lb/>
eis. Der Eintritt in dieſen Garten koſtete<lb/>
aber, nach altem Muͤnzfuß gerechnet, Hundert<lb/>
Guineen.</p><lb/><p>Auch hatte ein neuer Graham ein himmli¬<lb/>ſches Bett aufgeſchlagen. Wer nun die Beſchrei¬<lb/>
bung davon leſen wollte, mußte ſo viel zahlen,<lb/>
als fuͤr den Eintritt in jenen Luſtgarten, dane¬<lb/>
ben einen Eid ſchwoͤren, nicht auszuplaudern.<lb/>
Guido las, ward von den Vorſtellungen unend¬<lb/>
lich zauberiſch ergriffen. Der Lehrer ſagte:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[276/0288]
lichen Garten, wo das alte Eden nachgeahmt
war und in der That Milch und Honig in Baͤ¬
chen floß. Es gab aber auch Teiche von Port¬
wein, Rum, Punſch, auf denen man in Nachen
aus buntfarbigen Konchilienſchalen oder edlen
Metallen fuhr, Baͤume von denen man leckere
Konfituren pfluͤckte, gebratene Voͤgel die in der
Luft flogen (ſie waren mit brennbarer Luft ge¬
fuͤllt), geſpickte Haaſen, die umherliefen (eben
ſo in Bewegung geſetzt), Puddings, Roßbeef¬
ſtuͤcke, Hammern, Auſtern, Bifſteeks von gro¬
ßem Umfang, die Pilzen gleich aus der Erde
wuchſen, (denn die Kuͤche hatte unterirdiſche
Gaͤnge). Bisweilen regnete es Limonade, ha¬
gelte Zuckerwerk oder fror ſuͤßes Piſtazien¬
eis. Der Eintritt in dieſen Garten koſtete
aber, nach altem Muͤnzfuß gerechnet, Hundert
Guineen.
Auch hatte ein neuer Graham ein himmli¬
ſches Bett aufgeſchlagen. Wer nun die Beſchrei¬
bung davon leſen wollte, mußte ſo viel zahlen,
als fuͤr den Eintritt in jenen Luſtgarten, dane¬
ben einen Eid ſchwoͤren, nicht auszuplaudern.
Guido las, ward von den Vorſtellungen unend¬
lich zauberiſch ergriffen. Der Lehrer ſagte:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/288>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.