Auch Athania, die edle Erzieherin, war zu scharfsichtig, um nicht Ini bald aus ihren Um¬ gestaltungen zu errathen, wenn ihr gleich der Jüngling ihrer Liebe noch ein Geheimniß blieb.
Doch da die Liebenden sich nachher öfter zu¬ sammenstahlen, konnten sie der forschenden Be¬ obachtung nicht entgehen. Beide Alten waren schnell mit ihrem Glauben aufs Reine und bei einer Zusammenkunft entstand folgendes Ge¬ spräch.
Gelino. Werthe Athania, mein Zögling scheint Ini zu lieben.
Athania. Eben wollte ich dir meine Be¬ merkungen über diesen Gegenstand vortragen.
Gelino. Ich gerathe in keine kleine Verle¬ genheit. Wohl hat diese Liebe, ohne Zweifel die erste, und eben so gewiß auf eine würdige Art erwiedert, Veredlung im Gefolge, dennoch muß ich darauf sinnen, wie sie am bequemsten zu hindern sei.
Athania. Harte Strenge gegen die jungen Seelen.
Gelino. Aber nothwendig. Der Kaiser nimmt sich meines Guido, den er hier kennen lernte, an, hat mir bei seiner letzten Gegenwart ver¬
Auch Athania, die edle Erzieherin, war zu ſcharfſichtig, um nicht Ini bald aus ihren Um¬ geſtaltungen zu errathen, wenn ihr gleich der Juͤngling ihrer Liebe noch ein Geheimniß blieb.
Doch da die Liebenden ſich nachher oͤfter zu¬ ſammenſtahlen, konnten ſie der forſchenden Be¬ obachtung nicht entgehen. Beide Alten waren ſchnell mit ihrem Glauben aufs Reine und bei einer Zuſammenkunft entſtand folgendes Ge¬ ſpraͤch.
Gelino. Werthe Athania, mein Zoͤgling ſcheint Ini zu lieben.
Athania. Eben wollte ich dir meine Be¬ merkungen uͤber dieſen Gegenſtand vortragen.
Gelino. Ich gerathe in keine kleine Verle¬ genheit. Wohl hat dieſe Liebe, ohne Zweifel die erſte, und eben ſo gewiß auf eine wuͤrdige Art erwiedert, Veredlung im Gefolge, dennoch muß ich darauf ſinnen, wie ſie am bequemſten zu hindern ſei.
Athania. Harte Strenge gegen die jungen Seelen.
Gelino. Aber nothwendig. Der Kaiſer nimmt ſich meines Guido, den er hier kennen lernte, an, hat mir bei ſeiner letzten Gegenwart ver¬
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[21/0033]
Auch Athania, die edle Erzieherin, war zu
ſcharfſichtig, um nicht Ini bald aus ihren Um¬
geſtaltungen zu errathen, wenn ihr gleich der
Juͤngling ihrer Liebe noch ein Geheimniß blieb.
Doch da die Liebenden ſich nachher oͤfter zu¬
ſammenſtahlen, konnten ſie der forſchenden Be¬
obachtung nicht entgehen. Beide Alten waren
ſchnell mit ihrem Glauben aufs Reine und bei
einer Zuſammenkunft entſtand folgendes Ge¬
ſpraͤch.
Gelino. Werthe Athania, mein Zoͤgling
ſcheint Ini zu lieben.
Athania. Eben wollte ich dir meine Be¬
merkungen uͤber dieſen Gegenſtand vortragen.
Gelino. Ich gerathe in keine kleine Verle¬
genheit. Wohl hat dieſe Liebe, ohne Zweifel
die erſte, und eben ſo gewiß auf eine wuͤrdige
Art erwiedert, Veredlung im Gefolge, dennoch
muß ich darauf ſinnen, wie ſie am bequemſten
zu hindern ſei.
Athania. Harte Strenge gegen die jungen
Seelen.
Gelino. Aber nothwendig. Der Kaiſer nimmt
ſich meines Guido, den er hier kennen lernte,
an, hat mir bei ſeiner letzten Gegenwart ver¬
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/33>, abgerufen am 03.12.2024.
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